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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)
Autoren: Alex Raack
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Kabine zurückkehrte, lag da schon Loontiens und brüllte mich an: »Was bist du denn für ein Arsch, dass du mich hier kaputttrittst? Wie soll man sich im Probetraining anbieten, wenn man gleich ins Krankenbett gegrätscht wird?!« Von wegen Profi, Peter war auch nur auf Probe hier, genauso wie ich. Das machte die Sache natürlich nicht besser, schließlich hatte mein Einsatz einen Adduktorenanriss für Peter zur Folge. Dass sein Schaulaufen bei der Borussia trotz dieses Trainingsunfalls erfolgreich für ihn enden sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Es war mir allerdings auch egal. Diesmal hatte ich es verbockt, so viel war klar. Wieder hockte ich einsam in meinem Raum und starrte Löcher in die Eimer, wieder tauchte irgendwann Jupp Heynckes auf. Wieder machte er mir neue Hoffnung.
    »Nicht schlecht, Uli, nicht schlecht. Aber du musst noch einmal kommen, ich will noch mehr von dir sehen.«
    Machen wir es kurz: Noch weitere drei Mal tauchte ich zum Probetraining in Mönchengladbach auf. Insgesamt fünf Trainingseinheiten absolvierte ich mit den Profis, ohne dass auch nur einer mit mir gesprochen hätte. Ich kann es den Jungs heute nicht übel nehmen, für sie war ich nur der Typ, der sich bei der Putzfrau umzog. Dann, endlich, nach Probetraining Nummer fünf, legte Heynckes die Karten auf den Tisch. Sie wollten mich haben! Ich unterschrieb einen Einjahresvertrag als Edelamateur, der mich zwar nicht zu einem vollwertigen Profi, dafür aber zu einem hoffnungsvollen Nachwuchsmann machte, der nun eine Saison lang Zeit hatte, sich mit der zweiten Mannschaft in der Oberliga zu empfehlen. Und die 2500 DM brutto erhöhten mein bisheriges Gehalt um das Fünffache. Aus dem kleinen Oese in die Abstellkammer von Borussia Mönchengladbach, von der Abstellkammer zum ersten Vertrag. So konnte es weitergehen.

LEHRJAHRE MIT BLEIWESTE
    Vaterfigur Jupp Heynckes
    Am 19. Mai 1980 feierte ich meinen 18. Geburtstag. Gründe für eine zünftige Party gab es genug, aber ich, frisch gebackener Berufsfußballer, ließ es sehr ruhig angehen. Die Geschehnisse der ersten fünf Monate in diesem Jahr musste ich erstmal sacken lassen: Beendigung der Lehre, Auto- und Motorradführerschein, der Vertrag mit Borussia Mönchengladbach, einer Mannschaft, die im vergangenen Jahrzehnt fünfmal Deutscher Meister geworden war und mit ihrem sagenhaften Stil Maßstäbe im Fußball gesetzt hatte. Es war immer noch alles irgendwie surreal. Doch es sollte nicht lange dauern, bis ich die harte Realität eines Azubis unter dem Trainer Jupp Heynckes zu spüren bekommen würde.
    Jupp hatte erst zwei Jahre zuvor seine einmalige Karriere beendet. Durch seine 218 Tore in 308 Bundesligaspielen für die Borussia und seine Erfolge mit der Nationalmannschaft war er in Mönchengladbach längst zu einer lebenden Legende geworden. 1979 hatte er mit 34 Jahren die Nachfolge von Udo Lattek als Chefcoach bei der Borussia angetreten und war damit zum jüngsten Trainer in der Bundesliga-Geschichte aufgestiegen. Ein Erfolgsmensch, von Ehrgeiz getrieben.
    Einen besseren Trainer hätte ich mir für die Entwicklung meiner fußballerischen Fähigkeiten nicht wünschen können.
    Schon bei meiner ersten ziemlich missratenen Trainingseinheit hatte Jupp in mir die Anlage zu einer Leistungsfähigkeit erkannt, die ich mir damals nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte. Ich war ein rohes Stück Eisen, das Jupp nun in Form bringen wollte. Ohne seine besondere Gabe, die schlummernden Talente eines Fußballers zu erkennen, wäre ich sicherlich niemals in die Bundesliga gekommen.
    Noch war ich von der großen Bühne allerdings so weit entfernt wie ein Schauspielschüler vom ersten Vertrag in Hollywood. Als so genannter Edelamateur hatte ich ein Jahr lang Zeit, mich meinem Trainer anzubieten. Von dieser Vorstellung war ich wie besessen, und das musste ich auch sein, um diese ersten Monate zu überstehen: Besessen und ein Stück weit wahnsinnig.
    Vor dem Saisonstart fuhr die erste Mannschaft zum Trainingslager in die Sportschule Schöneck bei Karlsruhe. Auch ich war von Jupp Heynckes eingeladen worden. Kaum hatte ich das Gelände betreten, schloss sich hinter mir das riesige Eisentor. Herzlich willkommen in der Hölle von Schöneck!
    Das Training begann morgens um halb acht und endete erst gegen Abend. Unter der Anleitung von Karl-Heinz Drygalski, einem ehemaligen Zehnkämpfer, der später Vereinspräsident bei der Borussia werden sollte, schufteten wir zum Aufwärmen eine
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