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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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Stockwerk gefunden, und der Polizeibeamte, der die Untersuchung leitete, dachte zuerst, sie sei das Opfer eines Mordanschlags. Das Bett war mit Blut durchtränkt, und auf dem Boden lag ein Metzgermesser. Erst dann sah er das Baby, teilweise noch in der Plazenta, an Mrs. Whites Brust. Offensichtlich hatte sie die Nabelschnur selbst mit dem Messer durchgeschnitten.
      Die Hypothese liegt nahe, daß Mrs. Margaret White nicht wußte, daß sie schwanger war, oder auch nur begriff, was dieses Wort bedeutete. Und jüngere Wissenschaftler wie J.W. Bankson und George Fielding haben einen Grund für diese Annahme genannt: daß sie den Begriff, der in ihrer Vorstellung unlösbar mit der ›Sünde‹ des geschlechtlichen Verkehrs verbunden war, einfach aus ihren Gedanken verdrängte. Sie dürfte sich einfach geweigert haben zu glauben, daß ihr so etwas passieren könnte.
      Wir haben Abschriften der letzten drei Briefe an eine Freundin in Kenosha, Wisconsin, die überzeugend beweisen, daß Mrs. White vom fünften Monat an glaubte, sie habe Unterleibskrebs und würde bald zu ihrem Mann in den Himmel kommen...«
    Als Miß Desjardin Carrie fünfzehn Minuten später zum Büro hinaufführte, waren die Gänge angenehm leer. Hinter verschlossenen Türen hörte man die Geräusche des Unterrichts.
      Carries schrille Schreie waren endlich verebbt, aber sie weinte immer noch still vor sich hin. Miß Desjardin hatte schließlich die Binde selbst angebracht, das Mädchen mit nassen Papierhandtüchern gesäubert und ihr die einfachen Baumwollslips angezogen.
      Zweimal versuchte sie, ihr das Alltägliche der Menstruation zu erklären, aber Carrie hielt nur die Hände vor die Ohren und schrie weiter.
      Mr. Morton, der Sekretär des Schulleiters, kam sofort aus seinem Büro gerannt, als die beiden das Vorzimmer betraten. Billy deLois und Henry Trennant, zwei Jungen, die auf ihre Strafe warteten, weil sie den Französisch-Kurs geschwänzt hatten, glotzten.
      »Kommen Sie herein«, sagte Mr. Morton rasch. »Kommen Sie hier herein.« Er spähte über Miß Desjardins Schulter auf die Jungen, die auf die blutigen Fingerabdrücke auf den Shorts starrten. »Was starrt ihr denn so?«
      »Blut«, sagte Henry und lächelte dämlich.
      »Zwei Tage Arrest«, zischte Mr. Morton. Er äugte auf die Blutflecken und blinzelte.
      Er schloß die Bürotür hinter ihnen und begann in der obersten Schublade seines Schreibtisches nach einem Formular für Schulunfälle zu kramen.
      »Alles in Ordnung, eh — —«
      »Carrie«, half Miß Desjardin. »Carrie White.« Mr. Morton hatte endlich ein Unfallformular entdeckt. Ein großer Kaffeefleck prangte darauf. »Das brauchen Sie nicht, Mr. Morton.«
      »Ich nehme an, es war das Trampolin. Wir haben gerade... Ich brauche es nicht?«
      »Nein. Aber ich denke, Carrie sollte für den Rest des Tages nach Hause gehen dürfen. Sie hat eine ziemlich erschreckende Erfahrung gemacht.« Sie signalisierte Mr. Morton mit den Augen, er sah es, aber begriff nicht.
      »Ja, okay, wenn Sie das sagen. Gut. Fein.« Morton stopfte das Formular in die Schublade zurück, stieß sie zu, klemmte den Daumen ein und fluchte. Dann eilte er zur Tür, riß sie auf, starrte Billy und Henry an und rief: »Miß Fish, könnten wir bitte ein Entschuldigungsformular haben? Carrie Wright.«
    »White«, sagte Miß Desjardin.
    »White«, wiederholte Morton.
    Billy deLois kicherte.
      »Eine Woche Arrest!« bellte Morton. Unter seinem Daumen bildete sich eine Blutblase. Tat verteufelt weh. Carrie weinte noch immer monoton vor sich hin.
      Miß Fish brachte das gelbe Entschuldigungsformular, und Morton kritzelte seine Unterschrift mit seinem silbernen Taschenbleistift darauf.
      »Soll man dich nach Hause fahren, Cassie?« fragte er. »Wir können ein Auto rufen, wenn du eins brauchst.«
      Sie schüttelte den Kopf. Mit Ekel bemerkte er den großen grünen Schleimtropfen vor dem einen Nasenloch. Morton sah über sie hinweg Miß Desjardin an.
      »Ich bin sicher, es geht ihr bald besser«, sagte Miß Desjardin. »Carrie muß nur in die Carlin Street hinüber. Die frische Luft wird ihr guttun.«
      Morton gab dem Mädchen den gelben Zettel. »Du kannst jetzt gehen, Cassie«, sagte er großmütig.
      »So heiße ich nicht!« schrie sie plötzlich.
      Morton zuckte zusammen, und Miß Desjardin sprang hoch, als sei sie von hinten geschlagen worden. Der schwere Keramikaschenbecher auf Mortons Tisch (es war Rodins
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