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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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räumte das Feld und schüttelte bedauernd den Kopf.
    Wo waren die beiden Polizisten, die sie abgeführt hatten? Dühnfort entdeckte sie ein Stück weit entfernt bei einem halben Dutzend ihrer Kollegen, die sich schützend um sie gescharrt hatten. Der eine hielt mit zitternden Händen einen Becher und schaffte es nicht, ihn zum Mund zu führen. Der andere war kreidebleich. Zwei Pickel prangten am Kinn. Er führte offenbar das große Wort. Die Gruppe verstummte. Acht Augenpaare hefteten sich auf Dühnfort.
    »Wie ist das passiert?«, herrschte er den Pickeligen an. »Habe ich mich etwa nicht klar und deutlich ausgedrückt! Suizidgefährdet! Habe ich das gesagt oder nicht! Spreche ich etwa Chinesisch! Herrgott!«
    »Es ging alles so schnell«, begann der Pickelige. »Als wir an dem Fenster vorbeikamen … Sie ist einfach darauf zugelaufen, hat sich aufs Fensterbrett gesetzt, die Beine rübergeschwungen, und weg war sie.«
    Und weg war sie!
    Seine Wut fiel ebenso schnell in sich zusammen, wie sie gekommen war. Einen Moment lang fühlte er Leere. Er hatte keine Lust auf Erklärungen und Rechtfertigungen. Diese halbe Portion war ihnen entwischt, obwohl er darauf hingewiesen hatte, dass genau das passieren könnte, was nun passiert war. Er mochte nicht mehr. Er war all dessen überdrüssig. Er ließ sie einfach stehen.

95
    Drei Tage hatten sie jetzt damit zugebracht, den Fall, so weit es ging, aufzudröseln und abzuschließen. Ein paar Fragen würden sich nicht mit Sicherheit klären lassen, denn Marlis Schäfer hatte es vorgezogen zu schweigen, und zwar endgültig. Tinos Entsetzen darüber konnte Alois nicht so ganz teilen. Es war ihre Entscheidung gewesen. Sie war ein freier Mensch mit freiem Willen. Wobei das mit dem Ende der Freiheit absehbar gewesen war. Offenbar hatte sie keinen anderen Ausweg gesehen. Natürlich war das ein tragischer, unumkehrbarer Entschluss, den sie da gefasst und sofort in die Tat umgesetzt hatte, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Und bei der einzigen. Auf den anderen Fluren waren die Fenster bereits geschlossen gewesen. Sie musste restlos verzweifelt gewesen sein, doch Alois’ Mitleid mit ihr hielt sich in Grenzen. Sie hatte kaltblütig und vorsätzlich einen Menschen erschossen … Nein, einfach abgeknallt, und das ganz ohne Beweise, mit nichts in der Hand als einem lächerlichen Indiz, das einer Überprüfung nicht standgehalten hätte. Doch diese Mühe hatte sie sich gar nicht erst gemacht.
    Frauen. Alois kannte so viele. Er liebte sie und sie liebten ihn, und doch waren sie ihm ein Rätsel. Am schlimmsten waren Mütter. Wenn es um die Kinder ging, wurden sie unberechenbar und manchmal zu reißenden Bestien.
    Doch nun war der Fall gelöst, abgehakt, der Abschlussbericht geschrieben. Es war Sonntagmittag, und Alois spurtete durchs Treppenhaus hoch zu Evis Wohnung, um sie und Simon zum Segeln und Grillen am Starnberger See abzuholen. Auf Tinos Boot war er schon gespannt. Bisher kannte er es nur vom Hörensagen.
    Seit ein paar Tagen war Simon wieder daheim. Die Virusinfektion war ausgeheilt. Die Sache mit dem Herzen , wie Alois das gerne für sich umschrieb, war zu seiner großen Beruhigung ein einmaliges Ereignis geblieben, der Herzrhythmus war wieder stabil und normal. Der Junge sollte sich noch schonen, aber es ging ihm gut, und dafür empfand Alois eine tiefe Dankbarkeit. Auch wenn er nicht wusste, wem er danken sollte. Gott oder Konfuzius? Dieser Koryphäe jedenfalls nicht. Dr. Niklas Welte und er würden mit Sicherheit niemals beste Kumpel werden.
    Natürlich hatte Welte es sich nicht nehmen lassen, seinen kleinen Patienten bei der Entlassung selbst zu verabschieden. Als Alois kam, um Evi und Simon abzuholen, strich der Arzt schon wieder um sie herum und sprach über eine Ausstellung, die demnächst eröffnet wurde. Als Fördermitglied des Museums war er natürlich zu diesem Event eingeladen. Mister Wichtig eben. Und Evi ließ sich davon beeindrucken und fragte nach dem Künstler, dessen Installationen präsentiert wurden. Seit wann interessierte sie sich für Kunst? Oder war sie einfach nur höflich gewesen? Jedenfalls hatte Alois zum Aufbruch gedrängt, Simon huckepack genommen und sich die Reisetasche mit dessen Sachen gegriffen. Bis Evi zum Auto nachgekommen war, hatte es noch ein paar Minuten gedauert. Was sie wohl mit Welte besprochen hatte? Alois wusste es nicht, denn er hatte nicht gefragt, und eigentlich konnte es ihm egal sein. Er wollte von Evi nichts. Außer gut
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