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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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verstummend von einem Hügel zum nächsten. Anfangs noch freundlich, etwa wie beim Zahnarzt, hoben andere Hände seinen Kopf, rissen ihn dann aber an den Haaren herum, so daß er genau in die Sonne blickte.
    »Haltet ihn so«, befahl eine Stimme auf Englisch, und plötzlich blinzelte Winser in das besorgte Gesicht von Signor d´Emilio, einem weißhaarigen Mann in Winsers Alter. Signor d´Emilio ist unser Berater aus Neapel, hatte Hoban mit seinem abscheulichen russisch-amerikanischen Akzent gesagt, den er weiß der Himmel wo aufgeschnappt hatte. Wie schön, hatte Winser mit lahmem Grinsen geantwortet und mit Tigers Akzent, den er immer einsetzte, wenn er sich nicht beeindrucken lassen wollte. Als Winser nun in den Sand gedrückt wurde und seine Arme und Schultern schmerzhaft knirschten, empfand er den heftigen Wunsch, er hätte Signor d´Emilio mehr Respekt bekundet, als er noch die Gelegenheit dazu hatte.
    D´Emilio schritt den Hügel hinauf, und Winser wünschte, er könnte, Arm in Arm wie mit einem Freund, neben ihm herschreiten und den falschen Eindruck, den er womöglich gemacht hatte, wieder zurechtrücken. Aber er mußte, das bleiben. Er kniff die Augen fest zu, aber die Sonne drang immer noch durch und färbte alles gelb. Er kniete, seitlich verkrümmt und zugleich aufrecht, und der gleiche stechende Schmerz wie in seinem Knie schoß ihm in unregelmäßigen Abständen durch die Schultern. Sein Haar machte ihm Sorgen. Er hatte es nie färben wollen, er verachtete jeden, der so etwas tat. Aber als sein Friseur ihn einmal überredet hatte, es mit einer Tönung zu versuchen, hatte Bunny darauf bestanden, daß er damit weitermachte. Was glaubst du, wie mir zumute ist, Alfred, wenn ich mit so einem Weißhaarigen als Ehemann durch die Gegend laufe? - Aber meine Liebe, so war mein Haar doch schon, als ich dich geheiratet habe! -Um so schlimmer für mich, hatte sie geantwortet.
    Ich hätte Tigers Rat befolgen und ihr irgendwo eine Wohnung einrichten sollen, in The Barbican, am Dolphin Square. Ich hätte sie als meine Sekretärin rausschmeißen und als Freundin behalten sollen, ohne die Demütigung, ihr Mann zu sein. Heirate sie nicht, Winser, kauf sie! Das ist auf die Dauer billiger, in jedem Fall, hatte Tiger ihm zugeredet - und ihnen dann eine Futterwoche auf Barbados geschenkt. Winser machte die Augen auf. Er fragte sich, wo sein Hut geblieben war, ein flotter Panama, den er für sechzig Dollar in Istanbul erstanden hatte, und mußte feststellen, daß sein Freund d´Emilio ihn trug, zur Belustigung der beiden Türken in den dunklen Anzügen. Erst lachten die zwei. Dann drehten sie sich um und sahen von ihrem Standort auf halber Höhe des Hügels zu Winser hinunter, als spiele er auf einer Bühne. Verdrossen. Fragend. Zuschauer, nicht Teilnehmer. Bunny, wie sie zusieht, wenn ich Sex mit ihr habe. Na, amüsierst du dich gut da unten? Mach schon weiter, ich bin müde. Er sah kurz nach dem Fahrer des Jeeps, der ihn das letzte Stück vom Fuß des Berges hierher gebracht hatte. Der Mann hat ein freundliches Gesicht, der wird mich retten. Und eine verheiratete Tochter in Izmir.
    Freundliches Gesicht oder nicht, der Fahrer war eingeschlafen. Weiter unten am Weg, in dem leichenwagenschwarzen Landrover der Türken, hockte ein zweiter Fahrer, der mit offenem Mund vor sich hinstarrte und auch nichts mitbekam.
    »Hoban«, sagte Winser.
    Ein Schatten fiel über seine Augen, und die Sonne stand inzwischen so hoch, daß, wer auch immer ihn warf, sehr dicht neben ihm stehen mußte. Jetzt etwas schlafen! Gute Idee. Und woanders wieder aufwachen. Als er durch schweißverklebte Lider nach unten blinzelte, sah er ein Paar Krokolederschuhe und darüber die Aufschläge einer eleganten weißen Segeltuchhose. Er blinzelte weiter nach oben und erblickte die schwarzen forschenden Züge von Monsieur François, einem anderen Vasallen Hobans. Monsieur François, ist unser Vermessungsingenieur. Er wird das avisierte Grundstück vermessen, hatte Hoban am Istanbuler Flughafen erklärt, und Winser, dumm wie er war, hatte dem Ingenieur dasselbe lahme Grinsen geschenkt wie Signor d´Emilio.
    Einer der Krokoschuhe bewegte sich, und Winser rätselte in seinem benommenen Zustand, ob Monsieur François etwa vorhabe, ihm einen Tritt zu versetzen, aber dem war offenbar nicht so. Vielmehr schob er von der Seite her etwas in Winsers Blickfeld. Ein Kassettenrecorder, befand Winser. Der Schweiß schärfte seine Augen. Ich soll für meine Lieben daheim ein paar
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