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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Autoren: Linda Fairstein
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Kopf. »Danke, Sir. Nein, Sir. Ich, ich, äh, das habe ich nicht -«
    Ingels legte seinem Klienten die Hand auf den Arm und bat ihn, still zu sein.
    Ich nahm meine Unterlagen und verließ mit Mercer den Gerichtssaal.
    »Dir wäre es wohl lieber gewesen, wir hätten ihn erst später festgenommen?«
    »Dich trifft keine Schuld«, sagte ich. »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass die Pillengläschen noch herumstehen würden. Ich dachte mir, du würdest die Wohnung durchsuchen, wir würden das Beweismaterial analysieren lassen und ihn nächste Woche verhaften. Aber so hattest du keine andere Wahl. Ich mache dir keinen Vorwurf.«
    »Und jetzt musst du den Fall vor diesem Neandertaler verhandeln?«
    »Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern kann.« Der Bezirksstaatsanwalt Paul Battaglia war manchmal bereit, seine Beziehungen spielen zu lassen, nachdem es in der Vergangenheit des Öfteren zu Peinlichkeiten gekommen war, weil es Richter gab, die den medienträchtigeren Fällen nicht gewachsen waren.
    Mercers Handy vibrierte in seiner Jackentasche, als wir die Eingangshalle des Gerichtsgebäudes durchquerten.
    »Nein, wir sind fertig«, hörte ich ihn sagen. »Auf dem Weg in ihr Büro. Willst du sie selbst fragen?«
    Er reichte mir das Handy und sagte, dass Mike am Apparat sei.
    »Was gibt’s?«
    »Nichts Gutes«, sagte Mike. »Ich bin auf dem Weg zum Lincoln Center. Zur Metropolitan Opera.«
    »Gibt’s was Neues von Natalja?«
    »Nichts.«
    »Niemand hat sie gesehen?«, fragte ich.
    »Man hat ein paar Sachen gefunden. Sie hat eine Szene aus Giselle getanzt - das ist doch das Ballett mit den Willis, oder?« Mike wusste, dass ich mich schon zeit meines Lebens für Ballett interessierte.
    Ich bejahte.
    »Ein Kopfschmuck, und ein Tüllfetzen - wahrscheinlich ist sie mit dem Rock an einem Nagel hängen geblieben.«
    »Eine weiße Blumengirlande, mit Schleier?« Das war das Standardkostüm für Giselles Grabszene.
    »Klingt gut. Würde eine Tänzerin wie sie nach der Vorstellung mit einem langen Bühnenkostüm und Ballettschuhen auf die Straße gehen?«
    »Unwahrscheinlich. Selbst wenn sie einen Mantel über ihr Kostüm gezogen hätte, würde sie die Schuhe wechseln, um sie auf dem Asphalt nicht kaputtzumachen. Warum fragst du, Mike? Wo hat man die Sachen gefunden?«
    »In einem Korridor im dritten Stock, ein paar Treppenaufgänge über der Bühne und den Künstlergarderoben. Zusammen mit einem Handschuh - einem weißen Herrenhandschuh aus Glacéleder. So einer von der eleganten Sorte, du weißt schon. Ich hatte mal ein Paar davon, als ich bei einer Hochzeit in der St. Patrick’s Cathedral Platzanweiser war. Und dann sind da noch ein paar Tropfen an der Wand, die wie Blut aussehen.«
    »Das könnte vieles -«
    »Habe ich die Kontaktlinse schon erwähnt? Eine einzelne Linse. Ihr Agent hat bestätigt, dass sie welche trägt.«
    Ich stellte mir vor, wie kräftig der Schlag gewesen sein musste, um eine Kontaktlinse aus dem Auge herauszubefördern. »Du glaubst also, dass ein Kampf stattgefunden hat.«
    »Wir untersuchen das Haus vom Keller bis zum Dach - jeden Raum, bis hin zum kleinsten Kabuff. Das Gebäude ist riesig. Ich kann nicht mehr untätig herumsitzen und warten, bis die vierundzwanzig Stunden abgelaufen sind.«
    Ich sah Talja vor mir - eine strahlende Schönheit, hinter deren zerbrechlicher Erscheinung sich die unglaubliche Kraft und Ausdauer verbarg, die jede große Primaballerina auszeichnete. Ich hatte sie noch vor einigen Monaten im Lincoln Center gesehen, wo sie die riesige Bühne beherrschte, als wäre sie dort zu Hause.
    »Es ist unvorstellbar«, sagte ich.
    »Was, Coop?« Seit seiner privaten Tragödie war Mikes Zynismus noch ausgeprägter. »Dass Talja Galinowa vielleicht das Pech hat, in der diesjährigen Mordstatistik zu erscheinen?«
    Meine über zehnjährige Berufserfahrung hatte mich gelehrt, dass niemand dagegen gefeit war, auf dieser oft willkürlichen Liste aufzutauchen. Aber wie kann jemand in einem weltberühmten Theater verschwinden, während sich zum selben Zeitpunkt über viertausend Menschen dort aufhalten?
    »Es ist unmöglich, dass sie in der Met einem Mord zum Opfer fiel.«

4
    Mercer parkte in der Zufahrt, die vom Broadway abbog und an dem gesamten Vorplatz des Lincoln Center von der 65. bis hinunter zur 62. Straße entlangführte. Der travertinverkleidete Theater- und Musikkomplex war in den 1960er Jahren für eine Summe erbaut worden, die heute über einer Milliarde US-Dollar
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