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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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auf einem Stuhl am kleinen Tisch des Eßzimmers. Der Vorschlag des Gottesmannes war, daß die Frau sich nackt anschauen lassen sollte. »Nur anschauen?«
     »Blind soll ich werden und niedergestreckt soll ich sterben!« schwor Padre Carnazza. Trisìna sah ihn zweifelnd an.
     »Und was, wenn ich nackt bin und Euer Ehren, statt nur zu schauen, sich zu schaffen macht? Ich kann ja nicht einmal flüchten, nackt wie ich bin.« Sie brauchten an die zehn Minuten, um eine Übereinkunft zu finden. Trisìna sollte angezogen bleiben: sie würde lediglich ihre Unterhosen bis zum Boden herunterlassen, ihren Rock, Unterrock und das Leibhemd weit nach oben heben und stehend, ohne sich aufs Bett zu legen, sich in aller Ruhe anschauen lassen. »Gut, so wie du es willst«, seufzte der Priester. »Und ich, was springt für mich dabei heraus?«
     »Ein Doppel Bettücher, brandneu.«
     »Einverstanden.«
     »Und du läßt dich von vorne und von hinten anschauen.«
     »Nein, nicht von hinten. Wenn Euer Ehren mich von vorne und von hinten anschauen will, müssen Sie mir ein weiteres Doppel Bettücher schenken.«
     »Einverstanden.«
     »Erst gehen Sie die Bettücher holen.« Der Priester ging ins Schlafzimmer, öffnete einen großen Schrank, nahm zwei Doppel Bettücher mit den verschlungenen Initialen AC, kam zurück und legte sie auf den Tisch.
     »Jetzt laß uns ins Schlafzimmer gehen.«
     »Nein, nicht. Wozu denn? Wenn's nur ums Schauen geht, können wir das auch hier machen.«
     »Aber ich will dich genau anschauen, wie du dir die Unterhose runterziehst. Und das mußt du ganz ganz langsam machen.«
     Ihren Blick fest in seinem Blick, erhob sich Trisìna, hob den Rock hoch, den Unterrock, das Leibhemd, und in genau diesem Augenblick machte die Holztreppe deutlich krack. Sie fuhren zusammen. Irgendwer kam herauf. Trisìna ließ die Kleider wieder herunter und setzte sich. Krack, krack, kraaaack machte die Treppe.
     »Die Sache, von der Sie da gerade gesprochen haben«, begann Padre Carnazza laut, »ist äußerst heikel, Donna Trisìna.«
     Krack, kraaaack.
     »Und zwar so heikel, daß es vielleicht gut wäre, wenn ich sie Seiner Exellenz dem Bischof zur Kenntnis brächte«, sagte der Priester, sein Theater weiterspielend. Aber wer zum Teufel kam da die Treppe hoch? Die Wohnungstür flog auf und im Türrahmen erschien Signoradonna Romilda. Beim Anblick der beiden, die da miteinander sprachen, veränderte ihr Gesicht, das rot war, seine Farbe und wurde violett. Ganz ohne Frage hatten sie sie gehört und dann gleich diese Farce angefangen. Gehörnt war sie und geprügelt. »Buongiorno, Signoradonna Romilda«, sagte diese verdammte Priesterseele frisch und fröhlich und setzte auch noch einen Gesichtsausdruck auf, der Überraschung vortäuschte.
     Trisìna, diese ungeheuerliche Schlampe, erhob sich statt dessen zum Zeichen der Achtung und neigte ihren Kopf ganz leicht zum Gruße.
     »Setzen Sie sich doch, Signoradonna Romilda, wir sind ja bereits fertig«, sagte er überaus förmlich. Mit einer Kraftanstrengung, die sie ein paar Jahre ihres Lebens kostete, kontrollierte Signoradonna Romilda auf wundertätige Weise ihre Nervosität, die sie eigentlich dazu drängte, noch schlimmer zu verfahren als die Mauren zu Zeiten Karls von Frankreich. »Nein, nein, ich komme ein anderes Mal wieder«, sagte sie, »es war nicht weiter wichtig. Einen Guten Tag.« Sie drehte sich um und ging. Kraun, kraaauuuun machte die Treppe: jetzt, wo Vorsicht nicht mehr nötig war, stieg die Frau die Treppe hinunter als wäre sie ein Pferd. So, als wäre nichts weiter vorgefallen, erhob Trisìna sich ganz ganz langsam und begann aufs neue, ihren Rock hochzuziehen.

    Auf den ersten Blick wirkte das Haus auf Giovanni einladend. Man gelangte über eine kleine Landstraße hin, die von der Hauptstraße abging. Sie verlief zwischen zwei Mauern, geschmückt mit Büscheln von Kapern und Hirse, Kaktusfeigen und Agaven. Am Saum eines Steilhanges endete sie, darunter weißer Sand und das türkisfarbene Meer. Rechter Hand, kurz vor dem Steilhang, verlief ein von Baumzweigen überdachter Weg, an dessen Ende sich ein rustikales Tor befand, das zu dem Haus aus Tuffstein mit den ausgefugten Ritzen aus weißem Kalk führte. Die Türen und Fensterläden waren grün gestrichen. Das Haus war wie ein auf dem Kopf stehendes T, drei Zimmer unten und eines oben, und gleich über dem großen mittleren Zimmer, ein schönes Eßzimmer: in einer Ecke befanden sich zwei Herdstellen.
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