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UFOs über der Erde

UFOs über der Erde

Titel: UFOs über der Erde
Autoren: Robert Silverberg
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Das kleine Mädchen schlief gut zugedeckt in ihrem Bett. Kathryn schaltete die Nachtbeleuchtung ein. Jill regte sich, aber sie schlief weiter. Sie hatte das dunkle Haar ihres Vaters, und auch Teds feingeschnittene Züge. Eines Tages würde sie schön sein, nicht so unscheinbar wie ihre Mutter, und dafür war Kathryn dankbar. Aber wofür war alles das gut, wenn Ted es nicht mehr erleben konnte? Er war während des Nahostkrieges von 1981 über Syrien abgeschossen worden. Was hatten Syrien und Israel ihm bedeutet? Warum hatte eine Politik des Größenwahns ihr das einzige genommen, was ihrem Leben Inhalt gegeben hatte?
    Berichtigung: fast das einzige.
    Sie beugte sich über das Bett und gab ihrer kleinen Tochter einen Kuß. Jill lächelte im Schlaf. Kathryn kehrte ins Wohnzimmer zurück und beschloß festzustellen, ob die Acht-Uhr-Nachrichten etwas über das Ding im Himmel zu melden wußten. Sie schaltete das Gerät ein, und auf dem Bildschirm wurde es lebendig. Sie war gerade noch rechtzeitig gekommen.
    »... in verschiedenen Teilen des Staates zwischen Taos und Albuquerque gesehen. Meldungen über Beobachtungen liegen auch aus Los Alamos, Grants und Jemez Pueblo vor. Nach Dr. J. F. Kelly von der Sternwarte in Santa Fé handelte es sich um einen der hellsten Meteore, die seit dem Bestehen astronomischer Stationen im Südwesten der Vereinigten Staaten beobachtet werden konnten. Eine Gruppe von Astronomen und Geologen wird in den nächsten Tagen mit der Suche nach Überresten des großen Meteors beginnen. Für diejenigen unserer Zuschauer, denen das interessante Phänomen entgangen ist, bringen wir im Anschluß an diese Nachrichten eine Filmaufzeichnung. Und wir wiederholen, es besteht kein Grund zur Besorgnis über diesen ungewöhnlichen Meteor.«
    Gott sei Dank, dachte Kathryn. Ein Meteor. Eine große Sternschnuppe, sonst nichts. Keine nukleare Rakete, kein explodierender Düsenjäger. Keine neuen Witwen. Sie wollte nicht, daß andere erlitten, was sie durchgemacht hatte.
    Wenn nur das Kätzchen zurückkommen würde. Sie konnte nicht hoffen, daß die Tür aufginge und Ted hereinspaziert käme, aber das Kätzchen könnte doch noch am Leben sein, vielleicht in irgendeiner Garage. Kathryn schaltete das Fernsehgerät aus. Sie lauschte auf ein Miauen, aber dort draußen war alles still.
     
    *
     
    Colonel Tom Falkner sah den Feuerball nicht. Während der über den Himmel schoß, saß er in der Offiziersmesse des Luftwaffenstützpunkts, trank billigen japanischen Scotch und sah uninteressiert einer Fernsehübertragung des Basketball-Turniers zwischen New York und San Diego zu. Neben den nasalen Wortkaskaden aus dem Lautsprecher hörte er zwei Leutnants über Fliegende Untertassen diskutieren. Der eine war ziemlich leidenschaftlich davon überzeugt, daß sie wirklich existierten und daß es Schiffe aus dem Weltraum seien. Der andere nahm den Standpunkt des orthodoxen Skeptikers ein: Zeig mir einen Mann von einer anderen Welt, zeig mir ein Stück von einer fliegenden Untertasse, zeig mir irgend was, das ich anfassen kann, und ich werde es glauben. Vorher nicht. Sie waren beide ein wenig angeheitert, sonst würden sie nicht über Untertassen reden. Nicht mit ihm im gleichen Raum. Im Stützpunkt war man dem armen Colonel Falkner gegenüber sehr taktvoll. Jeder wußte, daß das Schicksal ihm übel mitgespielt hatte, und sie versuchten es ihm so leicht wie möglich zu machen.
    Er stand auf und ging steif an die Bar. Der freundliche junge Unteroffizier, der dort seinen Dienst versah, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
    »Sir?«
    »Noch einen doppelten Scotch.«
    War da ein versteckter Vorwurf in den Augen des Barmannes? Eine leise Verachtung für den versoffenen Colonel? Falkners Stirn umwölkte sich. Er sagte sich, daß er zu sensibel sei, daß er zuviel in die Mienen anderer hineinlese. Er war ein Nervenbündel, das war das Problem. Und er trank diesen stinkenden Ersatz-Glenlivet, um seine inneren Spannungen loszuwerden. Leider hinterließ das Zeug nur neue Schuldgefühle und Elendszustände.
    Der Junge schob ihm ein Glas hin. Spraydosen galten hier im Offizierskasino als unfein. Solange es nicht an Personal zum Einschenken mangelte, zogen Offiziere, die sich für Gentlemen hielten, das Trinken aus anständig gefüllten Gläsern der fortschrittlichen, aber ordinären Spritztechnik des Jahres 1982 vor. Falkner grunzte eine Anerkennung und umschloß das Glas mit seiner haarigen Hand. Runter damit. Ah. Er schnitt ein
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