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Urlaub mit Papa

Urlaub mit Papa

Titel: Urlaub mit Papa
Autoren: Dora Heldt
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Hubert, ein 74-jähriger Witwer aus Essen, der seit 20Jahren als Stammgast zu ihr kam, achtzehn Jahre mit der Gattin, dann ohne. Tante Theda hatte ihrer Nichte Marleen erzählt, dass Hubert auf einmal ein ganz neuer Mensch sei, »so was von abenteuerlustig, das glaubst du nicht«, und seiner lang bekannten Pensionswirtin eine feurige Liebeserklärung gemacht habe. Er wolle zwar nicht wieder heiraten, habe er verkündet, das sei ja dummes Zeug, aber er wolle mit Theda um die Welt reisen, erst mal nach Sylt, dann Mallorca und danach vielleicht Amerika. Theda war geschmeichelt, aber noch verhalten. Im selben Gespräch erzählte Marleen ihrer Tante, dass sie sich von ihrem Freund, mit dem sie eine Kneipe führte, getrennt habe. Das Mitleid ihrer Tante hielt sich in Grenzen, sie quittierte die Neuigkeit mit dem Satz: »Na, das ist doch wunderbar, dann kommst du für ein paar Monate nach Norderney und schmeißt die Pension, ich kann das mit Hubert ausprobieren und du musst den Blödmann zu Hause nicht mehr sehen. Und Kneipe ist Kneipe, hier kannst du auch arbeiten.«
    Sie hatten alles richtig gemacht, Theda und Hubert waren voneinander begeistert, Marleen war es von Norderney und die Pensionsgäste waren es von Marleen. Hubert schlug vor, Theda solle für sich eine kleine Ferienwohnung einrichten und das übrige Gebäude mitsamt der Kneipe Marleen überschreiben. Marleen ließ sich von ihrem Exfreund auszahlen und steckte das Geld in die Renovierung der Kneipe. Sie war fast fertig, in drei Wochen sollte die neue Bar eröffnet werden.
    Dorothea und ich hatten für diese Zeit Urlaub genommen, Marleen hatte uns eine Ferienwohnung gemietet, morgens wollten wir beim Renovieren oder in der Pension helfen, nachmittags am Strand liegen und abends in der »Milchbar« oder der »Weißen Düne« kalten Weißwein trinken. Bis jetzt.
    Ich wählte die Telefonnummer von Marleen.
    »Haus Theda, mein Name ist de Vries, guten Tag.«
    »Hallo Marleen, hier ist Christine.«
    »Sag jetzt bitte nicht, dass ihr nicht kommen könnt. Die Pension ist voll, die Handwerker schneckenlangsam und eine meiner Aushilfen hat sich eine Muschel in den Fuß getreten. Jetzt habe ich nur noch Gesa, die mir hilft. Ich drehe hier durch. Und Theda und Hubert haben sich fürs Wochenende angekündigt, sie wollen aber nur gucken, nicht helfen, schließlich seien sie beide Rentner. Also, sag jetzt, was du sagen wolltest, aber denk bitte daran, ich stehe am Rande des Nervenzusammenbruchs.«
    Hätte sie dabei nicht gelacht, hätte ich es ihr geglaubt. Dabei war das doch eine wunderbare Überleitung. Ich bemühte mich um eine neutrale Tonlage.
    »Na, dann habe ich doch die ultimative Lösung: Ich bringe Heinz mit. Er braucht nur ein Bett. Und Spielgefährten. Und einmal am Tag warmes Essen. Und eine Aufgabe. Und ab und zu ein Weizenbier. Wie findest du das?«
    »Du bringst deinen Vater mit? Im Ernst? Wie bist du denn da drauf gekommen?«
    »Ich?! Diese grandiose Idee stammt von meiner Mutter. Sie hat nächste Woche in Hamburg ihre Operation für das künstliche Kniegelenk. Das war ursprünglich erst für Oktober geplant, aber sie hat jetzt diesen Termin bekommen und will es schnell hinter sich bringen. Kann ich ja auch verstehen. Aber nun ist meine Tante im Urlaub, die befreundeten Nachbarn mit dem Roten Kreuz in Norwegen, meine Geschwister können beide nicht, also muss ich mich um meinen Vater kümmern. Die Alternative wäre, dass ich nach Sylt fahre und ihn da bekoche, dann müsste ich dir jetzt absagen, was ich nicht will. Also hat meine Mutter ihm erzählt, dass wir doch froh über seine Hilfe wären, außerdem wohnt sein alter Freund auf Norderney. Mein Vater hat sich etwas widerwillig bereit erklärt, fühlt sich aber jetzt als Retter. So, das war die Kurzfassung.«
    »Du, das ist gar nicht so schlecht. Ich kenne deinen Vater ja nicht besonders gut, aber er ist doch sehr hilfsbereit und macht den Eindruck, als sei er überall einsatzfähig.«
    Mir entfuhr ein nervöses Kichern. O ja, den Eindruck machte er.
    »Hast du Husten? Jedenfalls habe ich genug für ihn zu tun, er kann ein bisschen retten. Und wenn er mir nur Hubert vom Hals hält. Der ist zwar ganz reizend, weiß aber immer alles besser und mischt sich überall ein.«
    »Die beiden werden sich lieben.«
    »So schlimm wie Hubert ist Heinz bestimmt nicht. Also gut, ich sage der Vermieterin der Ferienwohnung Bescheid, dass ihr zu dritt kommt. Mareike soll ein zusätzliches Bett ins Wohnzimmer stellen, ihr
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