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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt
Autoren: Freda Warrington
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dass du irgendwann eine Nummer wie diese aufführen würdest? Öffne die Tore und geh beiseite!«
    Es folgte eine Pause. Für Auberon sah es ganz danach aus, als geriete Lawrence ins Wanken, weil ihn Panik oder Zweifel befielen. Jetzt fingen auch andere zu schreien an, wurden jedoch sofort wieder still, als der Torhüter sich erneut aufrichtete. Dann hielt er den weißen Stab in die Höhe und seine Stimme sagte krächzend: »Wie ihr wollt!«
    Lawrence streckte den Stab aus und berührte die Flanke von Freias Krone. Blitze züngelten um den Fels. Ein schmaler schwarzer Spalt tat sich auf.
    »Da«, sagte die Falkenmaske. »Das Lych-Tor ist offen. Diejenigen, die hindurchgehen wollen, gehen jetzt rasch hindurch. Aber seid gewarnt, ich werde es schließen und hinter euch verriegeln, und der Weg wird erst wieder freigegeben, wenn es mir sicher zu sein scheint – das kann in einem Monat, einem Jahrzehnt oder einem Jahrhundert der Fall sein. Es liegt bei euch.«
    Keiner rührte sich. Nicht einmal Comyn, der zitternd an seinem Platz stand. Auberon und Jessica umschlangen sich enger. Die kollektive Aura der Vaethyr-Macht schien zu schrumpfen und sie alle verkleinert zurückzulassen.
    »Ich kann nur annehmen«, sagte Lawrence mit dünner Stimme, »dass ihr, eurem Schweigen nach zu urteilen, beschlossen habt, dennoch Vertrauen in mich zu haben.« Und damit brach er den Apfelholzstab über seinem Knie. Er zerbrach mit der Wucht einer Detonation. Und im selben Augenblick knallte das Tor zu.
    »Und jetzt geht«, sagte er.
    Die Gestalten seiner vier Wächter, der Disir , blähten sich auf und wurden monströs. Dieser Anblick war neu für Auberon. Und selbst wenn diese Veränderung nur eine Täuschung war, so war sie doch unglaublich bedrohlich. Sie wurden zu Höllenhunden mit glühenden Augen und Lefzen, aus denen Feuerfunken troffen. Die versammelten Vaethyr wichen entsetzt zurück. Wie es aussah, hatte ihr Torhüter ihnen den Krieg erklärt. Undenkbar.
    Die weichen Blautöne der Nacht verwandelten sich in hartes, rot gerändertes Schwarz. Lawrence zog das Albtraumreich von Dumannios auf sie herab, das die Luft mit Feuer und Dämonen erfüllte.
    »Geht.« Sein Umhang wurde zu einem flatternden Flügel, als er seine Arme hob. »Ich habe euch vor die Wahl gestellt und ihr habt euch entschieden. Jetzt geht!«
    Comyn behauptete seinen Platz noch eine Weile, bis ein Disir mit seinem gewaltigen Kopf nach ihm ausholte und eine Flamme spie. Selbst er konnte der Täuschung nicht widerstehen. Fluchend griff er nach Phyllidas Hand und sie flohen. Dabei warf Phyll einen Blick über ihre Schulter auf Jessica, doch die starre Stiermaske verbarg perfekt ihr blankes Entsetzen dahinter. Auberon nahm Jessica an der Hand und zog sie mit sich fort.
    Die Flucht schien in Zeitlupe vonstattenzugehen. Sie schlossen sich dem Strom der Vaethyr an, der sich über den Abhang ergoss, und rannten in entsetzter Panik und Fassungslosigkeit mit. Wann immer sie einen Blick zurückwarfen, sahen sie vier gewaltige Hunde, die himmelfüllend wie glühende Kohlen über ihnen aufragten und ihr panische Flucht beobachteten.

~  2  ~
Rosie im Wunderland
    Noch Jahre danach tauchte Stonegate Manor immer wieder in Rosies Träumen auf. Manchmal ragte es drohend vor ihr auf, eine Burg aus Eis ohne Türen und auch nicht dem kleinsten Fenster, um sie hineinzulassen. In anderen Träumen befand sie sich drinnen, verloren und voll Furcht. Die Flure wechselten ihr Aussehen, die Räume bewegten sich. Sie war auf der Suche, aber immer in Angst vor einer gesichtslosen Präsenz, die dort auf sie wartete. Wenn sie es in aufgeregter Panik verlassen wollte, stieß sie hinter den Türen auf Mauern oder Treppen stürzten ein. Nicht einmal in ihren Träumen gelang ihr die Flucht aus diesem Haus.
    Fünf Jahre waren seit dem gescheiterten Eindringen auf Stonegate vergangen. Seit damals hatte Rosie das Haus und seine Bewohner nur von der Ferne gesehen. Während der Schulferien waren die Jungs bei ihrem Vater im Ausland oder wurden irgendwo anders hingeschickt oder blieben unsichtbar hinter den Mauern des Hauses. Es kam ein paarmal vor, dass sie von einer vorbeibrausenden schwarzen Limousine erschreckt wurde, woraufhin sie sich mit fasziniertem Schaudern klarmachte, dass hinter den getönten Scheiben Lawrence, Jonathan und Samuel saßen.
    Eine Begegnung hatte gereicht, um bei ihr eine Narbe als Andenken zurückzulassen, als hätte jemand versucht, ihr die Kehle zu durchtrennen.
    Dann gab es
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