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… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
Autoren: C. M. Singer
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sich im Schneidersitz auf, nahm gehorsam eines der riesigen Sandwiches, und obwohl sie nicht den geringsten Appetit verspürte, aß sie es komplett auf. Dann nahm sie sich eine Tasse Tee, hielt sie zwischen den Händen und starrte in die trübe Flüssigkeit.
    „Bitte rede mit mir“, versuchte es Vivian noch einmal. „Was genau ist passiert?“
    Elizabeth atmete tief durch und mit leiser Stimme, nie den Blick von ihrem Tee hebend, erzählte sie ihrer Freundin schließlich alles. Sie ließ nichts aus. Vivian gegenüber machte sie keinen Hehl daraus, warum sie wirklich in den Club gegangen war. Sie erzählte ihr auch, wie sich im Laufe des Abends ihr rein professionelles Interesse an Daniel Mason in eine völlig andere Richtung entwickelt hatte, und dass sie glaubte, dass es ihm ebenso ergangen war. Sie redete davon, wie charmant er gewesen war. Wie gut er ihr auf der Bühne gefallen und wie sehr sie sich auf ihr nächstes Date gefreut hatte. Als sie zu den Ereignissen in der Gasse kam, begannen ihre Hände zu zittern, und ihre vorher schon leise Stimme wurde zu einem Flüstern.
    Als Elizabeth geendet hatte, setzte sich Vivian neben sie auf die Couch und nahm sie in die Arme, diesmal nicht so fest, dass die Rippen schmerzten, aber fest genug, um Trost zu spenden. „Möchtest du, dass ich heute Nacht bei dir bleibe? Ich will dich nur ungern alleine lassen.“
    „Lieb von dir, aber das ist wirklich nicht nötig. Ich komme schon klar.“ Elizabeth versuchte sich an einem zuversichtlichen Lächeln, merkte aber, dass sie kläglich versagte. Wie auf Stichwort kam zu ihrer Rettung Beckett maunzend ins Wohnzimmer geschlichen. Besuchern gegenüber verhielt sich der schwarze Kater ausgesprochen scheu, und auch jetzt kam er nicht zum Sofa, sondern machte es sich auf einer Holztruhe in der Zimmerecke gemütlich, um die Situation aus sicherer Entfernung zu beäugen.
    Vivian blieb bis zum Abend und verabschiedete sich dann mit einer weiteren Umarmung und den Worten: „Schlaf gut, Süße. Ich melde mich morgen bei dir. Wenn du etwas brauchst, ruf mich bitte an. Egal wann.“
    Sobald sie die Tür hinter Vivian geschlossen hatte, holte Elizabeth das Kleid, das sie vor zwei Nächten getragen hatte, aus der Plastiktüte und brachte es ins Badezimmer. Sie hielt es unter den laufenden Wasserhahn und beobachtete, wie das Blut aus dem Stoff gewaschen wurde und in einem wirbelnden Sog im Abfluss verschwand. Daniels Blut. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie dieses Kleid mit Sicherheit niemals wieder tragen würde. Sie packte das nasse Stoffknäul, hastete in die Küche und stopfte es wütend in den Mülleimer unter der Spüle.
    Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, holte sie den Sonnenanhänger und die Rock´Zone Demo-CD aus ihrer Tasche und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Beckett noch immer auf der Truhe hockte und gebannt zum Fenster hinaus sah. Elizabeth legte die CD ein und wählte Titel zwei. Nein, das war nicht der Song, den sie hören wollte. Also versuchte sie es mit Titel fünf. Schon am ersten Takt erkannte sie die Ballade, die Daniel geschrieben und auch selbst gesungen hatte. Sie setzte den Song auf Endlosschleife, dann ließ sie sich im Schneidersitz auf dem Sofa nieder und wickelte sich ihre alte Häkeldecke um die Schultern. Die Hände in ihrem Schoß spielten mit dem silbernen Amulett, während sie Daniels Ballade immer und immer wieder hörte. Irgendwann war Beckett doch auf die Couch gesprungen und lag nun an ihr Bein gekuschelt neben ihr, seine runden, gelben Augen nach wie vor starr auf die Fensterscheibe geheftet.
    Nicht nur der Song, auch Elizabeths Gedanken waren in einer Endlosschleife gefangen. Immer und immer wieder spielte sich der vorletzte Abend vor ihrem geistigen Auge ab. Wenn sie nicht in den Club gegangen wäre, oder wenn sie ihn früher verlassen hätten … wenn sie gleich zum Taxistand gegangen und nicht stehen geblieben wären. Wenn, wenn, wenn … So viele Möglichkeiten, die alle dazu geführt hätten, dass Daniel noch am Leben wäre.
    Elizabeth schüttelte frustriert den Kopf. Was hatte das Schicksal sich nur dabei gedacht, sie diesen umwerfenden Mann finden zu lassen, nur um ihn ihr sofort wieder zu nehmen? Als wollte das Universum einen grausamen Scherz mit ihr treiben und höhnisch sagen: Hier ist der Eine unter einer Million. Der Prinz, auf den du immer gewartet hast. Sieh ihn dir gut an, denn haben kannst du ihn leider nicht.
    „Ich wünschte, ich hätte dich früher kennengelernt, Danny“,
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