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Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie

Titel: Vanhelsing 01 - Schreckensgalerie
Autoren: Sidney (Alfred Bekker) Gardner
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wenig sie sich seit damals verändert hat."
    Ich aß ziemlich schnell, obwohl Tante Lizzy mich ermahnte, das nicht zu tun. Aber die Zeit drängte einfach. Und nach der Standpauke, die ich von Swann wegen der angeblich nachlassenden Qualität meiner Artikel bekommen hatte, wollte ich nicht gerade heute zu spät in der Redaktion sein.
    Ich fröstelte, als ich eine Viertelstunde später hinaus ins Freie trat. Es war ein nebeliger, feuchtkalter Tag. Dafür war von Sturm und Regen nichts mehr zu sehen. Es herrschte beinahe Windstille, während dicke Nebelschwaden durch die Straßen krochen.
    Ich setzte mich in meinen kirschroten 190er Mercedes, den Tante Lizzy mir einst geschenkt hatte, als ich beim London City NEWS anfing, setzte zurück, so daß ich von der Einfahrt herunterkam und fuhr los. Man mußte sehr vorsichtig fahren. Die Sicht war so schlecht, wie ich es schon seit langem nicht mehr erlebt hatte. Die Gebäude ragten wie dunkle, drohende Schatten auf. Entgegenkommende Fahrzeuge waren oft erst im letzten Moment zu sehen, wenn die Scheinwerfer wie glühende Katzenaugen aufleuchteten.
    Es war eine jener Ahnungen, in denen sich meine Begabung zeigt, die mich plötzlich dazu veranlaßte, doch nicht auf direktem Weg zur Lupus Street zu fahren, wo sich das Gebäude unseres Verlages befand.
    Ich hatte einfach das Gefühl, noch einmal bei der Galerie Sounders & McInnerty vorbeischauen zu müssen. Irgend etwas war dort geschehen oder würde vielleicht geschehen...
    Eine schier unerträgliche innere Unruhe erfaßte mich.
    Es war mir plötzlich gleichgültig, ob ich an diesem Morgen noch rechtzeitig in die NEWS-Redaktion kam. Ganz kurz erschien ein Bild vor meinem inneren Auge.
    Jim Fields Gesicht, furchtbar verzerrt, wie unter einer unsagbaren Qual...
    Dann das Klirren von Glas...
    Die Vision war vorbei. Ich wußte nur, daß ich so schnell wie möglich zur Galerie fahren mußte. Irgend etwas war mit Jim, seinem Bild, seiner Seele... Ich hatte keine Ahnung.
    Während ich an einer Kreuzung stand, nahm ich das Handy heraus und versuchte Tom zu erreichen. Wenigstens er sollte wissen, was ich tat. Ich wußte, daß er mich verstehen würde, auch wenn ich ihm außer meiner Ahnung keinen vernünftigen Grund dafür hätte angeben können, daß ich diesen Umweg machte.
    Ich erreichte ihn allerdings nicht. Und so hinterließ ich ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter seines Apparates in der Redaktion.
    Als ich die Galerie erreichte, parkte ich im Halteverbot und stieg aus. In der Seitenstraße, in der Sounders & McInnerty ihre Ausstellungsräume hatten, herrschte eine gespenstische Stille.
    Nur wenige Fahrzeuge parkten am Straßenrand. Nebelschwaden krochen über den Asphalt.
    Ich stieg aus und blickte mich um. Der Schlüssel zur Galerie, den Evelyn Sounders mir gegeben hatte, steckte in meiner Handtasche.
    Für Sekundenbruchteile spürte ich jenen charakteristischen Druck hinter meinen Schläfen, der mir die Anwesenheit übersinnlicher Energien verriet.
    Dazu machte sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend breit. ich überquerte die Straße und ging auf den Eingang der Galerie zu. Der Schlüssel paßte. Ich drehte ihn herum und trat ein.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich den Raum erreichte, in dem die Werke Allan Brennans ausgestellt waren.
    Die furchteinflößenden Reihen der Tierhaftendämonenköpfe blickten mich an.
    Ich suchte das Bild von Jim Field und erschrak.
    Es war leer!
    Nur die Grundierung war noch zu sehen - und natürlich die Unterschrift des Künstlers.
    "Jim!" flüsterte ich ergriffen. Ich wirbelte herum, so als erwartete ich, ihn jetzt irgendwo in diesem hohen Raum stehen zu sehen. "Jim!"
    Aber er war nicht da. Ich war allein in diesem Raum, angestarrt von diesen unheimlichen, nichtmenschlichen Augenpaaren, deren kalter Blick einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.
    Ich atmete tief durch, dann schritt ich zögernd auf das Gemälde zu, auf dem Jim Field abgebildet gewesen war. Ich berührte leicht den rahmen und spürte eine eigenartige Kraft, die wie ein prickelnder Strom meinen Arm hinauffuhr.
    Mir schauderte. Aber ich konnte mich der Faszination, die diese Kraft auf mich ausübte, kaum entziehen. Meine Hand strich über die hastig aufgetragene Grundierung.
    Der Mann, den ich für Jim hielt, war zweifellos aus dem Bild herausgestiegen, so wie die anderen Kreaturen, die Brennan auf Leinwand gebannt hatte vor ihm. Aber was war danach geschehen?
    Ich zog meine Hand zurück.
    "Jim!"
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