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Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Titel: Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Gefühl von den Fingern aus in ihr aufstieg und sich über Hände und Arme im ganzen Körper ausbreitete.
    Dieses Mal war es Angst. Dennoch zog sie die Hand nicht weg.
    Dann hörte sie in ihrem Kopf eine Stimme. Eine unfreundliche, scharfe Männerstimme fragte: »Und wer bist du?«
    In dem Moment ertönte draußen der schrille Warnton einer Bootssirene. Anita erschrak so sehr, dass sie aufschrie. Sie warf das Buch in die Schublade, rannte ins Schlafzimmer und verkroch sich unter der Bettdecke.
    Besorgt ließ ihre Mutter das Buch sinken. »Was ist denn passiert?«
    »Nichts, gar nichts. Es ist alles in Ordnung«, log Anita.

Kapitel 5
Ein Hilferuf
    »Sie haben mit mir gesprochen, verstehst du?«, vertraute sich Anita am nächsten Tag ihrem Freund an. Die beiden waren auf dem Heimweg von der Schule. Anita hatte Tommaso von den beiden Affen, der Schachtel, dem Umschlag und dem Buch erzählt.
    »Du hast das Bild berührt … und die Stimme gehört.«
    »Ja, so war es.«
    Tommaso schüttelte den Kopf. »Das Ganze ist wirklich äußerst seltsam.«
    »Ja, das ist es«, bestätigte Anita. »Und es ist mir nicht nur einmal passiert, sondern zweimal.«
    »Nur, dass du beim ersten Mal keine Angst hattest«, sagte Tommaso.
    »Nein. Es hat sich eher so angefühlt wie Traurigkeit. Ich habe gehört, wie mich jemand um Hilfe bat. Es kam mir vor, als sei es eine Frau gewesen.«
    »Während die zweite Stimme …«
    »Da hatte ich einfach nur Angst. Es war so, als würde mich der Mann aus dem Buch heraus ansehen. Es war ein furchtbares Gefühl!«
    Vor einer Brücke blieb Tommaso stehen. »Ich würde mir dieses Buch gerne einmal anschauen. Hast du es dabei?«
    »Willst du es dir jetzt direkt ansehen?«
    »Nein, bei mir zu Hause. Dort habe ich alle notwendigen Instrumente.«
    »Was denn bitte für Instrumente?«
    »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Hast du es nun dabei, oder nicht?«
    Tommasos Instrumente waren eine Lupe, ein Brieföffner, gelbe Klebe-Notizzettel und eine Münze, die ihm seine Tante geschenkt hatte und die Glück bringen sollte.
    Sie setzten sich auf den Teppichboden. Anita zeigt ihrem Freund den Umschlag mit den Pinseln, den Aquarellfarben, dem Ring und dem Notizbuch.
    Tommaso betrachtete ein Fundstück nach dem anderen eingehend unter der Lupe, machte sich zu jedem einzelnen Notizen auf seinen gelben Zetteln und legte sie dann neben sich. Das Buch nahm er sich als Letztes vor. »Das ist es also … Schauen wir mal.«
    Er maß es aus. Es war zwanzig Zentimeter lang, fünfzehn breit und zwei dick. Sein Gewicht betrug siebenundzwanzig Gramm.
    Anita sah ihm schweigend zu. Nun legte Tommaso das Buch vor sich auf den Teppich und untersuchte es mit der Lupe, bis er sich sicher war, dass von außen nichts Ungewöhnliches an ihm zu entdecken war.
    »Schlag es auf«, bat Anita.
    Bevor er dies tat, zog sich Tommaso Latexhandschuhe über. »Die habe ich meiner Mutter stibitzt«, verriet er Anita.
    »Sind das solche, die die Ermittler in den Krimis immer bei der Spurensuche tragen?«
    »Meine Mutter putzt damit die Garnelen.«
    »Dann hoffe ich, du hast sie vorher gewaschen.«
    Tommaso schnitt eine Grimasse. Dann schlug er das Buch auf. Alles war genau so, wie Anita es in Erinnerung hatte: die Widmung am Anfang, die Zeichnungen, die Aquarellskizzen, die eigenartigen Schriftzeichen.
    »Das hatte ich mir beinahe gedacht«, meinte Tommaso.
    »Hast du diese Symbole schon einmal gesehen?«
    Ihr Freund blätterte ein paar Seiten weiter, dann nickte er. »Ich kenne diese Schrift.«
    »Was soll das heißen, du kennst sie?«
    »Das erkläre ich dir später. Wo ist der Rahmen mit dem Bild des Mannes, von dem du erzählt hast?«
    »Weiter vorne.«
    Tommaso blätterte zurück.
    »Halt!«, rief Anita. »Das ist der Rahmen, aber der Mann ist nicht mehr da.«
    »Wie meinst du das, er ist nicht mehr da?«
    Anita starrte auf den leeren Rahmen. »Er war da.«
    »Und die Frau?«
    Verärgert nahm Anita das Buch und schlug es auf der Seite mit dem Herbstwald auf. Sie zeigte auf den leeren Rahmen in der unteren linke Ecke.
    »Ist sie auch verschwunden?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Und du bist dir sicher, die beiden gesehen zu haben?«
    »Ja.«
    Tommaso fuhr sich mit der behandschuhten Hand über das Haar. »Und du hast dich wirklich nicht geirrt? Kann es nicht sein, dass du das eine oder andere zu den Bilder dazufantasiert hast und jetzt …«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich es selbst für absolut unglaublich halte. Aber ich habe ganz sicher
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