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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich
Autoren: Melanie Hinz
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Körper soweit nach oben treiben, bis ich mit den Zehenspitzen an die gegenüberliegende Seite stoße. Erst habe ich Paul für diese Dekadenz ausgelacht, doch jetzt könnte ich ihn küssen. Zudem ist es ja auch nicht verwunderlich, dass die drei etwas mehr Platz hier drin brauchen.
    Es sind ein Haufen Kurznachrichten von Alex eingegangen, der mich offenbar sucht. Außerdem eine Mitteilung von Steffen, in der er sich zu einer halbherzigen Entschuldigung hinreißen lässt. Vermutlich hat Alex ihn dazu angehalten oder es ist die Angst, dass ich ihn doch noch anzeigen könnte.
    Die einzige Mail ist von Alex, die vor 10 Minuten abgeschickt wurde.
     
    Ela,
    ich verstehe, dass Du eine Auszeit brauchst, aber ich wünschte, Du würdest mich nicht ausschließen. Damit meine ich nicht, dass Du mich mitnehmen sollst, aber es wäre nur fair gewesen, wenn Du mir gesagt hättest, wohin Du fährst.
    Ich akzeptiere nicht, wie Du mich abwürgen willst. Nicht, weil ich ein kranker Stalker bin, sondern weil ich weiß, dass Du mich liebst. Auch wenn Du es nicht sagst, Du kannst es nicht abstreiten. Ich habe gehört, wie Du geweint hast, als Du mich endlich aus Deiner Wohnung geschoben hattest.
    Es gibt viele Dinge, die ich Dir sagen will, aber nicht auf diesem Weg. Nur so viel: Es interessiert mich nicht, was Steffen von uns beiden halten könnte. Er hat Euch nicht verdient und nach unserem letzten Gespräch scheint er das auch einzusehen. Erst vor einer halben Stunde hat er meine Wohnung verlassen. Ich bin nicht naiv genug, um ihm alles bedingungslos zu glauben, schon gar nicht, nachdem er Anna mitgenommen hat. Doch die Sache mit dem Job auf der Bohrinsel scheint er ernst zu meinen. Er sagt, er würde in 3 Tagen starten und hat mich gebeten, ihn zum Flieger nach Norwegen zu bringen, wo er erst einmal eine mehrwöchige Einweisung bekommt. So absurd ich die ganze Geschichte finde, so sehr hoffe ich, dass es dieses Mal wahr ist. Wenn er das durchzieht, ist das für ihn ein Realitätscheck, der schon lange überfällig ist. Außerdem gibt es Euch die Möglichkeit, erst mal für ein paar Wochen durchzuatmen, ohne damit rechnen zu müssen, dass er aus dem Nichts auftaucht.
    Geht es Anna gut? Sie ist eine taffe, kleine Person, aber sie ist auch nicht dumm. Sicherlich hat sie mitbekommen, dass etwas im Busch ist.
    Wer kümmert sich um Bumblebee? Soll ich sie zu mir holen?
    Ela, ich bin noch nicht bereit, Dich aufzugeben. Das werde ich wohl niemals sein. Wenn Du mir sagst, dass Du mich nicht liebst, dann werde ich mich damit arrangieren, aber solange Du das nicht kannst, gebe ich nicht auf.
    Ich hoffe, es geht Dir gut, wo Du gerade bist. Ich warte hier auf Dich, auch wenn ich wesentlich lieber zu Dir kommen würde.
     
    Alexander

23.              
    Nach den letzten 3 Tagen am Strand brauchen wir beide einen Szenenwechsel. Ein Shoppingtrip nach Vlissingen ist da genau das Richtige. Ich spüre, dass Anna unruhig wird und ich bin mir nicht sicher, wie lange ich sie noch hierhalten kann. Dabei bin ich selbst noch nicht bereit, nach Hause zu fahren.
    Auf Alex‘ Mail hab ich nicht geantwortet, auch wenn es mir sehr in den Fingern juckt. Seitdem habe ich auch nichts mehr von ihm gehört. Er fehlt mir mit jeder Minute mehr und ich versuche wirklich, mich nicht zu sehr von diesem Gefühl herunterziehen zu lassen.
    „Mama, kann Alex uns besuchen kommen?“ Es ist, als hätte Anna meine Gedanken gelesen. Wir stehen auf der Fähre Richtung Vlissingen und schauen dabei zu, wie der Hafen in Breskens hinter uns immer kleiner wird.
    „Er muss doch arbeiten. Ich denke nicht, dass er Zeit hat.“
    „Soll ich ihn mal anrufen?“ Sie weiß schon sehr genau, dass er ihr nichts abschlagen kann.
    „Nein, Schatz. Ich denke, er ist auch ganz froh, wenn er ein paar Tage für sich hat.“
    Das ist ein Konzept, welches der durchschnittlichen 6-Jährigen natürlich völlig fremd ist.
    „Magst du ihn nicht mehr? Habt ihr euch auch gestritten?“, fragt sie leise. „Das wäre nämlich ganz schön blöd. Ich hab ihn ziemlich lieb.“
    Das hat sie noch nie über Steffen gesagt.
    „Ich weiß, Anna. Nein, wir haben keinen Streit. Es ist nur Erwachsenenkram, den wir regeln müssen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass Alex dich auch sehr lieb hat und du ihn weiterhin sehen kannst.“
    Selbst wenn ich daran kaputtgehe, ich werde ihr ihren geliebten Onkel nicht nehmen.
     
    Mit den Armen voller Einkaufstaschen erwischen wir gerade noch die letzte Fähre
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