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Unvergessen wie Dein Kuss

Unvergessen wie Dein Kuss

Titel: Unvergessen wie Dein Kuss
Autoren: Nicola Cornick
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vorstellen, dass sie gleichsam einen Kreuzzug in Bewegung setzen würde, um den verlorenen Sohn ihrer Cousine zu finden und ihm zu helfen.
    “Man hat ihn schon gefunden”, sagte er deswegen ernst.
    Isabellas Augen leuchteten auf, aber als sie seinen Gesichtsausdruck sah, verschwand die Freude sofort.
    “Ist er …” Sie hielt inne. “Ist er tot, Marcus?”
    Er nickte. Sein Gesicht war immer noch ernst. “Er war nie weit weg von zu Hause. Indias Sohn war der Junge, den Warwick zu meinem Haus geschickt hatte, um dort nach Beweismaterial zu suchen. Edward Channing.”
    Isabella stockte der Atem. “Aber Warwick hat doch überall nach dem Jungen gesucht! Wie kam es, dass er nicht wusste, dass Edward sein Sohn war?”
    Marcus machte eine leicht abwehrende Geste. “Ganz sicher kann ich nicht sein. Wir wissen, dass der Junge in Schottland geboren und später von dem Gärtnerehepaar der Southerns aufgenommen wurde. Sie sind dann nach London gezogen, aber nach dem Tod des Gärtners kam Edward nach Salterton zurück und lebte bei den Channings. Channings Frau war entfernt verwandt mit Edwards Eltern und hat auch viele Jahre für Lord John gearbeitet. Vielleicht hatte dein Onkel sogar den Wunsch, den Jungen in der Nähe zu haben, wo er auf ihn aufpassen konnte.”
    Isabella runzelte die Stirn. “Und doch konnte Warwick die Wahrheit nie herausfinden!”
    Marcus schüttelte den Kopf. “Lord John hatte mit Channing eine gute Wahl getroffen. Er ist ein schweigsamer Mann. Aber der Junge war wild – zweifellos wie Edward Warwick in seiner Jugend. Er geriet in schlechte Gesellschaft.”
    “Er geriet in Warwicks Gesellschaft”, sagte Isabella nachdenklich. “Oh, diese Ironie! Warwick wusste nicht, dass er genau der Junge war, nach dem er immer gesucht hatte!”
    Marcus’ Gesicht wurde hart. “Es kommt noch schlimmer, Bella. Edward Channing lief fort, um sich Warwick in London anzuschließen. Aber er wurde krank, und Warwick überließ ihn seinem Schicksal. Der Junge starb im Armenhaus. Ich entdeckte die Wahrheit über Edwards Herkunft, als ich den Channings die Nachricht von seinem Tod überbrachte.”
    Isabella presste die Hand auf ihren Mund. “Warwick hat seinen
eigenen Sohn
auf dem Gewissen?”
    “Er hat den kranken Jungen sich selbst überlassen, und so starb er. So viel ist sicher.”
    Ein Seufzer kummervollen Mitleids entrang sich Isabellas Kehle. “Marcus, ich kann das nicht ertragen. Weiß Warwick es schon?”
    “Noch nicht”, antwortete er. Er sprach ganz langsam. “Allerdings erscheint es angebracht, dass man es ihm sagt. Die letzte Ironie zu erfahren, nämlich dass Edward durch seine Schuld starb … Das wäre wirklich Strafe.”
    “Das wäre zu grausam”, flüsterte Isabella.
    Er schüttelte den Kopf. “Das Leben kann nicht immer nett und einfach sein”, sagte er.
    Sie schloss kurz die Augen, und dann suchte sie wieder seinen Blick. “Niemand weiß das so gut wie ich”, sagte sie leise.
    Er nahm ihre Hände. “Du sollst nie wieder so etwas durchleben”, antwortete er. “Ich schwöre es.”
    Isabella beobachtete vom Fenster aus, wie Edward Warwick abgeholt wurde. Eine Abteilung Marinesoldaten der
HMS Sapphire
führte ihn in Ketten den Kai entlang ab. Sie sollten ihn auf dem Seeweg zu seinem Prozess nach London bringen. Es schien nicht einfach zu sein mit einem Mann, der offenbar so krank war, dass er kaum laufen konnte. Sie beobachtete die traurige Prozession, bis sie bei der Kurve der Strandpromenade außer Sichtweite geriet. Bei dem Anblick fühlte sie sich elend. Viele der Einwohner und Besucher von Salterton betrachteten den Zug jedoch als ein lustiges Schauspiel. Isabella ging hinüber zu dem Spiegel, der auf der Frisierkommode stand. Dann stützte sie die Hände oben auf den robusten Holzrahmen und betrachtete sich lange und prüfend darin.
    Das Leben kann nicht immer nett und einfach sein
, hatte Marcus gesagt, und Isabella wusste, wie viel Wahrheit darin lag, denn jetzt sah sie sich dem größten Problem von allen gegenüber. Sie war sich nun sicher, dass sie nicht empfangen hatte. Bestürzt und erschrocken hatte sie geweint, als sie es feststellte, so als ob sie insgeheim immer Marcus’ Kind hatte bekommen wollen. Jetzt gab es nichts, was sie zusammenhielt, es sei denn, die Liebe und das Vertrauen, die sie während der vergangenen Wochen aufzubauen versucht hatten, waren stark genug – das aber wusste sie eben nicht. Was sie wohl wusste, war, dass sie Marcus so sehr achtete, um ihm
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