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Verblendung

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Titel: Verblendung
Autoren: Stieg Larsson
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geheimnisvolle Botschaft auszurichten: den Namen »Wennerstroem« sowie eine Adresse in Marbella. Das war alles.
    Sie schaltete die Nachrichten aus, als gerade ein dramatischer Bericht über Wennerströms Hinscheiden lief. Dann schaltete sie die Kaffeemaschine ein und schmierte sich ein Leberwurstbrot mit Gurkenscheiben.
     
    Erika Berger und Christer Malm trafen die alljährlichen Weihnachtsvorbereitungen, während Mikael auf Erikas Sessel saß und ihnen, Glühwein trinkend, zusah. Alle Angestellten und die meisten freien Mitarbeiter bekamen ein Weihnachtsgeschenk - dieses Jahr war es eine Umhängetasche mit dem Millennium -Logo. Nachdem sie die Geschenke eingepackt hatten, begannen sie knapp zweihundert Weihnachtskarten an die Druckerei, an Fotografen und Kollegen aus der Medienbranche zu schreiben und zu frankieren.
    Mikael versuchte lange, der Versuchung zu widerstehen, aber schließlich konnte er es sich doch nicht verkneifen. Er nahm eine letzte Weihnachtskarte und schrieb: Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr. Danke für einen fantastischen Einsatz im letzten Jahr.
    Er unterschrieb mit seinem Namen und adressierte die Karte an Janne Dahlman c/o Redaktion des Wirtschaftsmagazins Monopol .
    Als Mikael abends nach Hause kam, fand er selbst eine Paketabholkarte vor. Er holte sein Weihnachtsgeschenk am nächsten Morgen bei der Post ab und öffnete es, sobald er in der Redaktion war. Das Paket enthielt einen Mückenstift und eine kleine Flasche Reimersholmer Schnaps. Mikael öffnete die Karte und las: Wenn du nichts anderes vorhast, gehe ich am Mittsommerabend in Arholma vor Anker . Unterzeichnet war die Karte von seinem ehemaligen Schulkameraden Robert Lindberg.
     
    Traditionellerweise schloss die Millennium -Redaktion eine Woche vor Weihnachten bis nach Neujahr. Dieses Jahr war das nicht ganz so einfach; der Druck auf die kleine Redaktion war enorm gewesen, und immer noch riefen täglich Journalisten aus allen Ecken der Welt an. Erst einen Tag vor Heiligabend stieß Mikael zufällig auf einen Artikel der Financial Times , der die derzeitigen Ergebnisse der internationalen Bankenkommission zusammenfasste, welche in aller Eile ins Leben gerufen worden war, um Wennerströms Imperium zu untersuchen. Die Kommission ging davon aus, dass Wennerström wohl in letzter Sekunde in irgendeiner Form vor seiner bevorstehenden Enttarnung gewarnt worden war.
    Seine Konten bei der Bank of Kronenfeld auf den Cayman Islands - mit einem Guthaben von 260 Millionen US-Dollar - waren einen Tag vor der Veröffentlichung der Millennium -Reportage leer geräumt worden.
    Die Gelder waren auf anderen Konten wieder aufgetaucht, über die nur Wennerström persönlich verfügen konnte, und zwar ohne bei der Bank vorstellig werden zu müssen. Um das Geld zu jeder anderen Bank der Welt zu transferieren, brauchte er nur eine Serie von Clearingcodes anzugeben. Die Gelder waren in die Schweiz überführt worden, wo eine weibliche Helferin die Summe in anonyme Privatobligationen umgesetzt hatte. Alle Clearingcodes waren in Ordnung gewesen.
    Europol hatte eine internationale Suchmeldung nach dieser unbekannten Frau ausgegeben. Sie hatte einen gestohlenen englischen Pass mit dem Namen Monica Sholes verwendet und angeblich ein Luxusleben in einem der teuersten Hotels in Zürich geführt. Das Foto - es war erstaunlich scharf, obwohl es von einer Überwachungskamera stammte - zeigte eine kleine Frau mit blondem Pagenkopf, breitem Mund, großen Brüsten, exklusiver Designerkleidung und Goldschmuck.
    Mikael sah das Bild an, zuerst flüchtig, dann immer aufmerksamer.
    Wenige Sekunden später wühlte er in seiner Schreibtischschublade nach einem Vergrößerungsglas und versuchte die Details ihrer Gesichtszüge aus dem Raster des Zeitungsfotos herauszulesen.
    Schließlich legte er die Zeitung aus der Hand und war mehrere Minuten sprachlos. Dann begann er so hysterisch zu lachen, dass Christer Malm den Kopf zur Tür hereinsteckte und fragte, was denn los sei. Mikael winkte nur ab.
     
    Am Vormittag des 24. Dezember fuhr Mikael nach Årsta zu seiner Exfrau und seiner Tochter Pernilla, um ihnen seine Weihnachtsgeschenke zu bringen. Pernilla bekam einen Computer, den sie sich gewünscht hatte und den Mikael und Monica gemeinsam gekauft hatten. Mikael bekam eine Krawatte von seiner Exfrau und einen Åke-Edwardson-Krimi von seiner Tochter. Im Gegensatz zur letzten Weihnacht waren sie diesmal ganz aufgekratzt von dem Mediendrama, das sich rund um Millennium
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