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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Entwicklungen zu vermeiden. Auch Sie brauchen jetzt Ihr Potenzial an Ressourcen, um sich fair zu trennen und die notwendigen inneren und äußeren Veränderungen zu bewältigen.
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    ▶▶ Beispiel: Was gut beginnt, kann schwierig werden
    Herr S. hat sich nach langem Hin und Her und vergeblichen Versöhnungsversuchen von seiner Frau getrennt. Erleichtert, nun den Schritt vollzogen zu haben, bezieht er eine kleine Wohnung in der Nähe, um, wie er sagt, viel Kontakt zu seiner siebenjährigen Tochter zu behalten. Er verzichtet auf Hausrat – was ihm eigentlich zustehen würde –, um der Tochter nicht eine halbleere Wohnung zuzumuten. Anfangs weiß seine Frau das zu schätzen und stimmt häufigen Kontakten zwischen Vater und Tochter zu. Herr S. ist die Versorgung seiner Tochter mit allen Konsequenzen wie Kochen, Hausaufgaben machen, an Termine denken, Kleidung säubern … nicht gewohnt. Er vergisst immer wieder wichtige Dinge, gesteht es aber nicht ein, sondern bagatellisiert. Seine Frau realisiert immer mehr die Schwierigkeiten, das Leben allein zu bewältigen, und wird zunehmend wütender auf ihren Mann. Seine gehäuften »Schlampereien« und nicht eingehaltene Terminabsprachen sowie ihre Überforderung mit dem Alleinleben»bringen das Fass zum Überlaufen«. Frau S. will den Kontakt zum Kind einschränken, Herr S. droht damit, alle ihm gehörenden Gegenstände aus der Wohnung zu räumen. Er findet sich da wieder, wo er nicht hinkommen wollte und befürchtet einen Kleinkrieg auf Kosten des Kindes. Er wendet sich an eine Beratungsstelle und lernt, aus dem Machtkampf auszusteigen, ohne auf eine gute Besuchsregelung mit seiner Tochter zu verzichten.

    Für die Kinder
    »Meine Mutter sagt, dass es früher auch ein paar normale Papas gab. Die kamen nach Hause, guckten Fernsehen und tranken Bier. Solche Väter gibt’s, glaub’ ich, nicht mehr. Du kannst zum Beispiel einen Vater haben, der nicht dein Vater ist. Oder einen Vater, der zwar dein Vater ist, aber woanders wohnt. Oder einen Vater, den es zwar gibt, aber du hast keine Ahnung wo. Oder einen Vater, den du nicht kennst. Oder einen Vater, den du zwar kennst, zu dem du aber nicht Papa sagst, weil du zu dem Mann deiner Mutter Papa sagst. Oder einen Vater, zu dem du Papa sagst, obwohl er nicht der Mann deiner Mutter ist. Oder einen Vater, von dem du weißt, wo er ist, zu dem du aber nicht hin darfst …« (Kuijer 2006)
    Die Entwicklungsverläufe von Scheidungskindern hängen von vielen Faktoren ab. So wird die erste Zeit unmittelbar vor und nach der räumlichen Trennung der Eltern als eine hoch belastete und konfliktreiche Phase angesehen. Kinder werden in dieser Zeit emotional destabilisiert. Nach zwei bis drei Jahren haben sich bei den meisten Kindern (ausgenommen bei den ›Hochbelasteten‹) die Symptome deutlich verringert. Auch wenn Scheidungskinder besonders am Anfang der elterlichen Trennung mehr soziale und psychische Probleme haben als andere Kinder, findet sich die große Mehrheit nach ein paar Jahren der Trennung gut im Leben zurecht. Für die weitere psychosoziale Entwicklung der betroffenen Kinder und Jugendlichen ist es weniger entscheidend, dass, sondern wie die Eltern sich trennen. Ungelöste Partnerschaftskonflikte, die über die Trennung hinauswirken, haben großen Einfluss darauf, wie sich die Kinder weiterentwickeln werden. Geraten die Eltern in einen »Krieg um die Kinder« , entstehenhohe Verluste – zuerst wird die Wahrheit und dann werden die Kinder ›geopfert‹. Fortgesetzte Konflikte der Eltern, besonders die, die das Kind betreffen, gefährden Scheidungskinder wie auch Kinder in Kernfamilien. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Belastungen von Scheidungskindern nicht größer sind als von Kindern aus dauerhaft disharmonischen und strittigen Ehen. Die Entwicklungschancen von Scheidungskindern hängen in hohem Maße davon ab, wie es den Eltern gelingt, sich als Paar zu trennen, und wie sie ihre Erziehungskompetenzen vor und nach der Trennung wahrnehmen.
    Als schützend gelten bisherige positive Bindungserfahrungen des Kindes. Bindung entsteht, wenn ein Kind wenigstens eine liebevolle konstante Bezugsperson hat, die sich um das Kind kümmert. Jemand muss dem Kind Geborgenheit sowie Anerkennung für seine Fortschritte geben und es in seinen Fähigkeiten fördern. Kinder wollen unabhängig von ihren Leistungen und ihrem Wohlverhalten geliebt werden. Hilfreich sind ein gleichbleibend zugewandter und
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