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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition)
Autoren: Atze Schröder
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lag er schon rücklings zwischen den Kartoffeln und wurde mit brutalem Schenkeldruck zuschanden geritten. Dabei schrie sie ununterbrochen: «Lass mich los, du Hengst!», und schlug ihm nach jedem dritten Satz mit der flachen Hand schallend ins Gesicht. Davon hat sich Gerd bis heute nicht erholt. Seitdem hat er Angst vor Pferden und kriegt keine Kartoffeln mehr durch den Hals, nicht mal gepellt als Salat.
    In unserer Nachbarschaft wurde die dunkle Seite der Kati Deutschmann hinter ihrem Rücken ausgiebig diskutiert, vor Hajo jedoch galant verschwiegen. Bis heute sind wir uns nicht einig, ob Hajo von den alkoholisierten Hormonattacken seiner Gattin weiß. Oder sie gar gezielt fördert. Ich persönlich glaube, dass er Initiator des ganzen Theaters ist, weil er – wie er mir mal im Vertrauen steckte – sich aus «Sex und solchem Kram» nichts macht. Seine ganze Liebe gilt Flöcki und dem Palisanderschreibtisch in der Volksbank. Soll Kati doch ruhig als durchtriebene Libido-Woman die Nachbarschaft aufmischen, solange er nur seine Ruhe hat. Nur der Ordnung halber möchte ich darauf hinweisen, dass Kati bei den Frauen im Viertel so beliebt ist wie ’ne Königskobra im Streichelzoo.
    Frau Siebermann aus der Bäckerei, ein zuverlässiger Multiplikator, wenn es darum geht, böswillige Halbwahrheiten unters Volk zu bringen, erzählte mir – und selbstverständlich auch allen anderen – unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass Kati hinterm Rücken von den Frauen nur «T€DI» genannt wird, weil sie einfach nur billig ist.
    Diese Kati saß also bei mir im Wohnzimmer, dozierte über gutes Benehmen und gewährte uns ungefragt Einsicht in das abenteuerliche Leben angeblicher Öko-Lesben.
    «Also, Kati, sollen wir Ute jetzt den Strampler mit Gutschein schenken oder nicht?», fragte Hajo devot nach.
    «Ja natürlich, ich hab die Sachen doch schon letzte Woche gekauft!»
    Ich murmelte resigniert: «Super, Kati, gut gemacht. Und warum sitzt ihr dann jetzt hier bei mir?»
    «Ja Mensch, so was muss doch besprochen werden! Und außerdem krieg ich von jedem noch fünfzig Euro!»
    In Sekunden lag die Kohle auf dem Tisch.
    «Also pünktlich um 20.30 Uhr am Samstag, bei Ute vor der Tür», sagte sie noch, bevor sie gingen.

    Am Tag der Party stand ich wie verabredet pünktlich um 22.45 Uhr vor Utes Tür. Von den anderen natürlich keine Spur. Immer dasselbe. Ich wollte gerade klingeln, da entdeckte ich den Zettel an der Tür: Ist offen, kommt rein! Mit geübtem Blick erfasste mein Terminatorauge etwa vierzig Gäste, inklusive meiner Nachbarn. Amy Winehouse tönte aus den Lautsprecherboxen, in der Küche gab es Fingerfood und bei den Getränken die üblichen Verdächtigen: Prosecco, «Hugo», Weinschorle und, fertig gemixt in Dosen: Aperol Spritz! Ach du Scheiße!!! Wo war Kati? Während mein Blick noch panisch umherschweifte und ich angstbesessen nach T€DI, der tickenden Sexbombe, Ausschau hielt, empfing mich Ute freudestrahlend und bedankte sich für den schicken Strampler und den großzügigen Gutschein.
    «Mensch, Ute, da bin ich aber heilfroh, dass ich mich da durchgesetzt habe. Wenn du wüsstest, was die anderen dir für ’n Scheiß schenken wollten!»
    Amüsiert schmunzelte sie: «Komisch. Dasselbe hat Kati eben auch gesagt! Hab viel Spaß und keine Angst, ich hab nur nette Leute eingeladen! Bier steht auf dem Balkon!»
    Und schon war sie wieder weg und begrüßte ein paar schwäbische Gäste mit Wolfgang-Thierse-Gedächtnisbart, von denen ihr zwei beim Umzug geholfen hatten. Auf dem Balkon standen die Raucher, allen voran natürlich Graf Ganja persönlich, unser Gomera-Gerd. Der Kiffminister aus der Kurt-Schumacher-Straße war ganz in seinem Element und diskutierte, probierte, goutierte verschiedenste Gräser und Harze. Das Gespräch hatte ein schwer internationales Flair: Roter Libanese, Grüner Marokkaner, Schwarzer Afghane. Toll, diese Fachkenntnis. Aber Leute, machen wir uns nichts vor, es gibt nichts Schlimmeres, als völlig bekifften Typen stocknüchtern zuzuhören. Also griff ich mir schnell ’ne Flasche Bier.
    Ich stand noch nicht ganz im Wohnzimmer, als meine treuen Augen eine absolute Traumfrau erblickten. Etwas so Schönes hatte ich seit meinem großen T-Shirt-Einkauf bei Peek & Cloppenburg am letzten Samstag nicht mehr gesehen. Was hatte ich in dem Laden nicht alles angestellt, um diese süße Verkäuferin in meine vermaledeite Umkleidekabine zu lotsen? Kein Trick war mir zu billig: «Gucken Sie mal, muss die
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