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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed
Autoren: Colin Cotterill
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Eifer, desto besser. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass Dr. Santiago in Kürze von seinem Posten entbunden werden könnte. Von Civilai weiß ich, dass die kubanische Botschaft sich brennend für sein Interesse an der schwarzen Magie interessiert. Er tritt vermutlich schon in den nächsten Tagen die Heimreise an.«
    Dtui musterte den alten Kubaner, der nach wie vor vergeblich nach einem Zauber suchte, um sich die ungebetenen Gäste vom Hals zu schaffen. »Gut, eine letzte Frage«, sagte sie. »Angenommen, die Zeremonie hatte den gewünschten Erfolg, und Isandro und Hong Lan sitzen jetzt glücklich vereint unter einem Bobaum irgendwo im Himmel und schlürfen ein Fläschchen prickelnden Nirwananektar. Warum gibt Odons Geist dann noch immer keine Ruhe?
    »Ah, ja. Gute Frage«, meinte Siri. »Anfangs dachte ich, sein Geist suchte lediglich einen knackigen, makellosen Körper, in dem er die Nächte durchtanzen konnte. Weshalb seine Wahl naturgemäß auf mich fiel. Dann fragte ich mich, was ihn derart aufgebracht hatte. Die Antwort darauf gab mir der Hmong-Späher, der den Überfall in der besagten Nacht anführte. Ein interessanter alter Knabe. Ein echter Exzentriker. Er trägt die Nägel seiner kleinen Finger traditionell lang und lackiert.«
    »Der Fingernagel im Grab der Mumie?«
    »Genau. Aber das habe ich nicht weiter verfolgt. Er erzählte mir, dass der Überfalltrupp in der Nacht, als der Arbeiter seine Begegnung mit den beiden Kubanern meldete, längst zum Angriff bereitstand.«
    »Wie das?«, wollte Lit wissen.
    Diesmal beantwortete Dtui seine Frage. »Sie hatten einen Tipp bekommen.«

    »Dreimal dürfen Sie raten, von wem«, setzte Siri hinzu. »Santiago wollte die Zeremonie so schnell wie möglich vollziehen. Er war neugierig. Aber er befürchtete auch, dass Odon ihn hinterher erpressen könnte. Oder dass sich herumsprechen würde, dass er, der große Arzt und Magier, ein Schwindler war. Er rechnete wohl nicht damit, dass die vietnamesischen Soldaten Odon umbringen würden. Oder es war ihm egal. Jedenfalls streute er nach dem gewaltsamen Ableben des jungen Mannes jede Menge Indizien, die den Schluss nahelegten, dass Odon der Palo-Priester gewesen war.«
    »Und Odons Geist weiß das und sinnt auf Rache«, sagte Dtui.
    »Da bleibt nur eins«, befand Siri. Er trat vor den Schreibtisch und lächelte Santiago an. Der Kubaner schien sich von seinem Schock erholt zu haben und war offenbar wieder obenauf. »Würden Sie dem guten Doktor bitte sagen, dass wir alles wissen? Nicht, dass ich seine Machenschaften gutheißen würde, aber ich habe nach wie vor den größten Respekt vor seinen Fähigkeiten als Chirurg. Ich bedauere sehr, dass er seinen Beruf nach Abschluss dieser Angelegenheit wohl nicht mehr wird ausüben können, wünsche ihm aber dennoch alles Gute für die Zukunft.«
    Während Dtui übersetzte, reichte Siri dem Kubaner die Hand und bedachte ihn mit einem herzlichen Lächeln. Santiago schlug ein und erwiderte das Lächeln. Zunächst schien er erstaunt über Siris festen Händedruck. Dann dämmerte es ihm.
    Der Kubaner schrie und versuchte vergeblich, seine Hand zurückzuziehen. Eine Kraft ging von Siri auf Santiago über. Dtui sah, wie der Kubaner sich auf seinem Stuhl wand und krümmte. Dann richtete er sich langsam
zu voller Größe auf, und sein Gesicht wirkte irgendwie jünger als zuvor. Als Siri schließlich seine Hand losließ, schien ein anderer Mensch am Schreibtisch zu sitzen.
    Auch Genosse Lit hatte die Verwandlung bemerkt. »Dr. Siri, darf ich fragen, was gerade passiert ist?«
    Nach allem, was der Sicherheitschef mit angehört hatte, hielt Siri es für sinnlos, ihn weiter im Unklaren zu lassen. »Genosse Lit, in der vergangenen Woche hat der Geist Odons in meinem Körper gewohnt. Er fuhr an Santiagos Altar in mich. Damals dachte ich, er wolle sich an Schwester Dtui vergehen, aber wie sich herausstellte, richtete sich seine Wut gegen Santiago. Darauf hätte ich eigentlich schon viel früher kommen können.«
    »Worauf? Dass ein Geist, der etwas auf sich hält, nie und nimmer über meine süße kleine Wenigkeit herfallen würde?«, fragte Dtui. Da sie sich dem alten Kubaner gegenüber nicht länger zur Höflichkeit verpflichtet fühlte, hatte sie das Übersetzen aufgegeben.
    »Dass es dafür keinen logischen Grund gab«, sagte Siri. »Geister gehen im Allgemeinen logisch vor. Odon wollte seinen Namen und den seines Freundes reinwaschen, weil der Ruf eines Menschen seinen Tod überdauert. Und um uns
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