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Veritas

Titel: Veritas
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi
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ff).
    Die Nachricht von der Erkrankung des Grand Dauphins von Frankreich traf am 14. April 1711 ein – derselbe Tag, an dem Cloridia dem Schornsteinfeger und Atto die Gazette mit der Nachricht überreicht.
    Auch in Peniceks Beschreibung von Ungarn ist nichts erfunden. Sein Bericht spiegelt in allen Einzelheiten die zeitgenössischen Quellen aus der Zeit zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert wider. Vgl. Casimir Freschot, Idea generale del regno d’Ungheria , sua descrittione , costumi , regni , e guerra (Allgemeine Vorstellung des Königreichs Ungarn , seine Beschreibung seine Sitten , Regierungen und Kriege) , Venedig 1684.
    Die Informationen über die Verbreitung der italienischen Sprache in Wien sind belegt bei Stefano Barnabe, Teutsche und Italianische Diseurs , Wien 1660 und: ders., Unterweisung Der Italienischen Sprach , Wien 1675. Siehe dazu vor allem die ausgezeichnete Arbeit von Michael Ritter, Man sieht der Sternen Königglantzen , Wien 1999, S. 9. Ritter bestätigt, dass das Italienische in Wien nicht nur die offizielle Sprache des Hofes war, wie der Schornsteinfeger erzählt, sondern sogar das vorherrschende Idiom tout court .
    Kardinal Kollonitsch («Collonitz» ist die alte Schreibweise) gehörte wirklich zu den Stützpfeilern des Wiener Widerstandes gegen die Türken, wie Gaetano Orsini berichtet, und er stand tatsächlich in engem Kontakt zur Familie des Papstes Innozenz XI. Odescalchi, des Finanziers der christlichen Heere, die in der Schlacht vom 12. September 1683 triumphierten (vgl. die historischen Anmerkungen im Anhang von Monaldi & Sorti, Imprimatur , München 2003).
    Details über das Lokal, wo Hristo Hadji-Tanjov Schach spielte, bestätigen Michael Ehn und Ernst Strouhal, Luftmenschen . Die Schachspieler von Wien 1700-1938 , Wien 1998.
    Das Wiennerische Diarium wurde tatsächlich, wie der Schornsteinfeger erzählt, in dem Rother Igel genannten Häuschen verkauft. Nach dem Historischen Lexikon Wien von Felix Czeike (Wien 2004, III, S. 300) befand sich die Redaktion des Wiennerischen Diariums erst ab 1721 im Rothen Igel. Freilich liest man schon in den Ausgaben des Wiennerischen Diariums von 1711: «Zu finden im Rothen Igel».
DIE WIENER UND IHRE GESCHICHTE
    Die Wiener – Historiker, Gelehrte, Professoren, doch auch einfache Leute und Bewohner der Umgebung Wiens – sind äußerst empfindlich bei allem, was die Habsburger betrifft: Wehe, wenn man auch nur die kleinste Kritik an dem edlen kaiserlichen Geschlecht übt! Joseph und Karl liebten sich inniglich, Prinz Eugen müsste heiliggesprochen werden, der Widerstand der Belagerten im Jahr 1683 war in jeder Hinsicht heroisch. Während Onno Klopp sich, wie wir sahen, von dieser vorherrschenden Meinung distanziert und trotzdem als ein großer Historiker gilt, ist Arneth häufig unzuverlässig. Zum Beispiel entnimmt er die Informationen über den Tod Josephs I. der Biographie Wagners – eines Jesuiten! –, irrt sich im Datum der Abreise des Agas aus Wien (siehe oben) und versucht ständig, den Leser davon zu überzeugen, dass Joseph I. nur Liebe und Eintracht entgegengebracht wurde. Entsprechend beschreibt Arneth den vermeintlichen Schmerz Karls über die Nachricht vom Tode des Bruders in leidenschaftlichen Tönen und berichtet, Joseph habe sich sterbend von der «vielgeliebten Gattin» verabschiedet, verschweigt aber die Schikanen, denen seine junge Geliebte, die Gräfin Marianna Pálffy, ausgesetzt war.
    In Wien wird noch heute jeder, der es wagt, der rosarot gefärbten Vulgata zu widersprechen, brüsk zum Schweigen gebracht, als handele es sich um aktuelle Politik (unter undemokratischen Bedingungen) und nicht um langvergangene Geschichte. Das ist das kleine Manko der Wiener, doch auch ihre schätzenswerteste Eigenschaft: Bei ihnen ist immer alles in Ordnung, und wehe dem, der wagt, etwas anderes zu behaupten, vor allem, wenn er Ausländer ist. Die gute und bei weitem wichtigere Seite daran ist, dass es den Wienern dank dieser Überzeugung und durch unermüdliche Werbung für ihre heile Welt in gewissem Maße gelungen ist, sie vor dem zerstörerischen Zugriff unserer rohen Zeiten zu bewahren. Das Ergebnis ist, dass man heute in keiner anderen Großstadt der Welt besser lebt als in Wien. Dies ist ein Aspekt, den Schriftsteller, die Österreich so scharf kritisieren wie zum Beispiel Elfriede Jelinek, stärker berücksichtigen sollten. Und es sind die Worte zweier Autoren, die von ihrem geliebten Vaterland Italien ins Exil getrieben wurden. Wir
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