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Treffpunkt Scheuermühle

Treffpunkt Scheuermühle

Titel: Treffpunkt Scheuermühle
Autoren: Thomas Brezina
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hatte er selbst keinen blassen Schimmer, was es sonst gewesen sein könnte. Noch einmal begann er den aufgeweichten, lehmigen Boden vor dem Turm zu untersuchen.
    Lieselotte, das Superhirn der Knickerbocker-Bande, hatte ihren Freunden beigebracht, wie man mögliche Spuren sichert. Am besten war es, von einem Standpunkt aus eine große Spirale abzugehen und dabei genau auf Fußspuren oder Hinweise auf Ästen zu achten. Hängt wo ein Wollfaden? Oder ein Stück Stoff? Oder haften wo ein paar Haare?
    Julian konnte sich über seinen Cousin nur wundern, der nun wie ein Indianer auf Kriegspfad seine Runden drehte. Immer weiter und weiter entfernten sie sich dabei von den Pferden.
    „Haaa!“ brüllte Axel plötzlich.
    „Axel, ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich Julian besorgt.
    „Da! Fußabdrücke! Von Gummistiefeln mit einem tiefen Profil!“ Aufgeregt deutete der Junge auf die Erde. „Es sind nur ungefähr zehn gut erkennbar. Fünf führen eindeutig zum Turm, die anderen in die entgegengesetzte Richtung. Komm, wir reiten einfach auch in diese Richtung und schauen, wo wir hinkommen.“
    Axel sprang wieder in den Sattel und deutete Julian, ihm zu folgen.
    Unter leisem Schnauben trabten die beiden Pferde durch den Wald, bis sie zu einem schmalen Weg kamen. Er lag am Ufer eines breiten, gluckernden Baches, der mit ziemlichem Tempo dahinströmte.
    Axel überlegte kurz und deutete dann stromaufwärts. „Versuchen wir es einmal hier“, meinte er.
    Nachdem sie ungefähr fünf Minuten geritten waren, erreichten die beiden Jungen eine lange, schmale Wiese, an deren Anfang ein düsteres Gebäude stand.
    „Eine Mühle“, flüsterte Axel seinem Cousin zu. „Dann muß der Bach der Mühlbach sein!“
    Er gab ihm einen Wink abzusteigen und die Pferde anzubinden. Zu Fuß tappten sie dann zaghaft näher an das gespenstische Haus heran.
    Die Wände und das Dach bestanden aus Holz, das im Laufe der Jahre grau geworden war. Das mächtige Mühlrad, das früher die Mahlsteine betrieben hatte, stand nun still. Unter lautem Rauschen brauste das Wasser darunter vorbei.
    Die beiden Jungen schlichen weiter und entdeckten stromaufwärts, kurz vor der Mühle, eine kleine Schleuse. Dort wurde das Wasser aufgestaut, damit es dann mit großer Wucht auf das Mühlrad schießen konnte. Die Schleuse diente gleichzeitig aber auch als Brücke, auf der Axel und „Julian den Bach überqueren konnten. Sie stapften durch den aufgeweichten, matschigen Boden rund um die Mühle, bis sie wieder zum Bachufer kamen.
    „Das... das packe ich nicht“, keuchte Axel.
    Julian verstand, was er meinte. „Keine Tür! Die Mühle besitzt keinen Eingang. Nur ein Fenster im oberen Stockwerk!“
    Ein klagender, jammernder Singsang wurde plötzlich hörbar.
    Erschrocken schauten sich die beiden Jungen um. Woher kamen diese Geräusche? Aus der Mühle? Nein, die lag noch immer still und grau da. Aber irgendwie hatte Axel das Gefühl, daß jederzeit eine Luke aufspringen und etwas Schreckliches geschehen könnte.
    Der Klagegesang wurde lauter und lauter.
    „A... A... Axel“, stammelte Julian und riß den Jungen am Ärmel. Er rang nach Worten, brachte aber nichts über die Lippen. Stumm deutete er zum Waldrand stromaufwärts.
    Nun fuhr auch Axel der Schreck durch alle Glieder. Was war hier im Gange?
    Er packte seinen Cousin und zerrte ihn zu einem Holzstoß. Dahinter gingen die beiden in Deckung.
    Zaghaft spähten sie zwischen den modrigen Holzscheiten zum Wald.
    Ein gespenstischer Zug war zwischen den Bäumen aufgetaucht und überquerte nun die Wiese. Es waren Leute mit hohen, spitzen Kapuzen, in die kleine, kreisrunde Gucklöcher geschnitten waren.
    Von den Gesichtern, die sich darunter befanden, war nichts zu erkennen. Die Kapuzen gingen direkt in wallende, bodenlange Mäntel aus dem gleichen, grauen Stoff über.
    Die Prozession wurde von einem Kapuzenmenschen angeführt, der einen gebogenen Säbel in den ausgestreckten Händen trug und damit den Weg anzeigte.
    Die Gesänge steigerten sich und wurden lauter und klagender.
    „Es sind dreizehn! Genau dreizehn Kapuzenmönche... oder was weiß ich, was“, wisperte Axel heiser. „Und sie kommen genau auf uns zu!“
    „Sie werden uns entdecken“, jammerte Julian. „Was werden sie mit uns machen?“
    Axel sah sich nach einem Fluchtweg um. Gab es eine Möglichkeit, ungesehen die andere Seite des Waldes zu erreichen? Entsetzt mußte er feststellen, daß es unmöglich war. Dazu mußten sie ein großes Stück Wiese
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