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Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)

Titel: Unheilig (Die Chroniken der Schatten) (German Edition)
Autoren: S.M. Nightingale
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zusammen und starrte zu ihm hinauf. Er war nicht unattraktiv, jedoch fürchterlich gewöhnlich und auf eine ihr undefinierbare Weise fast öde. Seine schlanke Erscheinung, das markante Gesicht und der stilvolle Geschmack seiner Kleidung erinnerten sie an einen dieser Soap-Schauspieler, für die sie als Teenager oft geschwärmt hatte. Er lächelte und lenkte sie, seine Krallen fest in ihrem Mantel vergraben, von dem nichtsahnenden Pärchen weg zu einer zwischen Büschen versteckten Parkbank. Hier ließ er sie los und bedeutete ihr mit einer bedrohlichen Geste, sich zu setzen. Sie tat es nicht, guckte sich stattdessen unauffällig nach Fluchtwegen um. Sein Mund wich einer schmalen Linie.
         „Denk gar nicht daran.“ sagte er ruhig. „Setz dich!“
         Er konnte den leicht mitschwingenden Zorn in seiner Stimme nicht unterdrücken.
         „Ich wollte ihnen doch gar nichts tun“, sagte Kyra.
         „Das glaub ich dir sofort“.
         Sie wusste nicht, warum sie überhaupt versucht hatte zu lügen. Insgeheim war sie froh, dass der Fremde sie rechtzeitig gestoppt hatte. Mit einem lauten Seufzer setzte sie sich letztendlich hin und verschränkte die Arme.
         „Das war ziemlich dumm von dir“, sagte er und baute sich vor ihr auf. „Spielst du denn gerne mit deinem Leben?“
         „Was soll das heißen?“, fragte sie.
         Er ging nicht weiter darauf ein.
         „Joe schickt mich“, sagte er stattdessen. „Ich soll dir wohl Manieren beibringen.“
         „Du bist der Bulle?“
         „Mein Name ist Michael“, stellte er sich vor. „Wir sollten reden. Über die Morde, die sich in letzter Zeit in dieser Stadt zutragen.“
         Kyra wurde nervös und sogar ein bisschen ärgerlich.
         „Irgendwelche Ideen, wie das von Statten gegangen sein könnte?“, fragte er und bemühte sich nicht einmal darum, den Sarkasmus in seiner Stimme zu verbergen.
         „Lass mich bloß in Ruhe damit“, fauchte sie. „Ich musste überleben. Hätte ich diese Menschen denn vorher fragen sollen?“
         Michael gefiel ihre Aggressivität nicht. Es gab ihm das Gefühl, auf taube Ohren zu stoßen. Sie war genauso, wie Joe sie beschrieben hatte. Unsicher, wütend, unzulänglich. Und doch einfach nur ein verlorenes Kind. Eine makabre Mischung.
         „Vielleicht solltest du aufhören zu versuchen, dein Leben allein zu meistern“, meinte er einlenkend und ging vor ihr in die Hocke. „Wir haben ja gesehen, dass du das nicht schaffst. Du bist nicht alleine mit dieser Bürde. Es gibt Mittel und Wege, wie wir dir helfen können. Aber du musst diese Hilfe auch annehmen.“
         „Was bist du?“, fragte Kyra. „Ein Bulle oder ein Psychiater? Komm mir nicht mit so einem Scheiß. Dein toller Kumpel Joe wollte mich am liebsten gleich umbringen und du spielst hier den verständnisvollen Samariter. Das ist doch echt zum Kotzen! Warum sagst du mir nicht, was ihr mit mir vorhabt?“
         Michaels selbstsichere Maske bekam kurzzeitig feine Risse und er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er scheiterte kläglich.
         „Wie kommst du darauf, dass wir irgendetwas mit dir vorhätten? Wir wollen doch nur helfen.“
         „Nein, ihr wollt nur nicht, dass die Menschen auf euch aufmerksam werden“, sagte Kyra und ihre Stimme wurde immer lauter. „Ihr versteckt euch vor ihnen und versucht, so zu leben wie sie. Die reinste Farce!“
         „Was glaubst du würde wohl passieren, wenn die Menschen von uns wüssten?“ Michael wurde sauer. „Sie würden uns jagen bis in die letzten Winkel dieser Erde, bis keiner mehr von uns übrig ist! Möchtest du das?“
         Kyras Gesicht war steinern und zeigte keinerlei Emotion.  Eiskalt,  dachte Michael,  was für ein Biest.  Seine Kiefer mahlten angestrengt, während sich seine Augen zu zornigen Schlitzen verengten.
         „Ich hab keine Lust, mit dir darüber zu diskutieren“, warnte er. „Entweder du bist einsichtig und befolgst unsere Regeln, oder ich sehe mich gezwungen, unseren Rat über dich zu informieren. Und der ist nicht halb so nett wie ich.“
         Kyra öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, doch Michael fiel ihr ins Wort.
         „Außerdem siehst du nicht besonders gut aus. Deine Hautfarbe ist viel zu dunkel. Wann hast du das letzte Mal getrunken?“
         Sie antwortete nicht und wich seinem bohrenden Blick
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