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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition)
Autoren: Brian Keene
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machte sich selbst Angst. Aber das Gelächter kam trotzdem und hallte von den Wänden wider.
    Es endete erst, als eine andere Tür an der gegenüberliegenden Seite des Gangs mit einem Krachen aufflog und eine Gestalt zu ihnen heraussprang.

5
    Perry Watkins spähte durch die verschmierte Fensterscheibe nach draußen und schüttelte den Kopf. Hinter ihm schnalzte seine Frau Lawanda mit der Zunge und ahmte seine Kopfbewegung nach.
    »Was war denn da los?« Lawandas Tonfall klang erschüttert. »Ich habe Schreie gehört. Kämpfen die Dealer wieder um die Straßenecke?«
    Perry schüttelte den Kopf heftiger, griff nach einer leeren Bierdose und spuckte einen Schleimklumpen hinein. Sein Herz schlug schnell, seine Knie fühlten sich schwach und wie Gummi an. Diese Wirkung hatte das Haus am Ende des Blocks schon immer auf ihn gehabt. Seit er ein kleiner Junge war. Heute noch. Vor allem, wenn jemand hineinging.
    »Verdammte Idioten. Darum ging’s. Um gottverdammte Idioten.«
    »Wer?«
    »Eine Gruppe weißer Teenager. Sieht so aus, als habe ihr Auto eine Panne. Leo und die Jungs, mit denen er sich herumtreibt, wollten ihnen helfen, aber die Weißen sind weggerannt.«
    Lawanda schwieg kurz. »Wohin?«
    Perry senkte die Stimme. »Rate mal.«
    »Oh Gott.« Lawandas Augen weiteten sich. »Niemand geht in die Nähe dieses Gebäudes. Niemand, der weiterleben will. Jeder hier in der Gegend weiß, dass es dort spukt.«
    »Jeder hier «, betonte Perry. »Aber ich will verflucht sein, wenn diese Teenies hier aus der Gegend stammen.«
    »Komm her, Schatz.« Lawanda zupfte nervös an seinem Hemd. »Geh weg vom Fenster. Jemand könnte dich sehen.«
    Perry widerstand dem Drang, sich loszureißen. »Wer soll mich schon sehen? Die Geister in dem Haus? Die sind gerade beschäftigt. Sie haben ... Gesellschaft.«
    »Du weißt, was passiert, wenn man sich nicht um seinen eigenen Kram kümmert, vor allem, wennʼs um dieses Haus geht.«
    »Was denn? Glaubst du, die interessiert ein alter Mann, der aus dem Fenster schaut? Denkst du, die kommen durch unseren Keller und holen mich, während ich auf dem Klo hocke? Blödsinn, Lawanda. In dem Haus ist nichts Übernatürliches. Das sind nur durchgeknallte, inzüchtige Crackjunkies.«
    »Seit wann glaubst du diese Geschichten nicht mehr? Immerhin sind dort schon eine Menge Leute verschwunden.«
    »Ich sage ja nicht, dass ich sie nicht glaube. Klar, das Haus ist gefährlich. Unheimlich. Aber das liegt nicht an Monstern. Was immer da drin lebt, belästigt niemanden, es sei denn, man steckt seine Nase rein. Ist genau wie bei allem anderen in diesem Viertel – die beste Möglichkeit, sich aus Ärger rauszuhalten, besteht darin, sich nicht einzumischen. Solange wir nicht reingehen und die in Ruhe lassen, passiert uns nichts. Du weißt ja, wieʼs hier ist. Man muss die Augen offen halten und sich um seinen eigenen Mist kümmern. Tut man das nicht, holt einen die Straße früher oder später.«
    Er zog die Jalousien zurück und spähte erneut ins Freie. Ihm fiel auf, dass auch einige seiner Nachbarn aus den Fenstern schauten – genauso besorgt, genauso verwirrt.
    Sie machten sich der Untätigkeit genauso schuldig wie er.
    Aber was sollten sie schon unternehmen? Mit Fackeln und Heugabeln hineinstürmen? Das war schon versucht worden, und das Viertel hatte den Preis dafür in Blut bezahlt. Die Polizei oder die Feuerwehr anrufen? Auch das hatte man probiert – mit noch schlimmeren Resultaten. Das Rathaus belagern und verlangen, dass etwas unternommen wurde? Verdammt, das Rathaus stellte einen Teil des Problems dar. Dort wussten alle über das Haus Bescheid. Es interessierte bloß niemanden. Wäre nicht gut, wenn so etwas in der Presse auftauchte. Nicht mit einer solchen Vorgeschichte – nicht mit einer solchen Serie von Morden und vermissten Personen. Nein, im Rathaus begnügte man sich damit, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren, wie man es auch mit all den anderen Problemen in der Gegend tat.
    »Wenn so etwas in den Vororten passiert«, murmelte Perry in sich hinein, »würden sie mit Sicherheit etwas dagegen unternehmen.«
    »Was brummst du da?«
    »Nichts. Leo und die Jungs kommen gerade in diese Richtung zurück. Wahrscheinlich klauen sie das Auto.«
    »Du unterstellst den Menschen immer das Schlimmste.«
    »Mag sein, aber kannst du mir daraus einen Vorwurf machen? Früher war Leo ein anständiger Junge, aber er kommt nicht mehr vorbei. Wahrscheinlich ist er in die Drogenszene abgerutscht. Du
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