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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Autoren: Eileen Dreyer
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Körper in die Knie.
    »Schauen Sie«, befahl er.
    Sie betrachtete den Soldaten. Ihr Atem setzte aus. Sie war sich sicher, dass auch ihr Herz nicht mehr schlug.
    Es war nicht möglich. Es konnte nicht möglich sein. Er war blutverschmiert, so blutverschmiert. Ein schmutziges Halstuch war um seinen Oberarm und ein zweites um sein Bein gebunden. In seinem Haar klebte das Blut, das auch sein Gesicht, seinen Hals und seine Brust bedeckte. Er saß an einen Baum gelehnt, als wäre er nur betrunken eingeschlafen. Seine Augen, diese wundervollen blaugrünen Augen, die sie früher einmal für ehrlich und freundlich gehalten hatte, waren geschlossen.
    »Ist er tot?«
    Für einen winzigen Moment verschaffte ihr dieser Gedanke ein bösartiges Glücksgefühl. Es geschah ihm nur recht – nach allem, was er ihr angetan hatte. Doch das Gefühl war genauso schnell wieder verflogen, wie es immer verflog, und sie blieb mit der Trauer zurück, die ihm folgte.
    »Noch nicht«, entgegnete Chambers und legte seine Hand an das blutige Gesicht. »Bitte, helfen Sie ihm, Mylady. Er braucht Sie.«
    »Ich denke, er würde Ihnen da nicht zustimmen«, korrigierte Olivia ihn. Sie war nicht in der Lage, sich zu rühren. Nervös ballte sie die Hände zu Fäusten, um den Drang zu unterdrücken, sich hinzuknien. Den Drang, den übel zugerichteten Körper in die Arme zu schließen, wo er hingehörte. Den Drang, ihn zu schlagen, weil er ihr so viel Schmerz zugefügt hatte, und dann um ihn zu weinen. »Er hat mich weggeworfen, Chambers. Er hat keinen Zweifel daran gelassen, was er von mir gehalten hat. Nichts hat sich geändert.«
    »Er braucht Sie«, flehte der Diener. »Er darf nicht entdeckt werden. Nicht so.«
    »Nicht wie?«, wollte sie wissen. »Dann ist er eben zum Militär gegangen. Das ist sehr patriotisch von ihm. Fragen Sie doch einen der anderen Gardisten, ob der Ihnen helfen kann.«
    Sie blinzelte unsicher. Die Gardisten hatten dieses Gehöft in ihren leuchtend roten Uniformen mit den glänzenden Messingknöpfen verteidigt. Er trug einen blauen Uniformrock. Nur die Halsbinde und die Manschetten waren rot.
    Solche Uniformen hatte sie schon einmal gesehen. Sie hatte viele Soldaten darin gesehen – tot übereinanderliegend im Osten des Schlachtfeldes. »Was ist das für eine Uniform?«, wollte sie wissen und hoffte mit einem Mal, dass sie sich irrte. »Ich erkenne sie nicht …«
    Aber sie erkannte sie wieder. Sie unterbrach sich. Wich zurück. Selbstverständlich erkannte sie sie wieder. Sie war umgeben von Toten in solchen Uniformen. Von den gefallenen Soldaten, die gegen die Gardisten gekämpft und versucht hatten, das Château einzunehmen.
    Französische Soldaten.
    John Phillip William Wyndham, Nachkomme einer der ältesten, angesehensten Familien Englands, ein Earl, lag in einer französischen Uniform auf einem englischen Schlachtfeld.
    Ihr Ehemann war ein Vaterlandsverräter.

Kapitel 3
    Olivia machte einen Satz zurück. »Jesus!«
    Eine französische Uniform. Grundgütiger.
    Fünf Jahre lang hatte sie Jack nicht gesehen. Nicht mehr seit jenem Tag, als er ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen und sein Gutsverwalter sie von Wyndham Abbey geleitet hatte.
    Neben ihr rang Chambers die Hände. »Ich weiß nicht, was passiert ist, Mylady, und das ist die Wahrheit.«
    Olivia schien sich nicht mehr bewegen zu können. Ihre Freundin war da draußen und suchte unter den Toten nach ihrem Vater. Ihr Feind war in Brüssel und wartete auf eine neue Chance anzugreifen. Und sie stand vor dem Mann, den zu lieben und zu ehren sie einst geschworen hatte, und er trug eine Uniform, die ihn als Verräter entlarvte.
    »Bitte, Mylady«, flehte Chambers, »er braucht Ihre Hilfe.«
    »Sie irren schon wieder, Chambers«, erwiderte sie und konnte ihren Blick noch immer nicht von ihrem Ehemann abwenden. »Ich bin keine Lady mehr.« Sie deutete auf den Mann, dem einst ihr Herz gehört hatte. »Er hat dafür gesorgt. Sie alle haben dafür gesorgt.«
    Fünf Jahre lang hatte sie ohne seine Hilfe überlebt. Fünf lange, schreckliche Jahre, bis sie irgendwann beschlossen hatte, dass sie endlich frei von ihm war. Instinktiv wanderte ihre Hand zu ihrem Medaillon.
    »Gott sei mein Zeuge«, sagte Chambers. »Ich habe keine Ahnung, wie er hierhergekommen ist. Ich habe eine Nachricht erhalten, ihn hier zu treffen. Als ich ankam, lag er schon so da.« Chambers machte eine Handbewegung. »Niemand darf ihn so finden.«
    »Tatsächlich?«, fragte Olivia. »Und Sie meinen, dass ich
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