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Universalheilmittel

Universalheilmittel

Titel: Universalheilmittel
Autoren: Irene Dalichow
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zu, sondern ziehen sie selbst heran, erst im Gewächshaus, dann auf dem direkt benachbarten »Abhärtungsplatz«. Der befindet sich unter freiem Himmel, aber wenn Hitze, Kälte, Wind und Regen zu intensiv werden, können die zarten Pflänzchen hier noch geschützt werden, zum Beispiel mit Hilfe großer, stabiler Vorhänge. Erst wenn sie genügend Widerstandskräfte entwickelt haben, kommen sie aufs Feld.
    Ein geschützter Raum ganz anderer Art besteht aus einer von Knöterich dicht überwachsenen Konstruktion, in der sich Farne entwickeln. Das Ganze wirkt wie ein riesiges Gewächshaus, das nicht aus Glas, sondern aus eng verwobenen grünen Stängeln und Blättern besteht. Tritt man an der offenen, schmalen Seite ein, kommt man sich vor wie in einer Kathedrale. Es ist dunkel, kühl und leicht feucht, der Geruch erinnert an Weihrauch.

    Der Knöterich schenkt dem Farn den lichtarmen Raum, in dem er sich wohlfühlt, erklärt Michael Straub. Die Pflanzen vertragen sich gut miteinander. Dass Farne eine Vorliebe für ein dunkles, feuchtes und erdiges Milieu haben, verweise auf ihre Beziehung zum menschlichen Darm. So verarbeitet Weleda Hirschzungenfarn, Wurmfarn und Tüpfelfarn zu Medikamenten, die gegen Darmerkrankungen wirken. Dies ist ein gutes Beispiel für die Signaturenlehre, die in der anthroposophischen Medizin eine wesentliche Rolle spielt. 18 Außerdem werden bei Anbau und Ernte unter anderem die rhythmischen Prozesse in der Natur beachtet, zum Beispiel die Mondphasen.
    Weitere Heilpflanzen stammen aus Ländern, in denen sie heimisch sind. Arnika beispielsweise wird in den Vogesen und in Rumänien gesammelt. Andere werden unter der Verantwortung von Weleda kontrolliert im Ausland angebaut.
    Von vielen Heilpflanzen werden nur wenige Kilogramm benötigt, denn man verarbeitet ihre Wirkstoffe in homöopathischen, das heißt in begrenzten Mengen weiter. Von anderen, zum Beispiel der Ringelblume (Calendula), erntet man die beachtliche Menge von 14 000 Kilogramm pro Jahr. Sie wird vor allem für Körperpflegeprodukte benötigt, und zwar nicht homöopathisch aufbereitet, sondern in ihrer Gänze.
    Es gibt bei dem Rundgang durch Europas größten biologisch-dynamischen Heilpflanzengarten noch so viel mehr Interessantes zu sehen und zu erfahren. Die riesigen, intensiv gelben Kürbisblüten, die nach dem Pflücken, das exakt zum richtigen Zeitpunkt geschieht, mit Muschelkalk verrieben und zu einem Medikament gegen Osteoporose verarbeitet werden: An den Stellen, wo aus Versehen der Moment für die Ernte der Blüten verpasst wurde, wachsen jetzt dicke, fleischige Kürbisse von zunächst dunkelgrüner Farbe, dann nach und nach in Orange. Beim Herbstfest, einem Tag der offenen Tür im Heilpflanzengarten, schnitzen Kinder daraus Gruselgesichter wie bei Halloweenkürbissen. Alles wird verwendet, nichts kommt um.
    Leider ist eine private Führung von Michael Straub ein Privileg, das nicht jeder der jährlich rund 16 000 Besucher genießen darf. Aber alle Führungen werden von kundigen Personen gemacht. Zusätzlich gibt es für Interessierte im Gebäude für die Herstellung von Tinkturen und Ölauszügen, das direkt neben dem Garten liegt, die Möglichkeit, die Produktionsprozesse zu beobachten. Im Erlebniszentrum, das anders als der Garten ganzjährig geöffnet ist, werden Seminare und Workshops angeboten. (Informationen dazu finden Sie im Anhang unter »Adressen«.)
    Michael Straub, der als Anbauberater für verschiedene Rohstoffprojekte international Erfahrungen gesammelt hat und weltweit über ökologische Landwirtschaft, Heilpflanzenforschung und Artenschutz referiert, hat zusammen mit dem anthroposophisch orientierten Arzt Dr. Frank Meyer das Buch Die magischen 11 der heilenden Pflanzen geschrieben. Darin werden elf bedeutsame Heilpflanzen und ihre Wirkungsweisen vorgestellt, unter ihnen der erwähnte Blaue Eisenhut (Aconitum napellus). Der Eisenhut ist die giftigste Heilpflanze Europas. In homöopathischen Dosen allerdings kann er ein großartiger Helfer sein, zum Beispiel im besagten Medikament Ferrum phosphoricum. Das Buch bietet unzählige Informationen über die elf Heilpflanzen plus eine geheimnisvolle zwölfte, ihren Anbau und ihre Verwendung in der Medizin, außerdem über die anthroposophische Heilkunde allgemein und vieles mehr. Zudem ist es wunderschön illustriert. Eine heiße Empfehlung für alle, deren Herz für die Pflanzenheilkunde schlägt.

    18 Die Signaturenlehre ist eine schon in vorgeschichtlicher Zeit und
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