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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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Eindruck gemacht habe. Der Himmel weiß, wieso. Halt, jetzt dämmert mir der Grund. Ihnen auch?“
    Über seine Pfeife hinweg blinzelte er Hale an, der den Kopf schüttelte.
    „Nein, ich … Warten Sie. Vielleicht doch.“ Hale kehrte zum Fenster zurück und sprach weiter, während er in den Hof hinunterblickte.
    „Sam hat seine Gründe dafür, daß er eine eiserne Disziplin aufrechterhält. Ich kenne sie nicht, aber ich kann sie mir denken. Die Leute verlieren langsam den Glauben an ihre Unsterblichkeit. Sam ist sich im klaren darüber, daß die Waage sich in die andere Richtung zu senken beginnt. Nur ist ihm meiner Meinung nach noch nicht aufgegangen, daß die zweite Waagschale nicht mehr mit Kuppelbewohnern beschwert ist, sondern mit Männern, die am eigenen Leibe das Gefühl der Freiheit verspürt haben. Männer von meinem und Ihrem Schlag. Kein Wunder, daß die Meuterer an Sie herantraten. Wir haben beide in einer Welt gelebt, in der jeder auf sich selbst angewiesen war, wenn er nicht zugrundegehen wollte. Diese Zeit hat uns ihren Stempel aufgedrückt.“
    „Richtig.“ Crowell grinste. „In den Kuppeln überlassen die Leute das Denken den hohen Tieren. Wer an Land geht, trägt seine eigene Haut zu Markte und muß auch selber darauf aufpassen. Der alte Pioniergeist ist zurückgekehrt, und mir gefällt er, wenn er auch Schwierigkeiten bringt.“
    „Sogar ernsthafte Schwierigkeiten, falls wir nicht im rechten Augenblick handeln.“
    „Jetzt?“ forschte Crowell und sah den Gouverneur aufmerksam an.
    „Noch nicht“, versetzte Hale kopfschüttelnd, ohne das leise, befriedigte Lächeln des Logikers zu bemerken. „Ich will vorerst abwarten, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Außerdem geht es mir wie Ihnen. Ich will den neuerwachten Pioniergeist nicht mit Stumpf und Stiel ausrotten.“
    „Dann wollen Sie die Meuterer gewähren lassen?“
    „Nein, soweit darf ich auch nicht gehen. Vorerst brauchen sie Sam und mich noch, wenn sie auch vom Gegenteil überzeugt sind. Wenn sie die Oberhand behalten, würden sie am Ende in die alte Apathie zurücksinken, und unsere Anstrengungen wären vergeblich gewesen. Wir werden jetzt vor die entscheidende Belastungsprobe gestellt. Sam hat einen Plan, den ich noch nicht begreife, aber ich möchte wetten, daß er als Sieger aus der Auseinandersetzung hervorgeht. Wenn er die Meuterei ernst nähme, würde er sie rücksichtslos niederschlagen, und das könnte bedeuten, daß auch die Flamme des Pioniergeistes wieder erlöschen würde. Ich werde mich noch im einzelnen damit befassen, Crowell. Sie um Rat zu fragen, dürfte ja wohl wenig Sinn haben.“
    Crowell kratzte mit dem schwieligen Zeigefinger in seiner Pfeife herum, die ausgegangen war.
    „Ich glaube, Sie brauchen keine großen Ratschläge“, entgegnete er langsam. „Sie sind durchaus auf dem richtigen Weg. Greifen Sie nicht einschneidender ein, als es unbedingt erforderlich ist. Hier sind natürliche Kräfte am Werk, und je länger sie ihren ungehinderten Lauf nehmen, desto besser. Die Wogen glätten sich von selber wieder. An Ihrer Stelle würde ich mich vorerst mit der Rolle des Zuschauers begnügen. Reed ist kein kleines Kind. Er kann durchaus auf sich selbst achtgeben.“
    „Darin sind wir einer Meinung“, erwiderte Hale. „Behalten Sie die Versammlungen weiter im Auge? Ich weiß, daß dort Pläne in Mengen geschmiedet werden, aber vor der Verwirklichung dürfte noch keiner stehen.“
    „Vorerst macht jeder noch seinen Gefühlen Luft. Zur Tat werden sie erst später schreiten,“
    „Dann spionieren Sie ein bißchen. Ich schreite erst ein, wenn es sich nicht mehr vermeiden läßt, falls Sam mir nicht zuvorkommt.“

 
21.
     
    Sam kam ihm zuvor.
    Wie gewöhnlich plante er sein Vorgehen bis ins kleinste und handelte, als er erfuhr, daß die geheimen Vorkehrungen getroffen waren, die er angeordnet hatte. In dem großen Turm, den er seiner eigenen Benutzung vorbehalten hatte, saß er in einem seiner privaten Büroräume. Zu einem Teil des Turms hatte niemand außer ihm Zugang. Anders stand es um das Bürozimmer, das Ausblick auf die Küste und die vorgelagerte Inselgruppe gewährte.
    Sam wich Hales Blick aus und beschäftigte sich mit einem flachen Würfel, der vor ihm auf dem Schreibtisch stand. Er glich einem massiven Bildrahmen, doch er umspannte ein Sirenennetz, dessen rosige Tönung langsam in tiefes Scharlachrot überging. Sam öffnete ein silbernes Kästchen auf seinem Schreibtisch, nahm ein Insekt
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