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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde
Autoren: Jeannine Klos
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ergab sich aus Zufall. Im Grunde genommen war es nur ein unüberlegter, ganz spontan geäußerter Satz: »Ich könnte ja Oles Tagesmutter werden«, witzelte ich, als meine Freundin Maria mir erzählte, sie würde gerne wieder arbeiten gehen, aber wisse nicht, wie sie es mit der Betreuung für ihren kleinen Ole machen solle.
    »Echt? Jetzt mal im Ernst: Würdest du das wirklich machen?«, fragte sie mich erwartungsvoll.
    »Also, was heißt Tagesmutter?«, überlegte ich laut. »Wenn du drei Mal in der Woche arbeiten gehst, dann kannst du ihn mir bringen. Ich denke schon, dass ich das machen würde.«
    Damit war diese Idee in die Welt gesetzt. Wir vereinbarten zunächst, dass wir uns das beide noch mal durch den Kopf gehen lassen und mit unseren Männern besprechen würden. Ralf fand die Idee gar nicht so schlecht. »Du bist ja ohnehin zu Hause. Wenn du dir das zutraust und denkst, du schaffst das, dann mach das doch.«
    Ich überlegte nicht mehr lange, sondern sagte Maria einfach zu. Sie strahlte übers ganze Gesicht. »Das ist so toll! Du bist die Einzige, bei der ich kein schlechtes Gewissen habe, dass ich ihn abgebe.«
    Ich fühlte mich ziemlich geehrt. Sie traut mir das wirklich zu , dachte ich. An ihrer Stelle hätte ich das nicht gemacht. Ich fand mich selbst noch irgendwie »gestört« durch das, was ich in dem letzten Jahr erlebt hatte, oder zumindest glaubte ich, mir selbst dieses Stigma geben zu müssen.
    In unserem gemeinsamen Winterurlaub konnte sich Ole schon mal ein wenig an mich gewöhnen und umgekehrt. Im Januar 2009 ging dann mein neuer »Job« los. Ole war knapp zwei und Lina eineinhalb Jahre. Zum Glück verstanden sich die beiden super. Trotzdem plagten mich ständig irgendwelche Selbstzweifel: Hoffentlich übernehme ich mich nicht! Wie kriege ich beide gleichzeitig zum Mittagsschlaf? Und vor allem: Wie kriege ich Ole zum Essen?
    In unserem Urlaub hatte ich schon mitbekommen, wie mäkelig der Kleine beim Essen war. Ihm schmeckte eigentlich nie etwas. Doch es klappte alles reibungslos. Seltsamerweise aß er bei mir alles. Zwar nicht so viel, aber er verschmähte nichts. Ich kam mir wie die Supernanny vor und fand es superwitzig: Das eine Kind saß rechts von mir, das andere links, und dann ging es mit dem Füttern immer hin und her. Auch der Mittagsschlaf funktionierte reibungslos. Zuerst legte ich Lina hin, danach kam ihr neuer Freund in unserem Schlafzimmer ins Bett. Ich gab ihm seine Flasche, streichelte ein paar Mal seinen Kopf und ging dann hinaus. Ich hörte, wie er noch etwas vor sich hinsang und nuckelte, bis er schließlich schlief, und zwar viel länger als bei seinen Eltern.
    Ich wunderte mich schon etwas über mich selbst, dass ich so viel Ruhe für zwei kleine Kinder aufbringen konnte. Es strengte mich überhaupt nicht an. In dieser Zeit ging es mir sehr gut. Ich hätte die Betreuung auch noch länger als ein halbes Jahr machen können, wenn ich nicht wieder arbeiten gegangen wäre. Bei Yara hatte ich mir damals nur ein Jahr Elternzeit genommen. Mit Lina aber wollte ich aufgrund unserer Geschichte drei Jahre zu Hause bleiben. Ich wollte so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen können. Doch nach zwei Jahren wurde der Wunsch, endlich wieder »in die Welt« hinaus zu gehen, immer größer. Alle meine Freundinnen mit Kleinkindern arbeiteten mittlerweile wieder, ich war die Einzige, die noch zu Hause war, und mir fehlte Austausch. Bei meiner alten Arbeitsstelle hatte ich das große Glück, so lange pausieren zu können, wie ich wollte – und konnte auch wieder einsteigen, wann es mir passte.
    Wir hatten für Lina schon bald einen Krippenplatz, und Maria fand ebenfalls eine gute Lösung für sich und Ole.
    Linas Eingewöhnung in der Krippe ging extrem schnell, sie weinte kein einziges Mal. Sie ging sofort auf die anderen Kinder zu und spielte mit ihnen. Nach nur drei Tagen schlief sie dort sogar. Wenn ich sie abholte, wollte sie gar nicht mehr weg. Mir hingegen fiel das Loslassen etwas schwerer als ihr. Es hätte mir auch gereicht, wenn sie nur zwei oder drei Tage in die Krippe gegangen wäre. Davon rieten mir die Erzieherinnen aber ab. Sie meinten, Kontinuität wäre für Lina besser – vielleicht hatten sie bei dem Gedanken ja Linas Geschichte im Hinterkopf. Die Erzieherinnen handelten stets sehr kompetent und ums Wohl der Kinder bedacht.
    Auch wenn ich nicht erwartet hatte, dass Lina ein Problem haben würde, fortan in den Kindergarten zu gehen, spürte ich so etwas wie eine
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