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und die neue Klasse

und die neue Klasse

Titel: und die neue Klasse
Autoren: Usch Luhn
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neue Wörter dazulernen, wie Papa auf Englisch.
    Gerade als Nele mit Tanne ins Klassenzimmer gehen wollte, lief ihnen ein auffallend blasser Mann über den Weg. Seine Haut leuchtete schneeweiß und wirkte fast durchsichtig, seine blassblauen Augen wurden von dunklen Rändern umrahmt, dagegen leuchteten seine Lippen fast unwirklich lila, und auf seinem Kopf stand nur noch ein einziges Büschel Haare verwegen in die Höhe.
    Neles erster Gedanke war: Dracula!
    »Herr Direktor Zucker!«, flüsterte Tanne ihr im selben Moment ins Ohr.
    Nele starrte den Schuldirektor überrascht an. Im Vergleich zur kunterbunten Frau Kussmund war ihr Herr Direktor Zucker für einen Moment wirklich wie ein echter Vampir erschienen.
    »Warum ist er denn so bleich?«, fragte Nele und schaute ihm schaudernd nach. Direktor Zucker blieb gerade bei Frau Kussmund stehen und wechselte ein paar Sätze mit ihr.

    Frau Kussmund zeigte in Neles Richtung und Direktor Zucker drehte sich um. Frau Kussmund sagte etwas und der Direktor nickte eifrig. Dann hob er die Hand und winkte in ihre Richtung, bevor er im Lehrerzimmer verschwand.
    »Heiliger Strohsack!«, sagte Tanne entgeistert. »Darauf kannst du dir aber was einbilden. Der Direktor grüßt nie jemanden außer Frau Kussmund. Nur manchmal gibt er Otto einen Wurstzipfel. Er meint es aber nicht böse, er ist nur immer so in Gedanken. Er schreibt nämlich einen total wichtigen Roman über Gespenster und deshalb ist er die halbe Nacht auf. Vielleicht hofft er, dass er mal eines persönlich trifft.«
    Sie kicherte. »Nur mit Frau Kussmund spricht er jede Menge. Die beiden sind ineinander verknallt, sie wissen es aber nicht.«
    Nele schüttelte verwundert den Kopf. »Wieso denn nicht?«
    Tanne zog Nele ungeduldig an der Hand ins Klassenzimmer. »Erkläre ich dir gleich«, sagte sie. »Das ist irgendwie kompliziert. Typisch Erwachsene eben.«
    Vor einem leeren Tisch direkt am Fenster blieb sie stehen. »Hier sitze ich. Das ist echt der beste Platz in der Klasse. Wenn mir langweilig wird, gucke ich einfach aus dem Fenster. Da ist immer was los. Manchmal übt Frau Kussmund im Hof sogar mit der Schulmannschaft Handball. Neben mir ist noch ein Platz frei, weil Sofie weggezogen ist. Wie deine Freundin Klara.« Sie lachte.
    Nele ließ sich begeistert auf ihren Stuhl plumpsen. »Das ist wirklich ein super Zufall. In meiner alten Schule musste ich direkt vor dem Lehrerpult sitzen. Das war schrecklich.«
    Sie sah sich schüchtern in ihrer Klasse um.
    Fast alle Schüler waren mittlerweile eingetrudelt. Ein Junge mit rotblondem Haar guckte neugierig zu ihr herüber und grinste sie an.
    Schnell drehte Nele ihren Kopf weg. »Also, was ist jetzt mit Herrn Zucker und Frau Kussmund?«, fragte sie eilig.
    »Na also, das ist so. Herr Zucker guckt zwar Frau Kussmund immer so lange an und Frau Kussmund guckt auch immer so verliebt zurück wie in einem Film. Aber geküsst haben sie sich noch nicht. Weil sie nicht wissen, dass sie sich gerne haben.«
    Direkt vor Nele und Tanne hatte ein Mädchen Platz genommen, das einen guten Kopf größer als Tanne war und einen Pullover mit einem weißen Pferdekopf trug. Das Mädchen war Nele aufgefallen, weil es die ganze Zeit eifrig etwas auf ein Blatt Papier gekritzelt hatte, während alle anderen munter miteinander quatschten. Nun drehte es sich plötzlich um und sagte spöttisch: »Na, was quasselst du wieder für einen Blödsinn, Zwergtanne. Was weißt du denn schon übers Küssen. Du trägst doch nachts noch Windeln.«
    Tanne packte das Mädchen energisch an seinem braunen Pferdeschwanz.
    »Misch dich nicht ein, Bohnenstange, sonst regnet es wieder Pferdeäpfel.«
    Das Mädchen lachte gekünstelt. »Glaubst du, ich fürchte mich vor dir, du blinder Hamster?« Sie blähte ihre Backen auf.
    Nele sah aus dem Augenwinkel, dass der rothaarige Junge dem Mädchen hinter seinem Rücken einen Vogel zeigte. »Unser Klassenpony Josefine spinnt schon wieder rum«, rief er laut.
    Ein paar Mädchen kicherten albern und ahmten Pferdewiehern nach.
    »Wieso sagst du Hamster zu Tanne?«, fragte Nele.
    Josefine musterte Nele herablassend. »Bist du etwa die Neue, die in der Ruine mit dem verrückten Vogel wohnt? Meine Mama sagt, dort gibt es ganz viele Ratten und Mäuse. Da hast du dir ja gleich die richtige Freundin ausgesucht. Auch ein Nagetier.« Sie tippte auf Tannes Vorderzähne, die im Vergleich zu ihren anderen Zähnen vielleicht ein klein bisschen zu groß geraten waren.
    Tanne hechtete nach
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