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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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soeben am Flughafen Schönefeld betankt.«
    »Seit drei Tagen sind wir nun dabei, meine Vorstellungsrunde zu …«
    »Ja, ich weiß. Das kommt alles ziemlich überstürzt. Aber der Quantencomputer war für uns schon immer von höchster Priorität. Nach der Zerstörung des ersten Rechners haben wir alle genetischen Forschungsprogramme zurückgefahren, um Dawsons Mittel zu erhöhen. Kennard Nash war der Überzeugung, jene fremde Zivilisation habe uns technologisches Wunderwissen übermitteln wollen. Bevor wir noch mehr Geld investieren, sollten wir uns davon überzeugen, dass die Maschine tatsächlich funktioniert.«
    Mit der Erwähnung von Nashs Namen war das Gespräch beendet. Michael und Mrs. Brewster hatten mit eigenen Augen gesehen, wie Nathan Boone den Vorsitzenden der Bruderschaft während eines Mittagessens auf Dark Island umgebracht hatte. Nun kam es ihnen so vor, als wäre Nash immer noch bei ihnen, als säße er auf dem Beifahrersitz und runzelte die Stirn wie ein besorgter Vater, der mit den Leistungen seiner Kinder unzufrieden ist.
    Das Auto hielt vor dem Hotel Adlon, und Mrs. Brewster
erteilte dem deutschen Fahrer ein paar Anweisungen. Wenige Augenblicke später wurde Michaels Gepäck aus dem Hotel getragen und im Kofferraum verstaut.
    »Michael, ich danke Ihnen herzlich für Ihren Einsatz. Ich habe niemanden sonst, dem ich in diesem Fall vertrauen kann.«
    »Keine Sorge, ich werde mich um alles kümmern. Ruhen Sie sich ein wenig aus.«
    Mrs. Brewster bedachte ihn mit ihrem gütigsten Lächeln. Dann stieg sie aus dem Auto und eilte ins Hotel.
    Als der Wagen anfuhr, benutzte Michael seinen Communicator, um sich ins Sicherheitssystem von Wellspring Manor einzuklinken, einem Landgut der Evergreen Foundation im Süden Englands. Er bewegte den Cursor und klickte sich durch die Bilder der Überwachungskameras am Haupteingang und in der Lieferantenzufahrt, und da war es schon: eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von seinem Vater, der reglos auf einem OP-Tisch lag. Matthew Corrigan sah aus wie ein Toter, aber die Sensoren an seinem Körper konnten in unregelmäßigen Abständen einen Herzschlag messen.
    Der Traveler wandte den Blick von dem kleinen Display ab und starrte aus dem Seitenfenster. Er ist da und doch nicht da, dachte er. Eine leere Hülle.
     
    Der gecharterte Privatjet landete in Maine, um betankt zu werden und den Zoll zu passieren, dann setzte er seinen Weg zum Flughafen von Westchester County fort, der in einem Außenbezirk nördlich von New York City lag. An der Rollbahn wartete eine Limousine, daneben stand ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes wie eine Ehrengarde. Von jetzt an hieß es nur noch Ja, Mr. Corrigan. Hoffentlich hatten Sie einen angenehmen Flug, Mr. Corrigan, während der Wagen über die zweispurige Landstraße glitt. Sie passierten alte Steinmauern, die einst Obstgärten und Kuhweiden umschlossen hatten. Mittlerweile
war die Gegend den Farmern zu teuer geworden; gelegentlich sah man einen Firmensitz oder ein altes, renoviertes Landhaus, das heute einem Investmentbanker gehörte.
    Das Forschungszentrum der Evergreen Foundation lag am Ende einer langen, von Kies bedeckten Auffahrt. Blumenbeete und Kiefern lenkten von der hohen Mauer ab, die das Gelände vom Rest der Welt abschottete. In vier Gebäuden aus Glas und Stahl waren die Stiftungsbibliothek, das genetische Labor, die Verwaltungszentrale und das Informatik-Forschungszentrum untergebracht. Aus der Mitte des Rechtecks erhob sich das Labor für Neurokybernetik, wo Michael an den Sensoren des Quantencomputers gehangen hatte.
    Michael schaltete den Communicator ein und überprüfte seinen Terminplan. Das zu tun war ihm täglich das größte Vergnügen. Jeden Morgen bekam er einen Ablauf zugeschickt, der seinen Tag in Viertelstundensegmente aufteilte; die Zahl der Termine und der straffe Zeitplan bestätigten ihm, dass er ein wichtiges Mitglied einer einflussreichen Organisation war. Wenn er an sein altes Leben in Los Angeles zurückdachte, fielen ihm die vielen Stunden und Tage ein, die er mit Nichtstun vergeudet hatte. Kein Wunder, dass er sich bei so viel Leerlauf schwach und unbedeutend gefühlt hatte.
    Nun, da Michael ein Traveler war, half ihm der Terminplan dabei, sich auf die unmittelbare Gegenwart zu konzentrieren. Wenn er einmal in aller Ruhe darüber nachdachte, ließen die anderen Sphären die Welt der Menschen falsch und irreal erscheinen. Solche Gedanken führten direkt in den Wahnsinn, Michaels Terminplan hingegen bewies,
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