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und die große Versoehnung

und die große Versoehnung

Titel: und die große Versoehnung
Autoren: Sheridan Winn
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schmalen Lippen zusammenpresste, sobald das Gespräch auf die Cantrip-Schwestern oder ihre Großmutter Marilyn kam.
    Keiner von den Cantrips kann sie leiden, das ist nicht zu übersehen, dachte Verena. Ich frage mich, was wohl dahintersteckt?
    Da sie sich bewusst war, dass ihre Großmutter sie mit Argusaugen beobachtete, versuchte Verena sich auf das vor ihr stehende Essen aus gebratenem Hühnchen und Gemüse zu konzentrieren. »Es schmeckt sehr lecker, Grandma, danke fürs Kochen«, murmelte sie.
    »Vielen Dank«, sagte Glenda überrascht. Verena lobte ihre Kochkünste sonst nie.
    Sie aßen eine Weile schweigend, dann hakte Glenda noch einmal nach: »Bist du sicher, dass es dir gutgeht? Du siehst etwas blass aus.«
    »Ja, mir geht es gut«, sagte Verena und hielt dabei Messer und Gabel so fest umklammert, dass ihre Fingerknöchel hervortraten.
    Grandma guckt meine Hände so forschend an, dachte sie. Kann sie
sehen
, was gerade mit mir passiert? Soll ich etwas sagen?
    Einen Moment lang war sie in Versuchung. Es wäre eine große Erleichterung gewesen, mit jemandem darüber zu reden. Aber etwas riet ihr, Stillschweigen zu bewahren. Und so verlief der Rest des Essens größtenteils schweigend.
    Verena half ihrer Großmutter noch schnell, den Tisch abzuräumen, dann stürmte sie in ihr Zimmer. Kaum dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, durchfuhr sie ein neuer Energiestoß:
Wuuusch
jagte die Elektrizität durch ihre Hände. Mit wild klopfendem Herzen lehnte Verena sich gegen die Tür.
    Ich muss Flame anrufen, dachte sie, durchquerte den Raum und griff nach ihrem Handy. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen, drückte fieberhaft Flames Nummer auf der Tastatur – und wartete.
    Flame, etwas Seltsames geschieht gerade mit mir! Meine Großmutter hat es bemerkt, aber ich weiß nicht, was es ist!, wollte sie rufen, aber niemand hob ab und schließlich sprang die Mailbox an. Verena starrte die gegenüberliegende Wand an. Das kann ich Flame nicht auf die Mailbox sprechen, dachte sie verzweifelt.
    Wuuusch!
Ein sehr viel stärkerer Energieimpuls schoss durch ihre Hände, dieses Mal bis zu den Armen hinauf. Verena schrie erschrocken, sie saß nach Luft ringend auf dem Bett.
    Ruhig bleiben, dachte sie. Atme tief und langsam ein und aus. Guck aus dem Fenster, und sieh die Bäume an.
    Eine Weile saß sie so da, absolut regungslos, bis ihre Gedanken zur Ruhe kamen und ihr Körper sich entspannte. Dann konzentrierte sie sich auf das Gefühl in ihrer Hand, holte tief Luft und hob den rechten Arm, bis er auf Höhe ihrer Schulter war. Sie hielt den Arm ruhig, ballte Daumen und Finger zu einer Faust und streckte den Zeigefinger aus.
    Dann wartete sie. Das Kribbeln wurde stärker – und verschwand.
    Das ist doch lächerlich, dachte sie und betrachtete ihren Zeigefinger. Sie lächelte in sich hinein. Was tue ich da? Was glaube ich, wird passieren?
    Sie senkte den Arm und sah sich im Zimmer um. Draußen wurde es allmählich dunkel. Bald ist es Zeit, das Licht anzumachen, dachte sie.
    Sie lehnte sich zurück gegen ihr Kissen und legte ihren linken Arm auf dem Metallrahmen ihres Bettes ab.
    Dann, beinah instinktiv, hob sie ihren rechten Arm und zeigte mit dem Finger auf die Glühbirne, die in einem kirschroten Lampenschirm von der Deckenmitte herabhing.
    Einmal mehr, wenn auch sehr viel stärker als zuvor, jagte das seltsame Gefühl durch ihren Arm. Es schoss durch ihre Hand und aus ihrem Finger – und die Glühbirne leuchtete auf. Im selben Moment legte sich der Lichtschalter an der Wand mit einem
Klick
um.
    Verena schrie überrascht auf und senkte ihren Arm. Sie sah die Glühbirne voller Erstaunen an. »Wahnsinn! War ich das? Wie habe ich das gemacht?«, sagte sie laut.
    Da klopfte es an ihrer Tür. Glenda Glass öffnete sie einen Spalt und steckte ihren Kopf ins Zimmer. »Ist alles in Ordnung mit dir, Verena?«, frage sie. »Ich dachte, ich hätte dich schreien gehört.«
    »Ich habe ein bisschen Bauchweh«, sagte Verena schnell. »Ich werde mich eine Weile hinlegen.«
    Glenda ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, sah hinauf zu der brennenden Glühbirne und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit dann auf Verena. Ihre kalten blauen Augen musterten die Enkelin forschend.
    »Mir geht es gut, Grandma«, sagte Verena. »Ich komme gleich runter zu dir. Dann können wir einen Film zusammen schauen.«
    Glenda nickte. »Einverstanden. Ich warte im Wohnzimmer auf dich.« Sie verließ den Raum wieder und zog die Tür hinter sich zu.
    Verena
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