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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich
Autoren: Melanie Hinz
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mir schmerzlich bewusst.“
    „Was soll das jetzt heißen?“, fahre ich ihn an.
    „Dass ich dich schon länger nicht mehr als kleines Mädchen sehe, als dir wahrscheinlich klar ist.“
    „Nicht! Alex, bitte nicht!“, flehe ich. Er sieht traurig aus und spiegelt damit vermutlich meinen Gesichtsausdruck wider.
    „Vor 5 Minuten, in der Küche … ich wollte dich gerne küssen.“ Er hat ja keine Ahnung, wie sehr ich es wollte und immer noch will. Ich möchte die feine Narbe auf seiner Oberlippe mit meiner Zunge berühren, bevor er mich mit seiner eigenen in seinen Mund lockt. So sehr ich es auch sollte, ich kann diese Gedanken nicht mehr zurückhalten.
    „Warum tust du das? Du bist alles, was ich habe. Du bist alles, was Anna hat. Und jetzt machst du das kaputt.“
    „Das will ich wirklich nicht. Im Gegenteil.“
    „Wir dürfen das nicht, Alex. Das weißt du ganz genau. Es geht einfach nicht.“
    „Ich weiß.“ Erschöpft lässt er den Kopf hängen. Es kostet mich körperliche Kraft, ihn nicht in die Arme zu nehmen.
    „Du solltest gehen.“ Bevor es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei ist und ich ausnahmsweise nur an mich denke.
    „Daniela“, seufzt er.
    „Bitte geh!“
    „Okay. Für den Moment. Morgen melde ich mich wieder.“
    Natürlich wird er das. Schließlich ist er Annas Onkel. Daran muss ich mich mehr denn je erinnern.
    Eine kurze Umarmung lasse ich mir gefallen, bevor ich ihn zur Tür rausschiebe.
    Für lange Zeit schon bin ich heimlich in Alex verliebt, aber nie habe ich damit gerechnet, dass er etwas anderes als eine kleine Schwester in mir sieht. Es wäre für alle Beteiligten besser, wenn es so geblieben wäre. Jetzt ist alles noch komplizierter.

3.                   
    „Hmmm … ich liebe meine Männer.“ Mit verträumtem Blick sitzt Kati mir gegenüber und starrt in die Küche ihres Coffeeshops, wo Jakob und Paul mit Ben und meiner Tochter die Mittagspause verbringen. Anna hat sich rasch vom Schreck der Impfung erholt und fordert jetzt volle Aufmerksamkeit von Ben, der nur für sie seine coole Teenagerfassade ablegt und liebend gerne mit ihr rumalbert.
    „Du hast ja auch genug davon.“
    „Stimmt. Und keinen Einzigen werde ich wieder hergeben.“ Sie grinst mich frech an und schiebt mir einen weißen Umschlag entgegen, mit dem sie schon die ganze Zeit nervös spielt.
    „Was ist das?“, frage ich. „Meine Kündigung?“
    „Um Gottes willen, Dani. Hast du das wirklich gedacht? Das ist ein Arbeitsvertrag für eine Vollzeitstelle, wenn du ihn willst.“
    Eigentlich sollte ich mich freuen, doch ich glaube nicht, dass es auf ihrem Mist gewachsen ist.
    „Hat Jakob dich angestiftet?“
    Sie schaut abermals lächelnd in die Küche. „Nein, hat er nicht. Er hat mir erzählt, dass du dein Studium abbrechen musstest. Du hättest mir das sagen sollen, Dani.“
    „Du hast gar keinen Bedarf für einen weiteren Vollzeitmitarbeiter. Außerdem weißt du, dass ich nur mit Einschränkungen so viele Stunden arbeiten kann, besonders weil Anna bald in die Schule kommt.“
    „Was das angeht, es wird sich in nächster Zeit eine Menge ändern. Deine Arbeitszeiten können wir flexibel regeln. Im Übrigen ist deine Tochter im Trudi’s und oben bei uns in der Wohnung jederzeit willkommen. In erster Linie sind wir Familie, auch wenn ich auf dem Papier noch dein Boss bin. Seitdem Stefanie nicht mehr hier wohnt und arbeitet, brauche ich dich.“
    Wie schon bei meinen Eltern im Garten wandert ihre Hand unbewusst auf ihren Bauch. Ich lehne mich über den Tisch, damit nicht der ganze Laden die Frage hört, die ich einfach stellen muss.
    „Haben diese Änderungen eventuell mit einem Familienzuwachs zu tun?“
    Kati läuft augenblicklich feuerrot an, als hätte ich sie bei etwas Verbotenem erwischt.
    „Es ist noch zu früh, um es offiziell zu machen. Ich bin erst in der sechsten Woche.“
    Da sie ziemlich verängstigt ausschaut, bin ich mir nicht sicher, wie ich reagieren soll.
    „Ist das gut?“, frage ich.
    „Ich hoffe es. Es war kein Unfall, sondern geplant. Aber trotzdem hab ich eine Scheißangst.“
    „Du wirst eine tolle Mutter, Kati“, sage ich und lege meine Hand auf ihre. „Das bist du doch schon längst für Ben.“
    „Das ist was anderes.“
    Da hat sie recht. Ben ist ihr Bruder, auch wenn sie ihn aufgezogen hat. Er hat keine zwei Väter und für seine Zeugung musste sie sich nie rechtfertigen. Das könnte sich bei einem Baby mit Paul und Jakob drastisch ändern.
    „Ihr
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