Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumschlange (German Edition)

Traumschlange (German Edition)

Titel: Traumschlange (German Edition)
Autoren: Rainer Wekwerth
Vom Netzwerk:
stellte das leere Rotweinglas auf den Tisch und Abby bemerkte kraftvolle, schöne Hände.
    Ihre Aufmerksamkeit blieb ihm nicht verborgen. Sein Lächeln wurde breiter. Ertappt! Abby spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
    „Ja, ich bin fremd hier“, sagte Abby hastig. „Heute Morgen erst gelandet.“
    „Darf ich Sie nach all der Aufregung zu einem Drink einladen?“ fragte er. „Sozusagen als Willkommensgruß.“
    „Sie wollen mich einladen, nachdem ich das Kleid ihrer Freundin ruiniert habe?“ Abby lachte laut auf. „Eigentlich sollte es umgekehrt sein. Ich sollte sie einladen oder besser noch ihre Freundin. Sie sah nicht besonders glücklich aus.“
    „Sie ist nicht meine Freundin. Nur eine Bekannte“, erklärte er knapp.
    Warum sagt er mir das?
    Abby fühlte, wie Hitze ihren Körper durchflutete. Sie war in dieses Land gekommen, um den Leichnam ihrer Schwester heimzuholen, nun stand dieser aufregende Mann vor ihr und machte Anstalten mit ihr zu flirten.
    „Nun, ich denke, wir könnten beide einen Drink vertragen“, sagte er.
    Er hob seine Hand. Wie aus dem Nichts erschien ein Kellner. Er sprach leise auf ihn ein, worauf die Bedienung sie zu einem Tisch im Hintergrund führte. Als sie beide Platz genommen hatten, streckte ihm Abby die Hand über den Tisch entgegen und sagte: „Abby Summers.“
    „Patrick Ferre.“ Er umfasste sie sanft und hielt sie fest.
    Die intensive Berührung verwirrte Abby und sie zog hastig die Hand zurück. Ferre tat so, als habe er nichts bemerkt und griff nach der Weinkarte.
    „Was möchten Sie trinken? Wein? Oder etwas anderes?“
    „Wein wäre schön.“
    Er rief den Kellner, der wenige Schritte entfernt gewartet hatte.
    „Weiß oder rot?“, wollte Patrick Ferre wissen.
    „Was immer Sie trinken.“
    „Rot. Es gibt einen sehr guten Bordeaux Château La Louvière. Wenn Sie einverstanden sind, nehmen wir ihn.“
    „Bitte.“
    Abby hatte keine Ahnung von Wein und wusste nicht, ob sie einen Bordeaux von einem anderen Rotwein unterscheiden konnte. Sie hoffte nur, dass der Wein nicht zu trocken war.
    Ferre gab die Order an den Kellner weiter, der kurz darauf mit einer Flasche zurück war. Die Entkorkung des Weines artete in ein Ritual aus und die Gläser wurden erst eingeschenkt, nachdem ihr Tischnachbar gekostet und bestätigt hatte, dass der Wein ausgezeichnet war.
    „Sie sprechen sehr gut Englisch“, machte sie ihm ein Kompliment.
    „Danke, aber es könnte besser sein“, wehrte er ab. „Hier auf der Insel wird kreolisch oder französisch gesprochen. Ich habe also nicht oft die Gelegenheit, in Übung zu bleiben.“
    „Wo haben Sie die Sprache gelernt?“
    Seine Nase kräuselte sich, als ein breites Lächeln auf seinem Gesicht erschien. „Ich hatte Privatunterricht bei einem alten Englischprofessor.“
    Abby nahm einen Schluck Wein, er war vollmundig und schwer, aber erfrischte. Mit dem Zeigefinger wischte sie sich einen einzelnen Tropfen von der Lippe. Eine Geste, die nicht unbemerkt blieb und mit einem erneuten Lächeln quittiert wurde.
    „Was treibt Sie hierher?“, fragte Ferre.
    „Eine Familienangelegenheit“, antwortete Abby unfreundlicher als vorgesehen.
    „Oh, tut mir leid. Ich wollte Ihnen...“
    „Nein. Ich muss mich entschuldigen. Es sollte nicht so... hart klingen.“
    „Möchten Sie darüber sprechen?“
    Abby schüttelte energisch den Kopf. Alles bloß das nicht. Sie hatte sich lange nicht mehr so entspannt und zufrieden gefühlt. Nein, sie wollte nicht darüber sprechen.
    „Haben Sie schon zu Abend gegessen?“, fragte sie ihn stattdessen. „Ich sterbe vor Hunger.“
    „Nein, noch nicht. Wenn es Ihnen recht ist, bestellen wir.“
    Er hob erneut die Hand und Sekunden später stand der Kellner neben dem Tisch.
    Das ist ja wie Zauberei, dachte Abby und fühlte, dass ihr der Wein zu Kopf stieg. Sie unterdrückte ein Kichern.
    Ferre schien nichts zu bemerken, aber vielleicht hinderte ihn auch seine gute Erziehung daran, nachzufragen, was so lustig sei. Er studierte die Speisekarte und legte dabei seine Stirn in Falten. Abby fand, dass er wie ein Schuljunge aussah, der verzweifelt versuchte, eine schwierige Rechenaufgabe zu lösen.
    „Ich würde die Gemüsesuppe mit Jamswurzeln und Taros empfehlen, danach die Riesengarnelen mit Kokoskruste und das Lamm-Pilaw.“ Patrick Ferre sah ihre Verwirrung. „Sie müssen sich keine Sorge machen. Die Suppe schmeckt nicht allzu ungewöhnlich und von den Garnelen werden sie begeistert sein. Sie werden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher