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Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen
Autoren: Brenda Novak
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lediglich hundertfünfundsiebzig Menschen. Nur wenige Leute von auswärts fanden sich hier in den Sümpfen zurecht. Zwischen all den natürlichen Wasserstraßen mit den Zugbrücken und Deichen, die das Feuchtgebiet so einzigartig machten, konnte man sich schnell verirren. Doch Skye ging nicht mehr davon aus, dass sie von Fremden nichts zu befürchten hatte. Nicht, seit sie mitten in der Nacht von einem Mann mit Kapuze aus dem Schlaf gerissen und mit einem Messer bedroht worden war.
    Oliver Burke saß im Gefängnis – Gott sei Dank. Doch seit sie vor zwei Jahren mit ihren Freundinnen Sheridan Kohl und Jasmine Stratford
The Last Stand
gegründet hatte, eine Organisation zur Unterstützung von Gewaltopfern, waren eine Menge Typen sauer auf sie. Das hier konnte womöglich Tamara Linds Ehemann sein. Er hatte seine Frau geschlagen und gab Skye nun die Schuld dafür, dass Tamara ihn kürzlich verlassen hatte. Vergangene Woche hatte er gedroht, das Büro von
The Last Stand
in die Luft zu jagen. Oder es könnte auch Kevin Sheppard sein. Kevin war erst neulich in ihrem Büro erschienen. Über ihre Organisation hatten gerade viele Zeitungen positiv berichtet, und Kevin wollte sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter anbieten. Skye musste ihn abweisen. Eine Überprüfung hatte ergeben, dass er wegen Stalking angezeigt worden war. Da hatte er einen Wutanfall bekommen und war hinausgestürmt. Seitdem war er nicht mehr aufgetaucht.
    Es klingelte an der Tür. Gleich darauf klopfte es heftig.
    Skye sah sich in Gedanken die Alarmanlage abstellen, die Tür mit der Kette davor einen Spalt öffnen … und wie jemand sie weit aufriss. Ihre Handflächen wurden feucht.
Bleib ruhig!
    Sie konnte verdammt gut schießen, aber Nervosität brachte den besten Schützen der Welt aus dem Konzept. Also würde sie die Tür nicht öffnen. Sie würde so tun, als wäre sie nicht zu Hause, und hoffen, dass der Mann wieder verschwand.
    Mit angehaltenem Atem blieb sie mit dem Rücken an die Wand gepresst stehen. Dabei fragte sie sich, was wohl die Schülerinnen aus ihren Schießkursen denken würden, wenn sie sie so sehen könnten: schwitzend und zitternd – nur wegen eines bisschen Nebels und eines unerwarteten Besuchers. Die meisten sahen in ihr eine unbesiegbare Kämpferin, wenn sie die Waffe in der Hand hielt. Und sie glaubten wohl auch, dass sie selbst mit einer Pistole unverwundbar wären. Aber sie konnten sich eine solche Situation überhaupt nicht richtig vorstellen. Sie ahnten nicht, dass eine Frau auch mit Hunderten von Waffen nicht unangreifbar war … wenn sie zögerte, auch wirklich abzudrücken.
    Wäre sie bereit, Kevin Sheppard zu töten? Oder Tamaras Exmann?
    Wenn es sein musste …
    Sie hatte sich nicht bewegt und keinen Ton von sich gegeben, aber ihr Besucher gab nicht auf. Offensichtlich schien er nicht zu glauben, dass keiner zu Hause war. Er klingelte erneut. Klopfte. Dann wurde sein Schatten am Fenster noch größer, als er sich vorbeugte und versuchte, ins Haus zu lugen.
    “Skye? Skye, bist du da? Ich bin’s, David! Detective Willis.”
    Sie atmete langsam aus und lockerte den Griff um den Abzug. David … Sie war doch nicht in Lebensgefahr. Allerdings beruhigte sich ihr heftiges Herzklopfen keineswegs – nicht, nachdem sie wusste, dass
er
da draußen stand.
    “Dein Wagen steht in der Auffahrt”, rief er. “Willst du mir nicht aufmachen?”
    Nach einem weiteren tiefen Atemzug sicherte sie ihre Pistole und steckte sie in die Tasche ihres Mantels, der in der Diele neben der Tür hing. Dann fuhr sie sich mit dem Finger über ihre feuchte Oberlippe.
    “Skye?”
    “Ich komme!” Sie schaltete die Alarmanlage aus, löste die Kette von der Tür, drehte den Riegel um und öffnete.
    Er trug ein grünes Hemd mit Krawatte und sah gut aus – verdammt gut. Der Schlips war ein bisschen zu elegant für das Hemd, aber seine Art, sich zu kleiden, war einzigartig und sehr anziehend: eine Mischung aus James Dean und Johnny Depp, cool und stilsicher. Kurz erinnerte sie sich an die Zeit vor fast einem Jahr. Als er ihren Mund erst zart mit den Lippen gestreift und sie dann leidenschaftlich geküsst hatte … Wie er sie gegen die Wand gedrückt hatte … In diesem Moment hatte diese flatterhafte Anziehungskraft zwischen ihnen über jede Vernunft gesiegt.
    “Hallo.” Sie lächelte und hoffte, dass man ihr die Aufregung nicht ansah. Ihre Beziehung war so kompliziert; sie konnte ihm einfach nicht locker gegenübertreten. Vor allem nicht, wenn er so
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