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Vampire City

Vampire City

Titel: Vampire City
Autoren: Kim Jones
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mich.
    Ihre Augen blitzten auf.
    Ich zog mein Shirt aus und streifte das Top über. Es passte wie angegossen.
    „Du hast eine so hübsche Figur, Virginia, versteck sie doch nicht immer. Du musst nur noch einen trägerlosen BH anziehen, sonst sieht es blöd aus.“
    Zufrieden nickte sie mir zu. Ich trat vor den Spiegel im Flur und gab mich geschlagen. Es stand mir wirklich und unterstrich meine grünen Augen. Im Schlafzimmer tauschte ich den BH aus und war froh, dass ich einen ohne Träger überhaupt besaß. Als ich zu Mary ins Wohnzimmer kam, pfiff sie anerkennend.
    „Du siehst einfach toll aus!“
    Sie stand vom Sofa auf und bedeutete mir, dass ich mich auf den Sessel setzen sollte.
    „Noch ein wenig Farbe im Gesicht und an den Haaren müssen wir noch arbeiten“, sinnierte sie und nahm aus der Tüte einen Schminkkasten.
    Dann verschwand sie ins Bad und kam mit meiner Bürste und ein paar Haarnadeln wieder.
    Ich schluckte meine Einwände hinunter, weil ich nichts von diesen Kleisterprozeduren hielt, erwähnte nur am Rande bittend: „Nicht zu viel, ja?“
    „Ich kann es nicht glauben, dass du mich das machen lässt“, lachte sie.
    Dann begann sie mit Marys Auffrischungskur . Ich kam mir vor wie eine 80-jährige faltige Oma, die noch mal versuchte, wie 40 auszusehen.
    Nach einer Cremebehandlung, die meine Gesichtshaut weicher machte, einer Puderorgie, die mich mehrmals niesen ließ und dezentem hellgrünen Lidschatten, sowie ein bisschen rotem Lipgloss und Wimperntusche, betrachtete ich mich eingehend im Spiegel. Ich war begeistert. Mary hatte kein bisschen übertrieben; sie hatte mir die Haare hochgesteckt, einige fielen in sanften Wellen in meinen Nacken und ich trug die Perlenohrringe, die ich von meiner Mutter geschenkt bekommen hatte. Ich erkannte mich kaum wieder. Wir waren schon öfter miteinander ausgegangen, jedoch hatte ich Mary nie erlaubt, mich zu verschönern . Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was in mich gefahren war. Ich schätzte, irgendwann hatte man es satt, so zu leben und kein Risiko einzugehen. Man musste einfach etwas wagen, obwohl ich glaubte, in einem Club zu tanzen und Spaß zu haben, war ein geringes Wagnis – auf jeden Fall gewöhnlicher als Bungeejumping oder S-Bahn-Surfen.
    „Es gefällt mir sehr“, sagte ich anerkennend, worauf Mary erleichtert aufatmete. „Danke.“
    „Gern geschehen, Süße“, zwitscherte sie, ging ins Wohnzimmer und packte alles zusammen. „Und nun lass uns feiern.“
    Wir stiegen in ihren weinroten Citroen C3, den sie in einer Seitenstraße geparkt hatte und schnallten uns an. Der Motor heulte auf, die Scheinwerfer fraßen sich durch die Dunkelheit, während Mary langsam aus der Parklücke schwenkte. Sie schaltete das Autoradio ein, in dem gerade eine weibliche Stimme die Nachrichten verkündete. Ich hörte zum wiederholten Male, dass ein Mädchen, das in unserem Ort ansässig war, seit zwei Tagen vermisst wurde.
    „Schrecklich“, sagte ich. „Ich kenne sie, sie hat mal ein Buch bei mir gekauft.“
    „Hoffentlich taucht sie wieder auf“, meinte Mary. „Es laufen genügend Verrückte da draußen herum.“
    Ich nickte, auch wenn sie es nicht sehen konnte, weil sie hochkonzentriert auf die Straße sah. Mary machte das Radio wieder aus.
    „Was ist das eigentlich für ein Club?“, fragte ich, um mich abzulenken.
    „Er heißt Bowl und soll der angesagteste Club schlechthin sein, obwohl er erst vor zwei Wochen eröffnet wurde. Heiße Typen sollen da herumlungern und die Musik muss 1 A sein.“
    „Klingt ja umwerfend!“, sagte ich beeindruckt.
    Mary schnalzte mit der Zunge.
    „Joah, meine ich auch.“
    Wir entfernten uns aus unserer kleinen Stadt, fuhren vorbei an einem breiten Waldstück mit kahlen, runzeligen Bäumen, grünen Tannen und an Feldern, die brach lagen. Ich wurde zunehmend aufgeregter, was nicht zuletzt an meinem gewagten Outfit lag. Ich würde mich einfach ins Vergnügen stürzen, was hatte ich also zu verlieren?
    Nachdem wir die einsame Landschaft hinter uns gelassen hatten, erfüllte laute Musik, vermischt mit einem dröhnenden Bass, die Stille. Wir näherten uns dem Club, der augenscheinlich am Rand und somit weit weg von der schlafenden Bevölkerung lag. Geistesgegenwärtig war er gerade dort gebaut worden, damit es keinen Ärger mit den Anwohnern gab. Des Weiteren konnte ich mir vorstellen, dass er deshalb so beliebt war, weil es weit und breit keinen ähnlichen Veranstaltungsort zum Abtanzen gab. Als ich die ersten Lichter
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