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TTB 107: Gefängnis im All

TTB 107: Gefängnis im All

Titel: TTB 107: Gefängnis im All
Autoren: James White
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noch andere nach uns, Leutnant?« fragte sie atemlos. »Wer sind sie, und warum sollen wir ihnen ausweichen?«
    Kelso warf ihr einen raschen Blick zu und dann noch einen. Die vorschriftsmäßige Kampfuniform war enganliegend und so angefertigt, daß sie zusammen mit dem Kugelaufsatz zum Raumanzug wurde – nicht sehr vorteilhaft für einen älteren Offizier wie Warren mit dicklicher Taille und Neigung zu O-Beinen, aber durchaus vorteilhaft für Offiziere wie Ruth Fielding.
    Kelso lächelte, als er antwortete, und er sprach so laut, daß alle ihn verstehen konnten. »Um das zu beantworten, muß ich erst zurückgreifen«, erklärte er. »Wie Sie wissen, war eines der größten Probleme auf unserer Seite während des sechzigjährigen Krieges gegen die Bugs die Unterbringung und Versorgung der Kriegsgefangenen ...«

 
2
     
    Vor fast einem Jahrhundert, zu einer Zeit, als sich die Herrschaft der Erde bereits über fünfzig unbewohnte Sonnensysteme erstreckte und ihre Kolonisationsprogramme immer noch erweitert wurden, hatte die Menschheit Kontakt mit einer anderen intelligenten Rasse aufgenommen. Der Name, den diese Rasse sich selber gab, war ein kurzer schnalzender Laut, den nur einige Sprachforscher der Erde nachahmen konnten, und die Verständigung war daher auf beiden Seiten außerordentlich schwierig. Es wurde ebenso rasch offenbar, daß die fremde Rasse mit der menschlichen Rasse nur eines gemeinsam hatte: die Intelligenz.
    Die normalen Wesen beider Arten fanden ihr Äußeres gegenseitig abscheulich, ihre Gedankengänge unverständlich, und am vernünftigsten wäre sicher gewesen, wenn einer die Existenz des anderen einfach ignoriert hätte. Nun gab es jedoch auch außergewöhnliche Wesen auf beiden Seiten – Wesen von hoher Intelligenz und überwältigender wissenschaftlicher Neugier, die von der Möglichkeit eines Gedankenaustausches mit einer anderen Rasse trotz aller Verständigungsschwierigkeiten begeistert waren. Wesen, die objektiv genug dachten, um hinter einem fremdartigen und abstoßenden Äußeren den Geist zu sehen. Und so begann sich der Kontakt zwischen den beiden Kulturen zu erweitern, anstatt abgebrochen zu werden.
    Es gab jedoch auf der Erde und ihren Siedlungswelten eine große Anzahl von Menschen, die weder Sprachforscher waren, noch jene vorantreibende wissenschaftliche Neugier, verbunden mit der bemerkenswerten Objektivität jener, die Kontakt wünschten, besaßen – obgleich alle diese Leute durchaus freundlich, intelligent und ebenso zivilisiert wie die anderen waren.
    Es war eben nur so, daß sie, wenn sie etwas sahen, das weich, feucht und bleich war und auf sechs Beinen daherkam, den Wunsch empfanden, draufzutreten – und es manchmal auch taten, bevor sie einhalten konnten. Diese Reaktion war einfach instinktiv, etwas, wogegen sie nichts tun konnten, und die Tatsache, daß jenes Geschöpf, das sie zertreten wollten, fast ebenso groß wie sie selbst war, ließ sie nur um so heftiger reagieren.
    Die Anzahl der Zwischenfälle wuchs stetig an, bis diese etwa dreißig Jahre nach der ersten Kontaktaufnahme die Ausmaße eines offenen Krieges erreichten. Die Leute auf beiden Seiten, die für größere Objektivität im Umgang mit den Fremden plädiert hatten, waren machtlos den Krieg zu verhindern, behielten aber dennoch einigen Einfluß. Bevor die diplomatischen Beziehungen völlig abgebrochen wurden, erzielten sie noch ein Abkommen über bestimmte Verhaltungsmaßregeln im kommenden Krieg.
    Es sollte kein totaler Krieg sein. Beide Seiten hofften, daß er nicht ewig währen würde, und so wurde abgemacht, jede Vernichtung von Kombattanten, die sich nicht mehr verteidigen konnten, sowie Grausamkeit gegen Kriegsgefangene zu unterlassen.
    In den ersten zwei Dekaden des Krieges erhöhte sich die Zahl der größeren Gefechte bis zu einem Grade, den niemand zu Beginn der Feindseligkeiten für möglich gehalten hätte, da beide Seiten sich in technischer Hinsicht ebenbürtig waren und keiner sich die ungeheuren Ausmaße eines Krieges in einer Konföderation von fünfzig bewohnten Systemen hatte vorstellen können. Und da es kein Krieg sinnloser Heldentaten war – das Weltraum-Personal war viel zu vernünftig und sein Heroismus daher eher von der kühlen, berechnenden Art –, gab es genügend Kriegsgefangene. Während der ersten fünf Kriegsjahre überstieg die Zahl der gefangenen Bugs eine Million, und die Flut der Gefangenen hielt Schritt mit dem beschleunigten Tempo des Krieges. Die Bugs nahmen
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