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Verdammt (German Edition)

Verdammt (German Edition)

Titel: Verdammt (German Edition)
Autoren: Kelley Armstrong , Francesca Lia Block , Alyson Noël , Richelle Mead , Kristin Cast
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genau wie er werden. Die arme Mutter , hieß es.
    Paul Michael trottete die glühende Straße entlang zur Schule. Die Tage waren lang und heiß, und er verbrachte sie damit, vom Planeten Trellibrium zu träumen. Jetzt träumte er auch von Lilith. Sie saß im Schneidersitz unter einem der wenigen Jacarandabäume, die auf den Campus gepflanzt worden waren, und trug – trotz der Hitze – eine schwarze Rollkragen-Tunika, Leggings und Stiefel und spielte auf ihrer Gitarre. Sie sah so cool aus, als wäre es zwanzig Grad kälter. Das dunkle Haar fiel ihr so übers Gesicht, dass Paul Michael nur ihr kleines, energisches Kinn, ihre Filmstarlippen und einen Teil ihrer hohen, bleichen Wangen sehen konnte. Ihre Finger mit den schwarz lackierten Nägeln legten sich lang über die Gitarrensaiten, und Paul Michael stellte sich vor, wie sie ihn berührten. Er hatte sich sorgfältig die Haare gewaschen und zum ersten Mal seit Wochen Deo benutzt. Er trug sogar ein frisches T-Shirt.
    Carter und Kirk gingen an ihm vorbei, und Carter spuckte dicht neben Paul Michaels Schuh auf den Boden. Ein wenig Spucke flog davon und landete als weißer Funke auf dem abgeschabten braunen Leder.
    »Siehst gut aus, Mann. Hast ja sogar geduscht«, sagte Carter.
    Kirk schnaubte. »Ich riech ihn nicht.«
    »Haste ne Freundin oder so?«
    Paul Michael kritzelte hektisch in sein Buch, nichts als Nonsensworte in winziger, unlesbarer Schrift. In Trellibrium war Prinzessin Namalie Galamara den bösen Pharmatronen in die Hände gefallen.
    Carter und Kirk wollten nicht weggehen. Sie waren kleiner als er, doch Paul Michael wusste, dass sie ihm das Gesicht zertrümmern konnten, wenn sie wollten. Er zwang sich aufzublicken und sah, wie Lilith ihn musterte. Fast unmerklich nickte sie. Hatte er sich das nur eingebildet? Sein Herz jagte Blut durch seine Adern.
    Hatte sie?
    Ja.
    Lilith war aufgestanden. Sie legte ihre Gitarre ins Gras. Dann setzte sie ihren schwarzen Sonnenhut und die dunkle Brille auf. Carter und Kirk sahen sich an und lachten nervös. Lilith kam auf ihren schwarzen Wildlederstiefeln herübergestakst und baute sich vor den Jungen auf. Carter und Kirk wichen vor ihr zurück. Sie fuhr mit den Fingern über Paul Michaels Haare, nahm die langen Strähnen in die Hand und zog sachte daran, sodass sein Kopf nach hinten kippte und er zu ihr aufsah. Seine Augen waren blau mit nadelstichgroßen Pupillen, und ihre waren rabenschwarz, ausgehungert.
    Ein Raubtier, dachte Paul Michael. Sie hat Raubtieraugen. Schwarze Monde.
    In Trellibrium machte sich Norser bereit, Namalie zu retten.
    Ich komme dich holen, sagte Lilith. Bald. Dann fügte sie hinzu: Du brauchst keine Angst zu haben.
    Er hatte ihre Stimme nicht wirklich gehört, doch er wusste, was sie ihm telepathisch übermittelt hatte, genau wie Namalie mit Norser »sprach«.

Sukkubus
    Paul Michael lag im Dunkeln im Bett. Beim Einschlafen hatte er an Lilith gedacht. Sie war davongelaufen, nachdem sie ihn so an den Haaren gezogen hatte, und seitdem hatte er sie nicht mehr gesprochen.
    »Komm rein«, sagte er laut im Schlaf. Es war bekannt, dass er im Schlaf sprach und sogar manchmal aufstand und herumlief. Einmal hatte ihn seine Mutter nackt am Fuß ihres Betts entdeckt, wobei er sie auf eine Weise anstarrte, dass ihr angeblich das Blut in den Adern gefroren sei. Und so schenkte sie ihm den Anhänger mit den Erzengeln und schloss von da an nachts ihre Schlafzimmertür zu.
    Er verspürte einen Druck auf der Brust und schlug nach Luft schnappend die Augen auf.
    Lilith hockte auf seiner Brust, die Füße auf dem Bett und die Ellbogen auf den Knien, das Kinn auf die Hände gestützt. Er begriff, dass er unter all den Kleidern nie ihre Haut gesehen hatte. Sie war so weiß, dass sie blassblau schimmerte. Lilith hatte einen langen Hals, lange, anmutige Arme und ein fein geschwungenes Schlüsselbein, das aussah wie ein Vogel im Flug. Ihre schwarzen Augen starrten ihn hungrig an, und man sah ihre Zähne. Sie verlagerte das Gewicht und trommelte mit ihren langen Fingernägeln sachte gegen seinen Adamsapfel. Dann beugte sie sich
über ihn und wiegte sich so hin und her, dass ihr glänzend schwarzes Haar sein Gesicht streichelte.
    Paul Michael konnte kaum atmen. Er rang darum, sich freizumachen, doch sie hatte ihn unter sich fixiert. Seine Hände grabschten nach ihren Beinen – das Fleisch ihrer Waden war kalt und von kleinen Erhebungen bedeckt. Er fuhr mit den Fingern nach unten und spürte rechts und links von seinem
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