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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen
Autoren: Dorothy Gilman
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noch, daß er unschuldig ist, was leider auch bedeutet, daß er es nicht zugeben wird, wenn er etwas über Kadi weiß.«
    »Nein«, murmelte Mrs. Pollifax höflich.
    Dr. Merrick, der sie beobachtete, sagte: »Tony Dahl, der mindestens einmal die Stunde in die Krankenstation gerannt kam, um zu fragen, ob bereits etwas über Kadi bekannt ist, macht mir schon genug Probleme, also fangen nicht auch Sie an. Sie müssen mehr essen.« Er blickte hoch: »Ah, Joseph, brechen Sie auf, um Ihren freien Tag morgen zu nutzen?«
    »Ja«, erwiderte Joseph sehr förmlich, »ich habe eine Nachricht für Mrs. Pollifax.« Er zog einen Zettel aus seiner Tasche. »Sie ist von Ihrem Gatten. Er ist schon unterwegs und wird mit dem Montag-Flugzeug eintreffen. Sein Anruf kam um fünfzehn Uhr zehn Languka-Zeit.«
    Mrs. Pollifax dachte, er kommt zu früh, aber sie brachte ein Lächeln zustande und dankte Joseph.
    Mit seiner üblichen Freundlichkeit erkundigte sich Merrick: »Was machen Sie mit Ihren freien Tagen, Joseph? Schlafen?«
    »O nein!« erwiderte Joseph. »Schlafen?« Es sah aus, als fühlte er sich durch diese Frage beleidigt. Würdevoll erklärte er: »Ich habe viele Bücher zu studieren, die mir Mfumo Sammat geliehen hat. Betriebswirtschaft, alles über Steuern, Banken und Diskontsätze.«
    »Beeindruckend!« staunte Dr. Merrick. »Nicht gerade meine Vorstellung von einem freien Tag - genießen Sie ihn, wenn Sie können.«
    »Ja, danke.« Joseph verließ sie.
    Dr. Merrick blickte Mrs. Pollifax an. »Die Ankunft Ihres Mannes regt sie nicht gerade zu Freudensprüngen an.«
    Sie sagte düster: »Er hängt sehr an Kadi.«
    »Ich verstehe.«
    In diesem Moment vernahm sie das Schlagen der Trommeln, der sprechenden Trommeln. Die paar Gäste in der Cafeteria verstummten und lauschten dem fernen pulsierenden Pochen, das sich den Sinnen so sehr einprägte.
    Mrs. Pollifax stellte sich vor, wie der Wind ihren Widerhall südwärts trug, wo ein anderer Trommler ihn westwärts senden würde, bis schließlich ganz Ubangiba wußte daß der Killer in der Löwenmaske gefunden war und daß er die Gerüchte über Zauberei in die Welt gesetzt hatte. Dr. Merrick, der ihr Gesicht musterte, riet: »Sie müssen sich ausschlafen, Mrs.
    Pollifax!
    Möchten Sie noch einmal eine Schlaftablette?«
    Sie lächelte ihn an. »Danke für Ihre Fürsorge, aber ich möchte keine mehr nehmen.« Sie wußte, was sie jetzt wirklich brauchte: Zeit, um nachzudenken und dieses Gewirr von Widersprüchlichkeiten systematisch zu ordnen. Sie entschuldigte sich und begab sich in ihr Zimmer, wo sie sich aufs Bett legte. Sie lauschte den fernen Trommeln und überlegte, was sie Scharma fragen sollte. Morgen früh würde sie ihr Fahrrad hierlassen und zu Fuß zu Moses'
    Werkstatt gehen.
    Hoffentlich traf sie Scharma dort vor, wenn er seinen geflickten Schlauch abholte, oder besser noch, sie begegnete ihm schon auf dem Weg dorthin, denn das würde ihr eine Menge Zeit ersparen.

17
    Erleichtert stellte Mrs. Pollifax am nächsten Morgen fest, daß ihr Appetit wiedergekehrt war.
    Sie gönnte sich in der fast leeren Cafeteria ein herzhaftes Frühstück - Porridge und Eier - und marschierte um acht Uhr dreißig los, in der Hoffnung, Scharma bereits auf dem Boulevard abfangen zu können. Es war erfreulich kühl; die Straßen und Plätze schienen von neuem Leben zu pulsieren, als wäre der Verhaftung von Dickson Simba eine ungeheuere
    Erleichterung gefolgt, weil das schreckliche Morden nun zu Ende war, der Schuldige hinter Gittern saß und sich die gemeinen Gerüchte über ihren Häuptling als infame Verleumdungen herausgestellt hatten. Violet Kamangu blieb stehen, um Mrs. Pollifax zu grüßen und sich zu erkundigen, ob man inzwischen etwas von Kadi gehört hatte; Mr. Mbuzu, der Inhaber von ANDENKEN UND MÖBEL, verbeugte sich und lächelte sie an; sogar Jim-Jim, der
    Schwarzmarkthändler, nickte ihr zu und sagte fröhlich: »Kein mkambo, eh?« und bedachte sie mit einem verschwörerischen Lächeln.
    Das große Holztor zum Fahrradgeschäft war geschlossen. Mrs. Pollifax drückte auf die Glocke und wartete. Als sich nichts rührte, versuchte sie es noch einmal, aber niemand öffnete. Sie hämmerte ans Tor, dann läutete sie noch einmal und schließlich rief sie mehrmals
    »Moses«. Als sie durch eine Ritze im Holz spähte, sah sie nur den leeren, von der Hitze rissigen Hof, doch keinen Moses. Inzwischen war es neun Uhr und das Geschäft blieb offenbar geschlossen - für sie und für Scharma und
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