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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
Autoren: Kathy Felsing
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krachten auf den Boden und das Geräusch von kratzenden Krallen auf Holz mischte sich mit Simbas Stimme.
    „Gegner am Boden!“
    Langsam drehte sie sich um. Unsichtbare menschliche Fesseln hielten die strampelnde und um sich tretende Sally fest, krallenbewehrte Finger drückten Ben Ogan um die Kehle gelegt am Boden fest. Weitere Männer kletterten durch das Fenster, die Kommode vor der Tür wurde zur Seite geschoben und aus dem Flur strömten Einsatzkräfte in den Raum. Jemand übernahm die Sicherung der Geschwister und Simba stürzte auf sie zu, legte seine Arme um sie und die Mädchen, die Reese weiterhin fest an sich gedrückt hielt.

    Simba strömte das Herz über vor Erleichterung. In den vergangenen Minuten hatte er sich bändigen müssen wie nie zuvor in seinem Leben. Als Reese das Messer durch den Raum warf, wäre er fast losgeschossen und hätte der Situation ein Ende bereitet, hätte nicht eine Stimme ihn zurückgehalten, die ihn wie ein unzerreißbares Band aus Tausenden Meilen Entfernung im Zaum hielt.
    „Hör den Menschen zu“
, hatte Nani-ji ihm beigebracht.
„Und dann erhebe deine Stimme und sorge für Gerechtigkeit. Ob es dich selbst betrifft oder andere. Aber zuvor musst du zuhören. Wer Ungerechtigkeit zulässt und den vermeintlich Schuldigen nicht zu Wort kommen lässt, versündigt sich gegen die Menschlichkeit.“
Damals hatten diese Worte ihm sagen sollen, dass er nicht so hart über Maa Jaisi und Pitâji urteilen solle, über den Dorfältesten und die Nachbarn, die schweigend zugesehen hatten, dass seine Eltern ihn verstießen.
„Aber wie soll ich zuhören, wenn sie tot sind?“
, hatte er erwidert. Sie konnten ihm ihre Sicht der Dinge nicht mehr erklären, nie mehr.
    Langsam wurde ihm bewusst, was Nani-ji ausdrücken wollte. Sein Herz sagte es ihm mit jedem pochenden Schlag. Die Schuldigen waren nicht seine Eltern, es waren die Umstände, die sie zu Tätern hatten werden lassen. Chancenlos. Sie hätten Hilfe gebraucht. Hinter ihrer Handlungsweise standen andere Verantwortliche, denen die wahre Schuld zugeschrieben werden musste. Es musste Menschen geben, die die Wahrheit ans Licht brachten.
    Simba spürte, dass er sich mehr und mehr einer neuen Aufgabe verpflichtet fühlte. Er würde sich einer Diskussion mit Max stellen müssen.
    Was die Schuld betraf, verhielt es sich mit Sally und Ben Ogan ähnlich. Auch sie waren von Opfern zu Tätern geworden, ohne eine Chance erhalten zu haben. In dieser Hinsicht prallten kontroverse Ansichten aufeinander, darüber war sich Simba bewusst. Es würde nahezu so hart sein wie eine Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern der Todesstrafe. Sich gegen die Meinung einer voraussichtlichen Mehrheit auszusprechen, die Ben und Sally verurteilen würden, verhieß Anstrengung.
    Verständnis und Mitleid für die misshandelten Seelen der Kinder würden sie aufbringen, aber nicht für die Menschen, die aus ihnen geworden waren. Einerseits verständlich, andererseits nicht. Er hörte schon die ersten Argumente, doch dann versank sämtliche Anspannung in Bedeutungslosigkeit.
    Er presste sein Gesicht in Reeses Haar, ließ nur widerwillig los, als jemand ihn aufforderte, die Sanitäter an die Mädchen heranzulassen. Seine Muskeln schmerzten noch immer von der Anstrengung der Minuten, in denen er sich sprungbereit an den Ast geklammert hatte, ehe er in einem einzigen Satz mit den Füßen voran in die Blockhütte gesprungen war. Er wartete, bis die Mädchen versorgt waren und hinausgetragen wurden, dann nahm er Reese auf die Arme und ging hinterher.
    Sally und Ben Ogan hatte McGee mit dem ersten Hubschrauber abtransportieren lassen. Der nächste stand für die G.E.N. Bloods bereit und auch Natana würde mitfliegen. Sie hatte sich geweigert, sich in ein Krankenhaus bringen zu lassen, ehe sie nicht ihre Mom und ihren Dad gesehen hatte, aber erst, nachdem Reese sie untersucht hatte und ihr Okay gab, wurde ihr der Wunsch gestattet. Die giftigen Blicke der Kleinen brachten Simba wider Willen zum Lachen. Sie hatte Reeses Augen und er las darin die gleiche Dickköpfigkeit. Er mochte sich nicht ausmalen, welche Diskussion entbrannt wäre, hätte Reese Nein gesagt.
    Im Hubschrauber lehnte sich Reese mit dem Rücken an seine Brust, während sie Natana in den Armen hielt und sich erzählen ließ, was passiert war. Nach und nach stellte Simba immer mehr Ähnlichkeiten der charakterstarken Frauen fest. Der Mann, der Natana einmal erobern würde, durfte sich schon jetzt warm
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