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Traumfrau mit Geheimnis

Traumfrau mit Geheimnis

Titel: Traumfrau mit Geheimnis
Autoren: Linda Winstead Jones
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Bilderbuchidylle konnte Dean manchmal fast auf die Palme bringen.
    „Wie steht’s mit … wie hieß sie doch gleich?“, fragte Alan gut gelaunt. „Die Braunhaarige. Penny, Patty, Pansy …“
    „Patsy“, antwortete Dean schroff.
    „Genau“, fuhr Alan fort, als hätte er den Namen von Deans neuester Flamme nicht von Anfang an gewusst. „Ist sie wieder mal sauer?“
    „Keine Ahnung“, erwiderte Dean. „Ich habe sie seit drei Monaten nicht gesehen.“
    Sie schwiegen beide einen Moment lang, dann stieß Alan erleichtert die Luft aus. „Gott sei Dank. Sie war so ein … na ja, ich mag das Wort Biest nicht, aber wie soll man sie sonst bezeichnen? Ich bin froh, dass du’s endlich gemerkt hast und sie losgeworden bist. Das Einzige, was sie gut konnte, war sich beklagen. Du bist nie zu Hause, du bist zu oft zu Hause, ihr könnt keine Pläne machen …“ Alan unterbrach sich. „Jetzt warte mal. Drei Monate? Du hast vor drei Monaten mit ihr Schluss gemacht und mir nie einen Piep davon gesagt?“
    Dean ließ das Haus gegenüber nicht aus den Augen. „Um die Wahrheit zu sagen, sie hat mit mir Schluss gemacht.“ Nicht, dass es ihm was ausmachte. Ihre Beziehung, wenn man es denn so nennen konnte, hatte schon lange vorher auf wackeligen Füßen gestanden.
    „Autsch“, sagte Alan leise.
    „Bist du nicht müde? Willst du nicht schlafen?“, fragte Dean, der das leidige Thema gerne fallen lassen wollte.
    „Gleich.“ Alan kam näher. „Weißt du, was dein Problem ist?“
    Dean seufzte. „Nein, aber ich bin mir sicher, du wirst mich nicht im Ungewissen darüber lassen.“
    „Du hast immer nur den Job im Kopf“, sagte Alan liebenswürdig.
    „Na und? Du doch auch.“
    „Nein, schon lange nicht mehr.“
    Dean sah aus dem Augenwinkel, wie Alan den Kopf schüttelte. „Ich liebe meine Arbeit, und ich würde nie was anderes machen wollen. Aber es hat mich meine erste Ehe gekostet, dass ich nach Feierabend auch noch über den Job nachdachte. Wenn ich jetzt nach Hause gehe, bleibt die Arbeit draußen. Ohne das wäre meine zweite Ehe auch schon vor Jahren den Bach runtergegangen.“
    „Okay, ich geb’s zu, du bist ein Heiliger.“
    „Nein, das bist du, mein Lieber“, schoss Alan zurück. „Du hast diesen Pfadfinder-Komplex. Du willst die ganze Welt retten und alle in deiner Familie. Und die ganze Zeit über hältst du dich an alle Regeln. Hast du dich nie gefragt, wer sich um dich und deine Bedürfnisse kümmert?“
    Dean blickte seinen Partner mit hochgezogenen Brauen an. „Hast du wieder mal zu viele Talk-Shows geschaut?“
    Alan wurde rot. „Nein, aber es gibt da diese neue Show mit einem Psychologen, der ein paar echt gute Ansätze hat …“
    „Geh ins Bett.“ Dean wandte sich wieder dem Teleskop zu und atmete auf, als er hörte, dass Alan in sein Zimmer zurückging. Wenn sein Partner nun auch noch damit anfing, Deans Privatleben zu analysieren, würde es ein verdammt langer Beschattungsjob werden.
    Als neben dem Haus auf der anderen Straßenseite eine Frau auftauchte, richtete er das Teleskop auf sie. Ihr Gang war beschwingt, doch außer einem langen gelben Rock, der ihr bis zu den Waden reichte, konnte er nichts sehen, weil ein tief hängender Ast ihm die Sicht versperrte.
    Erst als sie weiterging, bekam er sie voll in den Blick. Zuerst war er sich sicher, dass es sich nicht um Reva Macklin handelte. Ihr Haar war dunkelblond und zu einem dicken Pferdeschwanz gebunden. Ihr schlichtes Kleid umspielte lose ihren Körper. Wenn sie überhaupt Make-up trug, dann war es sehr dezent. Doch als Dean sich auf die Merkmale ihres Gesichts konzentrierte, die Form ihrer Nase und die hohen Wangenknochen, wurde ihm klar, dass er doch das Zielobjekt vor sich hatte.
    Sie war erwachsen geworden und hatte sich zu einer klassischen Schönheit gemausert. Das kam unerwartet. Dennoch, die Frau, die mit einem heiteren Gesichtsausdruck durch den Garten ging, war eindeutig Reva Macklin.
    Ihr beeindruckender Wandel vom Flittchen zur femininen Grazie erstaunte ihn. Jetzt war sie eine Frau, die so viel elegante Weiblichkeit ausstrahlte, dass jeder Mann sich nach ihr umdrehen würde.
    Ja, früher oder später würde Eddie Pinchon sich in Somerset, Tennessee, blicken lassen. Und dann würden Dean und Alan auf ihn warten.
    In der Küche herrschte Chaos, doch es war die Art von geordneter Unordnung, an die Reva gewöhnt war.
    Außer ihrer Freundin Tewanda Hardy, die in ihrem Alter war, bestand ihre ganze Belegschaft aus älteren Frauen.
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