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Verdammt

Verdammt

Titel: Verdammt
Autoren: Kristin Cast , Alyson Noël , Kelley Armstrong , Richelle Mead , Francesca Lia Block
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gespielt und den jungen Mann gerettet hätte, ich war ja nicht komplett schwachsinnig. Zwei Bewaffnete gegen ein sechzehnjähriges Mädchen? Kampfkunstexpertin hin oder her, die Chancen standen
nicht hoch genug zu meinen Gunsten, um es zu riskieren. Lieber zur Verstärkung Marguerite holen.
    Ich rutschte auf dem Ast zurück. Er knarrte … und diesmal hörten es die beiden Männer.
    Eine Pistole schwang in meine Richtung. Ich sprang auf den nächsten Baum und bekam einen Ast zu fassen. Dann machte sich mein Gewicht bemerkbar, und der Ast gab ein lautes Knacken von sich.
    Ich plumpste mitten auf einen von Neils Entführern. Er brach zusammen, und ich ging mit ihm zu Boden. Neil trat dem anderen in die Kniekehlen, sodass er ins Straucheln kam. Ein brutaler Tritt ans Kinn ließ ihn rückwärtstaumeln.
    Mein Gegner war schnell gefallen, doch er blieb nicht unten. Wir rollten auf der Erde hin und her, wobei er versuchte, an seine Waffe zu kommen, und ich versuchte, meine Reißzähne in ihn zu bohren. Schließlich erreichten wir beinahe gleichzeitig unser Ziel. Seine Waffe war schneller. Meine war beängstigender, und als meine Zähne in seinem Fleisch versanken, brach er in Panik aus und schoss wild in die Gegend, wobei mir eine Kugel dicht am Arm vorbeiflog. Es war der letzte Schuss, den er abgab.
    Neils Gegner machte ihm sogar noch mehr Ärger. Wenn man beide Hände auf den Rücken gefesselt hat, ist das wohl so. Ich schaltete mich ein. Es war ein kurzer Kampf. Ich musste nur meine bluttriefenden Reißzähne präsentieren, und man hätte glauben können, ich sei ein hungriger Tiger mit einem Gebiss, das geeignet ist, ihm den Arm abzureißen. Der Typ machte einen Rückzieher. Neil trat ihm die Waffe aus der Hand, und ich sprang ihn an. Partie beendet.

    Als ich mich erhob, nachdem ich den zweiten Mann sediert hatte, fragte mich Neil leise: »Warum?«
    »Weil sie Arschlöcher sind«, sagte ich und ging auf ihn zu, um ihn loszubinden. »Gierige Arschlöcher.«
    »Das hab ich nicht gemeint.«
    Er sah mich auf eine Weise an, die mir sagte, dass ich wissen müsse, was er meinte – warum wollte ich nicht trinken?
    Ich starrte auf den Bewusstlosen hinab. Ja, warum eigentlich nicht? Hier war sie – meine letzte Chance zu erfahren, ob es einen Unterschied machte. Bei Chad hatte ich sagen können, dass es mir nicht behagte, an jemandem zu saugen, den ich kannte. Es behagte mir nicht, wie es nach Rache roch. Und es behagte mir auch nicht, dass es mich genau zu der Art von blutsaugendem Monster machte, für das er mich hielt.
    Aber warum nicht diese Typen? Weil ich nicht von Neil gesehen werden wollte? In den paar Minuten, als ich dachte, er hätte mich verraten, begriff ich, wie sehr ich mir wünschte, dass er mit mir, mit dem, was ich war, einverstanden war. Dass jemand meines Alters sagte: »Ich weiß, was du bist, und es stört mich nicht.«
    Würde ich so weiterleben? Mich dafür schämen, was ich war? Gezwungen, das Schlimmste daran zu verbergen, selbst vor jemandem, der die Wahrheit kannte? Nein. Ich war nach wie vor dieselbe Person, die ich immer gewesen war, und wenn Leute wie Neil mit den hässlicheren Aspekten meines neuen Lebens nicht zurechtkamen, konnte ich das nicht ändern. Und ich musste es auch nicht ändern. Was mit mir geschehen war, war nicht meine Schuld.
    »Ich mach’s lieber doch«, sagte ich.

    »Ja, mach’s lieber doch.«
    »Passt du …« Ich räusperte mich. »Passt du auf? Ich meine, nicht auf mich, sondern auf ihn, damit er nicht in Gefahr gerät. Dass ich es nicht … übertreibe?«
    »Gute Idee.«
    Ich beugte mich über den Mann und postierte mich so, dass Neil seine Lebenszeichen beobachten konnte, ohne mich saugen zu sehen. Peinlich. Und auch dumm, denn sowie ich zu trinken begann, vergaß ich es. All diese Becher voll aufgewärmtem Blut waren wie altbackene Donuts. Das hier war es, wonach es mich verlangte. Was ich brauchte. Es war nicht nur eine Mahlzeit. Es war … Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Wie wenn man das beste Essen isst, das man sich vorstellen kann, während man auf dem allerbequemsten Stuhl sitzt und seine Lieblingsmusik hört.
    Ich war so darin vertieft, dass ich alle Vorsicht fahren ließ. Der Mann unter mir war keine Person. Er war nicht einmal Nahrung. Er existierte überhaupt nicht mehr. Ich war von dem Erlebnis völlig gefangen, und als das endlich nachließ und ich begriff, was ich tat, sprang ich so schnell zurück, dass ihm das Blut aus der
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