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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen
Autoren: Dorothy Gilman
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»Noch einer?« und das gab ihr zu denken.
    Während Sammat um den Wagen herumging, um ihr Gepäck zu holen, sagte Kadi bedrückt:
    »Ich fühle mich nicht sehr willkommen.«
    Mrs. Pollifax spürte, wie verletzt sie war. Sie nahm ihre Hand und drückte sie. »Ich furchte, wir sind zu einer Zeit gekommen, in der die schicksalhaften Ereignisse sich überstürzen, Kadi. Sammat hat sehr große Sorgen, aber gerade deshalb sind wir ja hier, nicht wahr?
    Überlaß ihm den Zeitpunkt, sich dir anzuvertrauen.«
    Kadi seufzte. »Er ist so höflich.«
    »Wir werden ebenfalls höflich sein.« Mrs. Pollifax lächelte sie aufmunternd an.
    Mit dem Gepäck in der Hand bedachte auch Sammat Kadi endlich mit einem herzlichen Lächeln. »Ich bin so froh, daß du hier bist, Kadi, wirklich unsagbar froh! Wenn du Rakia sehen möchtest, sie ist jetzt Oberschwester in der Krankenstation, die der Notaufnahme angeschlossen ist.«
    »Hier im Palast?« rief Kadi erfreut. »Dann kann ich sie ja gleich heute nachmittag besuchen!
    Wunderbar!«
    »Und Sie interessieren sich bestimmt für unsere Treibhäuser«, wandte sich Sammat nun höflich an Mrs. Pollifax. »Vielleicht möchten Sie sich ja auch unsere Versuchsfarm anschauen. Wir hatten viel Glück mit der Anzucht von roten Zwiebeln.«
    Mrs. Pollifax atmete auf. Treibhäuser waren etwas Vertrautes, und gerade jetzt, nachdem sie über zwei Kontinente zu einem dritten geflogen war, sehnte sie sich nach etwas Vertrautem.
    Daheim blühten die Geranien fast das ganze Jahr in ihrem Treibhaus, denn sie zeigte ihnen ihre Zuneigung, indem sie zu ihnen sprach. Sie wußte zwar nicht, ob sie roten Zwiebeln eine ähnliche Zuneigung entgegenbringen könnte, trotzdem würde sie es als beruhigend empfinden etwas zu sehen, das aus der Erde wuchs. »Oh, das würde ich sogar sehr gern«, versicherte sie Sammat. Und als sie den Palast betraten, blieb sie überrascht stehen.
    Vergangenes Jahr war das hier noch eine riesige, leere Marmoreingangshalle gewesen, jetzt wimmelte es von Menschen. Auf Bänken entlang einer Wand warteten Ubangibaner auf Behandlung in der Klinik, die Frauen hielten Babys in den Armen oder Kinder auf dem Schoß, die Männer saßen stumm und offenbar gleichmütig. Ein Schwarzer in weißer Jacke durchquerte die Halle, gefolgt von einem Weißen in schwarzer Jacke. Eine junge Frau saß ruhig hinter ihrem Schreibtisch, während kleine Jungen um sie herumrannten, ehe sie wieder zu ihrem Vater oder ihrer Mutter zurücksausten.
    Sammat verzog das Gesicht. »Sie sehen, wie erfinderisch wir sein mußten.« Er deutete zu der Empore am oberen Treppenende, von der Seile herunterhingen und an Bahren geknotet waren, die wartend auf dem Boden standen. »Wir haben keine Aufzüge, Behandlungsräume und Notaufnahme befinden sich zwar hier im Parterre, aber der Operationssaal ist im ersten Stock.«
    »Sehr erfinderisch«, murmelte Mrs. Pollifax, als sie die breite Treppe hinaufstiegen, wo sie, oben angekommen, feststellen mußten, daß eine schmalere Treppe zum zweiten Stock hinaufführte. Das Zimmer, das sie sich mit Kadi teilen sollte, war klein und schlicht. »Es hat kein eigenes Bad, aber es befindet sich eines am Ende des Korridors«, erklärte Sammat.
    »Joseph wird Ihre Koffer bringen.«
    Nachdem er ihre Reisetaschen abgestellt hatte, meinte er: »Sie werden sich bestimmt beide ausruhen wollen. Zum gemeinsamen Dinner sehen wir uns wieder. Ein frühes Dinner, schon um siebzehn Uhr. Inzwischen«, fügte er mit schmerzlichem Läche ln hinzu, »willkommen in Ubangiba.«
    Kaum war er gegangen, erklärte Kadi: »Also, ich werde mich nicht ausruhen, nicht, wenn Rakia unten ist. Aber sie wird wahrscheinlich so beschäftigt sein, daß ich mich nur kurz bei ihr sehen lassen kann. Es macht dir doch nichts aus?« fragte sie besorgt. »Oder hättest du Lust mitzukommen?«
    Das letzte, was Mrs. Pollifax wollte, war Kadis Schatten oder eine Belastung für sie zu werden. Aber ausruhen wollte sie sich jetzt auch nicht. Der Jetlag hatte bei ihr zu einer kribbeligen Ruhelosigkeit geführt, und was sie nach dem langen Flug wollte, war, sich mit ihrer Umgebung vertraut zu machen. Vage antwortete sie: »Oh, ich mache vielleicht einen kurzen Spaziergang, um mir die Stadt ein bißchen anzusehen.«
    »Dann setz einen Hut auf, du weißt, wie gefährlich die Sonne hier sein kann«, ermahnte Kadi sie fürsorglich. Als das Mädchen gegangen war, öffnete Mrs. Pollifax ihre Reisetasche. Sie holte ihr leichtestes Kleid heraus, sowie ein
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