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...und noch ein Küsschen!

...und noch ein Küsschen!

Titel: ...und noch ein Küsschen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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großen Anklang. Ich selbst verzichtete darauf, es zu besichtigen. Royden sagte mir am Telefon, er habe mehrere Anfragen von Leuten, die eskaufen wollten, mit dem Hinweis beantwortet, dass es unverkäuflich sei. Als die Ausstellung vorüber war, lieferte Royden das Bild bei mir ab und bekam sein Geld.
    Ich ließ das Porträt sofort in mein Arbeitszimmer tragen und machte mich nicht ohne Herzklopfen daran, es genau zu betrachten. Janet stand in einem schwarzen Abendkleid vor einem roten Plüschsofa. Ihre linke Hand ruhte auf der Rückenlehne eines schweren, ebenfalls mit rotem Plüsch bezogenen Sessels, und von der Decke hing ein riesiger Kronleuchter.
    Mein Gott, dachte ich, geschmackloser ging es wohl nicht! Das Porträt selbst war gar nicht so übel. Royden hatte den Gesichtsausdruck der Frau recht gut getroffen – den leicht gesenkten Kopf, die großen blauen Augen, den breiten, hässlich-schönen Mund mit der Andeutung eines Lächelns. Natürlich hatte er ihr geschmeichelt. Kein Fältchen auf der Stirn, keine Spur von Fett unter dem Kinn. Ich beugte mich vor, um das Kleid in Augenschein zu nehmen. Ja – hier war die Farbschicht dicker, viel dicker. Außerstande, auch nur eine Sekunde länger zu warten, warf ich mein Jackett ab und ging ans Werk.
    Hier muss ich erwähnen, dass ich Fachmann im Reinigen und Restaurieren von Gemälden bin. Was das Reinigen betrifft, so ist das nicht weiter schwer, wenn man Geduld und eine leichte Hand hat. Mit diesen Berufsrestauratoren, die so ein Geheimnis aus ihrem Metier machen und solche gepfefferten Preise verlangen, habe ich nichts im Sinn. An meine Bilder lasse ich keinen Fremden heran.
    Ich goss Terpentin in eine Schale und fügte ein paar Tropfen Alkohol hinzu. Dann tauchte ich einen Wattebausch in die Mischung, drückte ihn aus und begann behutsam, ganz behutsam mit kreisenden Bewegungen über die schwarze Farbe des Kleides zu wischen. Ichkonnte nur hoffen, dass Royden jede neue Farbschicht erst dann aufgetragen hatte, wenn die untere völlig trocken war; sonst würden beide zusammenfließen, und damit wäre mein Vorhaben misslungen. Bald würde ich es wissen. Ich arbeitete auf etwa zwei Quadratzentimetern des schwarzen Kleides am Bauch der Dame und ließ mir viel Zeit. Immer wieder prüfte ich vorsichtig die Farbe, raute sie leicht auf, goss ein, zwei Tropfen Alkohol in die Schale, prüfte von neuem, fügte noch einen Tropfen hinzu, bis die Mischung gerade stark genug war, die Farbe zu lösen.
    Ich arbeitete etwa eine Stunde an diesem kleinen schwarzen Viereck. Je näher ich der darunterliegenden Schicht kam, desto behutsamer ging ich vor. Schließlich erschien ein winziger rosa Punkt, der sich allmählich vergrößerte, bis die ganze Stelle in leuchtendem Rosa schimmerte. Schnell neutralisierte ich mit reinem Terpentinöl.
    Gut und schön. Ich wusste nun, dass ich die schwarze Farbe abtragen konnte, ohne die untere Schicht zu beschädigen. Mit Fleiß und Geduld musste es mir gelingen, alles zu entfernen. Terpentin und Alkohol waren im richtigen Verhältnis gemischt, ich hatte herausgefunden, wie hart ich reiben durfte, und ich nahm an, dass ich jetzt viel schneller vorankommen würde.
    Im Grunde war es eine recht amüsante Beschäftigung. Ich arbeitete mich zunächst von Janets Körpermitte nach unten vor, und in dem Maße, wie ihr Rock an meinen Wattebäuschen haften blieb, wurde ein merkwürdiges rosa Wäschestück sichtbar. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie das Ding hieß, aber jedenfalls war es ein fürchterlicher Apparat, anscheinend aus einem festen elastischen Material gefertigt und offensichtlich zu dem Zweck konstruiert, die gerundeten Hüften der Frau in eine nette Stromlinienform zu pressen, sodass der völligfalsche Eindruck mädchenhafter Schlankheit entstand. Als ich noch weiter nach unten ging, stieß ich auf eine imposante Garnitur ebenfalls rosafarbener Strumpfhalter, die an der elastischen Rüstung befestigt waren und sich acht bis zehn Zentimeter tiefer in die Strumpfränder krallten.
    Eine tolle Konstruktion, stellte ich fest, als ich einen Schritt zurücktrat, um sie im Ganzen zu betrachten. Ich fühlte mich irgendwie als Opfer eines Betrugs, denn hatte ich nicht monatelang die anmutig schlanke Figur der Dame bewundert? Sie war eine Schwindlerin, wie ich nun klar erkannte. Ich fragte mich nur, ob auch andere Frauen solche Tricks anwandten. Natürlich wusste ich, dass es in der Zeit der Korsetts und der Fischbeinpanzer allgemein üblich war,

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