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Vanilla High (German Edition)

Vanilla High (German Edition)

Titel: Vanilla High (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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dass wir zusammenziehen, dass wir gemeinsam eine Wohnung nehmen. Wir haben lange darüber diskutiert, auch in den berauschten Nächten. Vernünftiger wäre es, wenn sie für die erste Zeit sich ein kleines Apartment nehmen würde, in meiner Nähe. Vernünftiger wäre es, erst später zusammenzuziehen, aber sie wollte es so und ich eigentlich auch. In zwei Wochen bin ich Bürger von Saint Pierre. Die Behörden haben Elisabeth und mich vorgeladen, zu Vancouver angehört. Elisabeth und ich haben alles abgestritten. Es war klar, dass die Behörden uns keine Schwierigkeiten machen würden. Sie würden niemals einen Bürger von Reunion an die USA ausliefern und sie wussten um unseren Beschützer. Das Einbürgerungsverfahren von Elisabeth ging recht schnell. Jetzt ist sie Bürgerin von Reunion und eine Bürgerin von Reunion wird niemals an die USA ausgeliefert. Sie ist auch der katholischen Kirche beigetreten. Katholisch getauft war sie eh, aber die politischen Verhältnisse in den USA hatten sie dazu gezwungen, evangelikal zu werden. Es war den untersuchenden Angestellten natürlich klar, dass wir die Drahtzieher und Ausführenden des Attentats von Vancouver waren. Ich habe versucht, Verachtung in ihren Blicken zu finden, waren wir doch gegen das, für das Reunion steht – endloses Leben. Sie stand im Schutz der Tabok und ich wähnte mich als Bürger von Reunion. Man machte uns auf der Insel keinen Prozess, ließ uns in Ruhe. Ich weiß nicht, inwieweit der Memento informiert wurde.  
     
    Wir haben die Gipfel von La Reunion erklommen. Ich wollte ihr die faszinierende Insellandschaft zeigen, mit ihrem Vulkanismus und den einsamen Schluchten. Sie ist recht gut trainiert, während ich doch bei der Besteigung des Piton de la Fournaisse mit 2600 Metern und der Piton des Neiges mit fast 3100 Metern ziemlich außer Atem geraten bin, obwohl wir die meisten Höhenmeter mit meinem Auto genommen haben. „Das ist deine neue Heimat“, habe ich euphorisch auf einem der Gipfel gesagt, aber ich war mir nicht sicher, ob sie dies nicht irgendwie bitter aufgenommen hat. Immer wieder sieht man in dieser einsamen Bergwelt Tabok, die quasi den Berg hinauf rennen. Ich weiß nicht, welcher Stoffwechsel das möglich machen kann. Wir sitzen beide im Park meines Bruders, was wir sehr oft machen, seit dem wir in Saint Pierre wohnen. Sie hat sich an meine Gewohnheiten angepasst. Vielleicht will sie mit den Drogen verdrängen. Ich schenke uns chilenischen Wein ein, den Mendoza, den ich so gerne trinke. Manchmal weiß ich nicht, ob sie in meiner Gegenwart traurig ist. Sie spricht nicht darüber. Das Zigarillorauchen hat sie sich nicht angewöhnt. Ich zünde mir einen an, einen der Zwei, die ich für diesen Abend vorgesehen habe. Besonders im Park bin ich hin und her gerissen, ich trenne noch zwischen dem Zauber, der vom Park ausgeht und ihrem Zauber, so als ob beides nicht zusammengehört. Wenn wir den Park aufsuchen, melden wir uns meist gar nicht bei unserer Familie an, statten aber gewöhnlich einen kurzen Besuch ab, um „Hallo“ zu sagen. Regelmäßig laden sie uns einmal pro Woche zum Essen ein. Elisabeth ist akzeptiertes Mitglied der Familie. Ich spreche jetzt nicht von meinen Eltern, die vielleicht davon gehört haben, dass ich eine neue Lebensgefährtin habe. Oft sitzen wir einfach nur da, schweigen, wie jetzt und dann beginnen plötzlich wieder heftige Diskussionen, keine Streitereien. Ich habe ihr hier in diesem Park viel über mein Leben erzählt, über meine Ehe, meine Niederlagen. Der kleine Park ist quasi öffentlich und hin und wieder gesellt sich der eine oder andere Gast zu uns. Wir rechnen heute mit Paul und Elisabeth will ihn weiter bearbeiten. Die Tabok sollen ihre Technologie zur Verfügung stellen. „Es gibt keine Armut mehr, wenn die Menschheit über die billige Energie der Tabok verfügt“, sagt sie. „Aber es wird weiter Ungleichheit unter den Menschen geben. Wer garantiert dir, dass die Reichen und Unternehmen ihre Gewinne an die Armen weiterleiten.“ Manchmal ist sie der Meinung, die Tabok müssten die Weltrevolution anführen. Mit ihrer Technik und ihrer Macht müsste es gelingen, die Unrechtssysteme dieser Welt zu zerstören. Die Unterdrückten können gewinnen. „Aber das bedeutet Krieg, Elisabeth. Die Welt lässt Reunion in Ruhe, weil Reunion und die Tabok sich in die inneren Angelegenheiten der Staaten nicht einmischen. „Wir könnten gewinnen“, hat sie auch bei Diskussionen mit Paul gesagt. Paul hat

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