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Verbannte der Ewigkeit

Verbannte der Ewigkeit

Titel: Verbannte der Ewigkeit
Autoren: Robert Silverberg
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Amboß herunter und machte ein paar Kniebeugen, um seine Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen, holte ein paarmal tief Luft. Das Glühen des Hammers war verschwunden, und langsam ging Hahn auf den Ausgang des Raumes zu.
    In diesem Augenblick schaltete Barrett das Licht ein und sagte: »Wo warst du, Hahn?«
    Der junge Mann zuckte zurück und hob instinktiv die Hände schützend vor das Gesicht, als rechne er mit einem Angriff. Er schnappte nach Luft.
    »Antworte!« donnerte Barrett.
    Hahn schien sein Gleichgewicht wiederzufinden. Er sah sich kurz um, stellte fest, daß Barrett allein war, und sagte dann: »Laß mich durch, ja? Ich kann es jetzt nicht erklären.«
    »Du erklärst es mir besser sofort.«
    »Es ist besser für alle, wenn ich es nicht tue«, sagte Hahn. »Bitte, laß mich durch.«
    Barrett versperrte weiterhin die Tür. »Ich möchte wissen, wo du in dieser Nacht gewesen bist, und was du mit dem Hammer gemacht hast.«
    »Nichts, ich habe ihn nur ein wenig studiert.«
    »Vor einer Minute warst du noch nicht in diesem Raum, und du bist plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Woher bist du gekommen, Hahn?«
    »Du irrst dich. Ich stand hinter dem Hammer und …«
    »Ich sah, wie du plötzlich auf dem Amboß erschienen bist. Du hast eine Zeitreise gemacht, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Belüge mich nicht. Ich weiß nicht, wie du es angestellt hast, aber du kennst eine Methode, vorwärts in der Zeit zu reisen. Du hast uns ausspioniert und gerade deinen Bericht abgeliefert – wann immer das war, und jetzt bist du zurück.«
    Hahns Gesicht rötete sich. Scharf sagte er: »Ich warne dich, Barrett. Frage in diesem Augenblick nicht zu viel. Du wirst alles, was du wissen mußt, rechtzeitig erfahren. Heute ist nicht die Zeit dazu. Laß mich jetzt gehen.«
    »Zuerst beantwortest du meine Fragen.«
    Barrett bemerkte, daß er am ganzen Körper zitterte. Er kannte bereits die Antworten, und es waren Dinge, die ihn in seinem Innersten erschütterten. Er wußte, wo Hahn gewesen war.
    Aber Hahn sollte es selbst sagen.
    Zögernd trat der junge Mann ein paar Schritte auf Barrett zu, der keinen Zentimeter auswich. Hahn schien zum Sprung auf die Tür anzusetzen.
    »Du kommst hier nicht heraus, bevor du nicht meine Fragen beantwortet hast.«
    Hahn griff an.
    Barrett stützte sich mit seiner Krücke am Türrahmen ab und wartete darauf, daß der junge Mann in Reichweite kam. Er schätzte, daß er etwas schwerer war als Hahn – was vielleicht gerade reichte, den Altersunterschied von dreißig Jahren auszugleichen. Die Männer prallten zusammen, Barrett versuchte, Hahn in den Raum zurückzustoßen.
    »Ich … ich lasse dich nicht hinaus«, keuchte Barrett.
    Hahn umklammerte ihn und versuchte, ihn beiseite zu schieben. In diesem Augenblick rutschte Barretts Krücke ab, und für einen Augenblick verlagerte er sein gesamtes Gewicht auf das kranke Bein. Es schien Barrett, als schmelzen seine Beine unter ihm weg, und mit einem dumpfen Aufschlag landete er auf dem Boden.
    Quesada, Altmann und Latimer kamen hereingelaufen. Barrett wand sich am Boden und massierte den Schenkel seines schmerzenden Beines. Hahn stand über ihm, sehr unglücklich aussehend, die Hände ineinander verkrampft.
    »Tut mir leid«, sagte er leise. »Du hättest mich gehen lassen sollen.«
    Barrett schoß ihm wütende Blicke zu. »Du bist in der Zeit gereist, nicht wahr? Jetzt kannst du es ja zugeben!«
    »Ja«, sagte Hahn zögernd. »Ich war Oben.«
     
    Eine Stunde später, als Quesada ihn mit Medikamenten vollgepumpt und der Schmerz etwas nachgelassen hatte, hörte Barrett die ganze Geschichte. Es war alles ganz einfach. Die Zeitreise funktionierte jetzt in beiden Richtungen, das Gerede über die Entropie hatte sich einfach als leeres Geschwätz herausgestellt.
    Barrett, der sich noch gut an die Diskussionen mit Hawksbill erinnerte, fragte, wie es möglich sein konnte, daß Hawksbill sich geirrt hatte.
    »Er hat seine Gleichungen nicht zu Ende geführt«, erklärte Hahn. »Er machte mindestens einen Fehler. Wir haben weitergeforscht, und jetzt wissen wir, wie man in beiden Richtungen reist. Wir mußten bei diesem Vorgang selbst Einstein korrigieren – warum nicht Hawksbill?«
    Barrett schüttelte den Kopf. Natürlich, warum sollte sich ein Hawksbill nicht auch irren können? Er hatte das damals allerdings nicht für möglich gehalten. Er hatte sich inzwischen damit abgefunden, sein Leben in der Morgendämmerung der Erde zu beenden.
    »Wie lange kennt man die
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