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TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All
Autoren: James White
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ebenso viele Terraner gefangen, wie sie eigene Leute an den Gegner verloren.
    Einer der Hauptgründe für das Kriegsgefangenen-Abkommen war die Tatsache, daß das Weltraum-Personal aus außerordentlich wertvollen Leuten bestand. Sie repräsentierten die Auslese unter den jüngeren technischen und wissenschaftlichen Köpfen ihrer jeweiligen Kulturen, Leute, die keine Seite verlieren wollte. Das Ende des Krieges war jedoch nicht abzusehen, und die wenigen Versuche, einen Austausch der Gefangenen zu arrangieren, schlugen fehl wegen der sowieso bereits schwierigen Verständigungsprobleme, die durch die Kriegsereignisse fast unüberwindlich geworden waren. So wuchs die Anzahl der Kriegsgefangenen auf beiden Seiten stetig an.
    Millionen Menschen und ungeheure Mengen an Material wurden allein für die Versorgung der Bug-Gefangenen benötigt. Die Mittel für ihre Unterhaltung – Nahrung, Unterbringung und Luft erforderten Spezialmaßnahmen – wurden zu einer immer größeren Belastung. Der Punkt war rasch erreicht, wo die gesamte Kriegsführung von der lästigen Bürde der Kriegsgefangenen beeinträchtigt wurde, und scheinbar gab es keine Lösung für dieses Problem.
    »... aber vor dreiundzwanzig Jahren fanden die Bugs die Lösung«, fuhr Kelso fort, »eine billige und sehr humane Lösung. Wenn man es objektiv betrachtet, so ist der einzige Nachteil dabei, daß wir nicht selbst daraufgekommen sind ...«
    Warren hörte die Trommeln und Pfeifen der anderen Suchgruppe immer näher kommen. Er war wütend, hatte Angst und keuchte vom Laufen. Er wünschte, Kelso würde endlich zum Hauptpunkt kommen und erklären, wovor er sich fürchtete, aber der Leutnant wollte offensichtlich auf seine Weise und der Reihe nach berichten.
    »... Sie suchten nämlich in ihrem eigenen Sektor einen Planeten, der für die menschliche Kolonisation geeignet war«, erklärte Kelso, »und dann setzten sie etwa fünfzehntausend Gefangene mit genügend Vorräten und einfachen landwirtschaftlichen Geräten darauf ab. Von Zeit zu Zeit kommen neue Gefangene hinzu, aber während der letzten zehn Jahre wurden diesen Neuankömmlingen keine Vorräte oder Werkzeuge mehr mitgegeben – sie wollen uns nicht mehr Metall in die Hände geben als nur das absolut notwendige, mit dem sie uns am Anfang versorgt haben. Und für den Fall, daß es uns gelingen sollte, ein Raumschiff zusammenzubasteln, lassen sie ständig ein Wachschiff um den Planeten kreisen, um uns im Auge zu behalten ...«
    Die Erklärung des Bug-Kriegsgefangenen-Systems würde normalerweise große Überraschung und eine erregte Diskussion hervorgerufen haben, aber Kelsos Schritt war so rasch, daß Warren und den übrigen gerade noch Atem genug für einige ungläubige Ausrufe blieb. Auch Kelso begann nun zu keuchen, aber unbeirrt fuhr er in seinem Bericht fort.
    Mit immer leidenschaftlicheren Worten schilderte der Leutnant die Situation auf dem Planeten, kurz nachdem die ersten Gefangenen gelandet waren. Er erwähnte die Einflüsse und Persönlichkeiten, welche die ursprüngliche Uneinigkeit unter der Gefangenen-Bevölkerung hervorgerufen hatten – ein Riß, der sich so erweitert hatte, daß bereits bei Kelsos Eintreffen vor sechs Jahren kaum noch Hoffnung bestand, die zwei Gruppen je wieder zu vereinigen. Man stimmte allgemein überein, daß ein Gefangenenlager von der Größe eines Planeten eine geniale Idee war und den Gefangenen ein Minimum an körperlichen Beschränkungen auferlegte. Worin man sich nicht einig werden konnte – und daraus waren alle späteren Schwierigkeiten entstanden –, war, ob das Gefängnis fluchtsicher war.
    »... Weil es keine sichtbaren Mauern und Wachen gibt, vergessen viele dieser Leute, daß wir uns in einem Gefangenenlager befinden«, sagte Kelso erregt. »Sie haben nicht nur aufgehört, sich als Gefangene zu betrachten, sondern auch vergessen, daß sie Offiziere sind und sogar, nach ihrer Handlungsweise zu urteilen, daß noch Krieg ist! Sie sind Zivilisten geworden! Aber wir auf der Komitee-Seite haben nicht vergessen, daß wir Gefangene sind, noch daß es die heilige Pflicht eines jeden Offiziers ist, der im Krieg gefangengenommen wird, alles nur erdenklich Mögliche zu tun, um wieder zu seiner Einheit zurückzugelangen ...«
    Es war an diesem Punkt, daß Warren stehenblieb und die Hände ausbreitete, um Halt zu gebieten, da ihm der Atem fehlte, den Befehl zu geben. Die Gruppe blieb um ihn herum stehen.
    Kelso, der noch einige Meter weitergelaufen war, kam
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