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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Autoren: Angelika Röbel
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sieht, was wir tun, aber kann nicht mit uns reden, und wir können ihn nicht sehen. Aber er ist immer da, wenn wir an ihn denken oder wenn du träumst, kannst du dich mit ihm unterhalten. Er ist bei deinen Geschwistern und passt auf sie auf. Nun sind sie nicht mehr allein.“
    Sabrina verstand kein Wort, sie wusste nur eins, ihr Papi ist weg und kommt nicht wieder. So wie ihre Geschwister Mathias, Maria und Robie. Da ihre Mami so heftig weinte, ging sie zum Kapitän.
    Neue, fremde Gerüche

    Sie lagen auf Reede vor dem Hafen in Kapstadt.
    „Haben Sie die Absicht, ihre Reise fortzusetzen, oder fahren Sie mit dem nächsten Schiff zurück?“
    „Nein, ich kann nicht zurück, ich muss nach Australien – ich bin es meinem Mann schuldig und vor allem auch Sabrina. Seit wir das kalte Wetter hinter uns gelassen haben, ist sie wie ausgewechselt. Sie ist gesund und lebhaft, so habe ich sie nie kennen gelernt. Für sie muss ich einfach weiter. Sabrina hätte in Deutschland keine Chance. Ihr Körper verlangt ein wärmeres Klima.“
    Zufrieden nickte der Kapitän.
    „Ich wollte Sie daran erinnern, dass sie hier im Hafen Post abgeben können. Sie wollen doch sicher ihren Bekannten mitteilen, was ihrem Mann zugestoßen ist.“
    „Vielen Dank, Kapitän, daran hätte ich nun wirklich nicht gedacht.“
    „Schon gut, dafür bin ich ja da, um meine Gäste an etwas Wichtiges zu erinnern.“
    Sie wollte gerade gehen, um an Peter zu schreiben, da hielt der Kapitän sie am Arm zurück.
    „Moment bitte, ich hätte gern mit Ihnen etwas besprochen.“
    „Hat Sabrina was angestellt?“
    „Nein, es geht um andere Probleme. Ich hätte gern gewusst, ob Sie englisch lesen, schreiben oder sprechen können?“
    „Nein!“
    „Das dachte ich mir und wie wollen Sie ohne diese Kenntnisse in Australien zurechtkommen? Außerdem ist es gut, wenn man notdürftig andere Sprachen kennt.“
    „Daran habe ich auch bereits gedacht, bevor wir uns für eine Auswanderung entschieden hatten. Aber mein Mann sagte, dass es auch Deutsche dort gibt. Außerdem, so sagte er, erlernt man die Sprache schnell, wenn man sie ständig hört.“
    „Das stimmt, aber wäre es nicht besser, wenn Sie die Sprache beherrschen? Ich könnte es Ihnen beibringen, falls Sie es wünschen. Außerdem wäre das eine günstige Gelegenheit für Sie, um auf andere Gedanken zu kommen.“
    „Oh ja, das wäre wunderbar. Könnte Sabrina auch daran teilnehmen?“
    „Darin sehe ich absolut kein Problem, wann wollen wir also damit beginnen?“
    „So bald Sie Zeit für uns haben, Kapitän.“
    „Wenn wir wieder abgelegt haben, ist meine Freizeit nicht mehr so begrenzt. Da hätte ich Zeit“, sagte er.
    Franziska setzte sich an Deck und schrieb einen traurigen langen Brief nach Deutschland.
    Noch an Deck stellte sie fest, dass Kapstadt eine Augenweide war. Es war ein unbekanntes Land mit sonderbaren, fremden Gerüchen.
    Kapitän Ignatz zeigte ihr das Schiff, das nach Deutschland fuhr, und als Franziska ihren Brief an Doktor Peter Wagner abgegeben hatte, ging sie wieder zur Marie-Ann, um Sabrina abzuholen. Sie hatte ihr versprochen, dass sie sich gemeinsam den Hafen anschauten. Als sie gehen wollten, verabschiedete sich gerade Familie Bergmann von allen, auch von ihr. Obwohl Franziska mit der Familie kaum ein Wort gewechselt hatte, beschlich sie doch ein eigenartiges Gefühl. Hat diese Familie ihr Land der Hoffnung gefunden? Sicher werden sie sich niemals wieder sehen.
    „Frau Winter?“
    „Ja“, sagte Franziska und sah den Kapitän auf sich zukommen.
    „Sie kennen doch meinen Matrosen Rainer.“
    „Natürlich“, lachte Franziska.
    Verlegen strich sich der Kapitän über seinen Bart.
    Franziska stellte fest, dass er es immer tat, wenn er ihr etwas erklären wollte. Auch Martin tat es so.
    „Ich möchte eigentlich nicht, dass Sie sich allein den Hafen anschauen. Es wäre besser, wenn Rainer Sie begleiten würde. Er könnte Ihnen den Markt zeigen, den muss man wirklich gesehen haben. Dieser Markt ist mit nichts in Deutschland oder gar Europa zu vergleichen“, schwärmte er.
    „Ich würde mich sehr darüber freuen und wäre gleichzeitig sicherer mit einer männlichen Begleitung.“
    Rainer winkelte seinen rechten Arm an, um Franziska aufzufordern, sich unterzuhaken. Sie nahm aber nicht an, sondern stellte Sabrina zwischen sich und ihn. Er verstand und fasste ohne Kommentar das Kind bei der Hand. So gingen sie zu dritt zum Markt. So etwas hatte Franziska wirklich noch nicht gesehen.
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