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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie
Autoren: E. C. Tubb
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die Doppeltür schloß, hörte er Schritte hinter sich. Es war Pop.
    „Hallo, Pop“, sagte er und nahm die Maske ab. Gleichzeitig kletterte er aus dem Overall und zog die Stiefel aus. Am Hals war Blut. Dort, wo die bloße Haut nur schlecht geschützt war, hatte der Sand winzige Wunden geschlagen.
    „Wir verbinden sie besser“, schlug der Alte vor. Seine Stimme hatte einen besorgten Klang.
    „Was ist los?“
    „Alarm wurde gegeben. Der Hauptboiler ist undicht. Ich werde versuchen, den Schaden zu beheben. Du kümmerst dich um die Schalttafel.“ Er zeigte auf die Reihe der Instrumente.
    „Ernst?“
    „Könnte sein. Ich muß zum zweiten Boiler umschalten. Ich wecke Lew, der kann mir helfen …“
    „Bin schon da“, sagte Lew von der Tür her. Er rieb sich die verschlafenen Augen. „Ich wurde wach. Die Boiler sind doch dicht bei dem Reaktor?“
    „Na und?“
    „Da kannst du nicht auf mich rechnen. Ich habe nicht die Absicht, mich radioaktiv verseuchen zu lassen, nur um einige Jahre für die Kolonie herauszuschinden. Von mir aus kann sie zum Teufel gehen.“
    Ehe Pop antworten konnte, flammte auf der Instrumententafel ein rotes Licht auf. Ein Zeiger zitterte und fiel dann auf Null. Irgendwo war eine gedämpfte Detonation. Das Telefon schrillte. Der Alte nahm den Hörer ab.
    „Kraftzentrale. – Ich weiß, aber was soll ich tun? – Nein, hier kann ich nicht weg. Der Boiler ist defekt, und wenn ich ihn nicht repariere, gibt es bald überhaupt keine Energie mehr. – Schön, aber wie? Ich bin allein mit den zwei Jungen. Einer ist halbtot, dem anderen kann ich nicht trauen. Ich habe mir gedacht, daß es so einmal kommen würde. – Gut, verstanden. Ich will es versuchen. Ende.“
    „Was ist passiert?“ Sam starrte in das ernste Gesicht Pops.
    „Das Kabel! Kurzschluß!“
    „Was können wir tun?“
    „Flicken, was sonst?“ Pop griff nach Lew. „Du wirst mir jetzt beim Boiler helfen, oder ich schlage dir sämtliche Zähne ein und schleife dich hin. Kapiert?“
    „Ich komme so mit“, murmelte Lew, aber in seinen Augen blitzte tückischer Haß.
    „Können wir das Kabel nicht reparieren?“ fragte Sam. „Du sagtest doch, daß man es flicken müsse …“
    „Bei dem Sturm? Sinnlos.“
    „Selbst wenn der Boiler wieder funktionierte, würde uns eine defekte Leitung auch nicht weiterhelfen. Warum soll ich nicht versuchen, die schadhafte Stelle zu finden?“
    „Sei kein Narr, Sam!“ Es war Lew, der sich einmischte. „Das kann uns doch egal sein, ob die in der Kolonie ohne Strom sind oder nicht. Je eher die Hefekulturen verfaulen, desto eher holen sie uns hier ab …“
    Pop schlug ihm die geballte Faust unter das Kinn. Lew stolperte einige Schritte quer durch den Raum und blieb taumelnd an der Wand stehen. Pop kümmerte sich nicht um ihn. Er sah Sam an.
    „Wenn du es schaffen könntest …“
    „Natürlich schaffe ich es“, versprach Sam. „Ich muß!“
    Zehn Minuten später standen die beiden Männer in voller Ausrüstung vor der Doppeltür.
    „Du weißt, was du zu tun hast, Sam? Folge dem Kabel, und wenn du die schadhafte Stelle findest, isoliere sie. Sie kann nicht mehr als fünfhundert Meter von hier entfernt sein. Ich verbinde dich durch eine Leine mit dem Kabel; es läuft auf diesem mit Hilfe eines Ringes. So kannst du die Richtung nicht verlieren. Außerdem schicke ich einen schwachen Strom durch das Kabel; wenn der Ring die schadhafte Stelle berührt, spürst du einen Schlag. Sollte es zu schwer sein, kommst du wieder zurück. Verstanden?“
    Sam machte drei Schritte, dann war er allein.
    Der Wind selbst war der dünnen Luft wegen nicht so schlimm, aber der Sand nahm jede Sicht. Zum Glück half das Kabel. Sam arbeitete sich voran.
    Er wußte nicht, wie lange er sich durch die dämmernde Ungewißheit gekämpft hatte, aber plötzlich spürte er den elektrischen Schock. Zuerst wußte er nicht, was es gewesen war, aber dann kam ihm die Erkenntnis.
    Der Schein seiner Lampe zeigte ihm, daß die Isolierung des Kabels weggescheuert war; das blanke Kupfer kam zum Vorschein. Blaue Funken sprangen daraus hervor und verschwanden im Wüstenboden. Sam nahm die Rolle mit dem Isolierband aus der Gürteltasche und begann mit der Arbeit. Es war eine lange Stelle, und er benötigte die ganze Rolle, aber dann war der Schaden auch behoben. Er machte sich erleichtert auf den Rückweg.
    Wie schwach er war und wie müde. Er taumelte durch die Nacht, nur durch die Leine gehalten, die ihn mit dem Kabel verband. Dann
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