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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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mich und zwängte mich mit dem Kopf voran durch die Öffnung. Mich mit den Ellbogen vorwärts ziehend, robbte ich zur Fahrerseite.
    Blind tastend stellte ich fest, dass ich Recht gehabt hatte. Purviances rechter Fuß war gebrochen und klemmte unter der Bremse.
    Mit ausgestreckten Armen versuchte ich, ihn sanft zu drehen. Der Fuß blieb eingeklemmt. Ich probierte es kräftiger. Es half nichts.
    Ein beißender Geruch stieg mir in die Nase. Meine Augen tränten.
    Brennender Gummi!
    Mein Herz hämmerte gegen den Brustkorb.
    Ich schob mich noch ein Stückchen weiter hinein, legte den Oberkörper auf den Sitz, zog den Reißverschluss von Purviances Stiefel auf, packte die Ferse und zog.
    Ich spürte eine Bewegung.
    Noch ein fester Zug, und Puriviances Ferse war frei. Die Finger wie einen Schuhlöffel benutzend, schälte ich ihren Fuß aus dem Stiefel.
    »Jetzt!«, schrie ich, als die Zehen herausglitten.
    Während Jake zog, manövrierte ich den Fuß behutsam zwischen den Pedalen hindurch. Dann schob ich mich mit dem Hintern voran aus dem Wrack heraus.
    Rauch quoll aus dem Motor.
    Von der Straße her waren Schreie zu hören. Ich brauchte keinen Dolmetscher.
    »Zurück!«
    »Er explodiert gleich!«
    Ich lief um den Citroën herum und packte Purviance unter einem Arm. Jake hatte den anderen. Gemeinsam zogen wir sie heraus und legten sie auf den Boden.
    Jake stürzte wieder auf das Wrack zu.
    »Wir müssen hier weg!«, rief ich.
    Jake war von Rauch eingehüllt. Ich sah seine schlaksige Gestalt hin und her rennen.
    »Jake!«
    Wie ein Verrückter lief Jake von einem Fenster zum anderen.
    »Ich schaff das nicht alleine!«
    Jake kam zu mir und half mir, Purviance weitere fünf Meter von dem Wrack wegzuziehen. Dann rannte er zurück und trat heftig gegen den Kofferraum.
    »Er fliegt gleich in die Luft!« Inzwischen kreischte ich.
    Immer und immer wieder knallte Jakes Fuß gegen das Blech.
    Etwas platzte. Das Zischen wurde lauter, der Rauch dicker.
    Waren wir noch im Gefahrenbereich? Eine kräftige Explosion würde aus Autoteilen tödliche Geschosse machen.
    Ich packte Purviance an den Unterarmen und bewegte mich langsam rückwärts. Ihr Körper war totes Gewicht. War es bereits zu spät? Schadete ich ihr mehr als ich ihr half?
    Stück um Stück zerrte ich sie weg.
    Drei Meter.
    Meine Hände waren glitschig vom Blut. Finger und Handflächen waren von unzähligen Glassplittern zerschnitten.
    Fünf Meter.
    In der Ferne heulten Sirenen.
    Meine Finger kribbelten. Meine Beine wurden taub.
    Aber das Adrenalin trieb mich an.
    Schließlich meinte ich, weit genug entfernt zu sein. Ich ließ Purviance sanft zu Boden gleiten. Dann kniete ich mich hin und tastete ihre Kehle ab.
    Ein schwacher Puls? Ich war mir nicht ganz sicher.
    Ich riss Purviances Jacke auf und suchte nach der Wunde, die für den starken Blutverlust verantwortlich war. Auf ihrem Bauch klaffte eine schwarze Sichel. Ich drückte die Hand darauf.
    In diesem Augenblick zerriss ein lauter Knall die Nacht. Ich hörte das grässliche Geräusch von Metall, das Metall durchstößt.
    Als ich den Kopf hochriss, explodierte der Citroën in einem Ball aus Licht. Feuer spritzte aus dem Motor, weiße Geysire schossen in den blau-schwarzen Nebel.
    O Gott! Wo war Jake?
    Ich lief auf den Citroën zu.
    Nach wenigen Metern stoppte mich eine Wand aus Hitze. Ich riss den Arm vors Gesicht.
    »Jake!«
    Das Auto war ein Inferno. Flammen leckten am Unterboden und loderten aus den Fenstern. Keine Spur von Jake.
    »Jake!«
    Ich spürte Asche und Schweiß auf dem Gesicht. Dunst. Tränen, die mir die Wangen hinunter liefen.
    »Jake!«
    Eine zweite Explosion jagte Metall und Flammen in den Himmel.
    Ein Schluchzen stieg in meiner Kehle auf.
    Kräftige Hände packten meine Schultern.
    Ich wurde grob nach hinten gerissen.

40
    Um es vorneweg zu sagen: Alle überlebten.
    Stimmt nicht ganz. Alle überlebten bis auf den Kerl aus dem Leichentuch. War er zuerst nur Knochen, wurde er in dem Feuer zu Asche.
    Jake verbrannte sich die Hände und versengte sich die Augenbrauen. Nichts Schlimmes.
    Purviance hatte viel Blut verloren, einige gebrochene Rippen und einen gebrochenen Fuß. Die Milz musste entfernt, der Knöchel verschraubt werden. Aber sie würde wieder ganz gesund werden. Und ins Gefängnis wandern.
    Bei dem Citroën allerdings war nichts mehr zu machen. Seine Überreste hatten kaum noch Schrottwert.
    Einen Tag lang war Purviance bewusstlos, dann tröpfelte die Geschichte heraus.
    Langsam. Ryan half immer
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