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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff
Autoren: G. Martynow
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Schiff so zu lenken, daß wir auf der Linie des Terminators in die Atmosphäre hineinstoßen und die ganze Tageshälfte des Planeten überfliegen. Wenn die Venus sich tatsächlich so langsam dreht, wie man vermutet, werden wir etwa zehn Stunden brauchen. Sollten die Wolken bis zur Oberfläche des Planeten hinunterreichen, so müßten wir in dichtem Nebel fliegen. In diesem Fall würden wir uns in der Atmosphäre der Venus gerade so lange aufhalten, wie Boris Nikolajewitsch zu seinen Aufnahmen braucht. Sie müssen auf einen solchen Stand der Dinge vorbereitet sein«, sagte Kamow, an mich gewandt. »Die Aufnahmen müssen dann mit infraroten Strahlen gemacht werden; ich meinerseits werde mir Mühe geben, so weit hinunterzugehen, daß die Nebelschicht, die uns von der Oberfläche trennt, möglichst dünn ist.«
    »Im Nebel könnten wir leicht gegen Berge fliegen.«
    »Ich hoffe doch, daß der Funkscheinwerfer uns rechtzeitig warnt.«

 
Der Weltraumkapitän
     
    Ralph Bason, Mitarbeiter der Zeitung »New York Times«, stürzte keuchend vor Erregung in Charles Hapgoods Arbeitszimmer und ließ sich in den Sessel fallen, der vor dem Schreibtisch stand. Schwer atmend, stieß er nichts weiter hervor als: »Sie sind fort!«
    Hapgood legte den Füllhalter aus der Hand, runzelte die Brauen und sah Bason durchdringend an.
    »Wie sagten Sie?« fragte er langsam.
    »Sie sind fortgeflogen. Ich habe es eben im Rundfunk gehört. Heute um zehn Uhr Moskauer Zeit ist Kamows Raumschiff gestartet!«
    Hapgood zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn. »Wohin?« fragte er ein wenig heiser.
    »Zum Mars. Sie sind uns zuvorgekommen.«
    »Zum Mars?« Hapgood sah Bason eine Zeitlang nachdenklich an. »Sonderbar, Ralph!« sagte er dann: »Das Kamow auf den Mars wollte, wußte ich; der Planet steht aber augenblicklich nicht gerade so, daß es günstig wäre, mit der Geschwindigkeit, die Kamows Raumschiff meines Erachtens haben müßte, einen Flug dahin zu unternehmen. Da stimmt etwas nicht! Wurde nicht gesagt, wann sie zurückkehren sollen?«
    »Anfang Februar nächsten Jahres oder, ganz genau, am elften Februar. Außerdem wurde bekanntgegeben, daß Kamow unterwegs die Venus besichtigen will.«
    Hapgood zog die Brauen hoch. »Sieh mal einer an! Sogar die Venus? Wollen mal sehen!« Er nahm einen Bogen Papier, breitete ihn auf dem Schreibtisch aus und zeichnete mit Hilfe eines Zirkels und eines Rechenschiebers ein Schema des Sonnensystems. Bason, der sich von seinem Sessel erhoben hatte, sah ihm aufmerksam zu.
    »Hier stehen Erde, Mars und Venus am heutigen Tag«, erklärte ihm Hapgood. »Und hier, Ralph, schauen Sie her, wird die Erde an dem Tag stehen, an dem sie zurückkommen, das heißt am elften Februar. Sehen wir zunächst von der Geschwindigkeit ihres Schiffes ab, so wäre wohl diese Flugbahn hier am vorteilhaftesten.«Hapgood zog auf dem Blatt eine gestrichelte Linie. »Demnach …«
    Hapgood hielt mitten im Satz inne und vertiefte sich in Berechnungen. Bason wartete geduldig auf das Ergebnis. Um Hapgood nicht zu stören, setzte er sich wieder in den Sessel.
    So vergingen anderthalb Stunden. »Demnach«, fuhr Hapgood schließlich in seinem Satz fort, als hätte er ihn gar nicht unterbrochen, »muß ihre Geschwindigkeit mindestens achtundzwanzig Kilometer in der Sekunde betragen, vorausgesetzt, daß sie weder auf der Venus noch auf dem Mars landen, sonst wäre ihre Flugroute nicht durchführbar. Eine andere aber kann ich mir nicht vorstellen. Ich hätte nicht gedacht, daß sie eine solche Geschwindigkeit erzielen können.«
    »Sie haben vieles nicht gedacht, Charles!«Bason machte kein Hehl aus seinem Ärger. »Kamow hat Ihnen nicht zum ersten Male eins ausgewischt.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Ralph! Noch ist nicht alles verloren! Wir geben den Kampf nicht auf. Noch ist Hoffnung!«
    »Was für eine? Ich sehe keine. Unser Raumschiff, dessen Geschwindigkeit geringer ist …«
    »Vierundzwanzig Kilometer.«
    » … kann Kamow nicht einholen«, schloß Bason.
    »Einholen nicht«, entgegnete Hapgood ruhig, »aber überholen kann es ihn, denke ich.«
    Bason sah ihn verwundert an.
    »Ich verstehe Sie nicht«, meinte er.
    »Dabei ist das ganz einfach«, erwiderte Hapgood. »Der Motor meines Schiffes kann zehn Minuten arbeiten und gestattet uns bei einer Beschleunigung von vierzig Metern in der Sekunde eine Geschwindigkeit von vierundzwanzig Kilometern – genauer gesagt, dreiundzwanzig Komma acht. Wenn wir die Beschleunigung beim
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