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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Samstagnachmittag die ersten Kamerateams und Reporter der Privatsender aufgetaucht, und über den Sonntag waren es noch mehr geworden.
    Die Schutzpolizei hatte es geschafft, den Opschlag so weiträumig abzusperren, dass van Gemmern und seine Spurensicherung ungestört arbeiten konnten, aber allein die Anwesenheit der Fernsehleute brachte Unruhe in den Ort, halb Kleve schien sich an diesem Wochenende in der Unterstadt zu tummeln.
    Als Norbert van Appeldorn am Montag früh ins Präsidium kam, erwartete ihn ein genervter Pressesprecher. «Die rennen mir hier die Bude ein», ächzte er. «Und ich kann nichts anderes tun, als sie mit irgendwelchen Floskeln abzuspeisen. So langsam brauche ich mal etwas Konkretes von euch.»
    «Wir wissen doch selbst noch nichts», gab van Appeldorn zurück. «Aber okay, sag ihnen, dass die Knochen momentan von Pathologen, Historikern und Anthropologen untersucht werden. Und da es sich um einen historischen Fund handelt, werden wir wohl auch Archäologen anfordern müssen.»
    «Stimmt das denn?» Der Kollege schaute ihn skeptisch an.
    Van Appeldorn zuckte die Achseln. «Bonhoeffer wollte einen Anthropologen hinzuziehen. Aber er hat sich noch nicht wieder bei uns gemeldet. Setz für morgen um elf eine Pressekonferenz an. Bis dahin werden wir ja wohl zumindest ein vorläufiges Ergebnis haben.»
    «Ich nagele dich darauf fest, Norbert.»
    «Das kannst du.»

    Im Büro begrüßte ihn ein ausgesprochen fröhlicher Bernie Schnittges.
    «Ich habe die Wohnung am Blauen Himmel bekommen. Wenn ich will, kann ich sofort einziehen. Sie ist toll.» Er streckte van Appeldorn seine Hand entgegen. «Danke für die Vermittlung. Du hast was gut bei mir.»
    Aber van Appeldorn winkte ab. «Keine große Sache. Hast du schon was gehört?»
    «Klaus war eben da. Heute Mittag um zwei will er uns einen vorläufigen Bericht liefern, er bringt auch Arend mit – und Marie.»
    «Wer ist Marie?»
    «Arends neue Assistentin, wie es sich anhört.»
    «Eine Anthropologin?»
    Schnittges zuckte die Achseln. «Weiß ich nicht. Auf alle Fälle muss sie ein Genie sein, Klaus ist richtig ins Schwärmen geraten.»
    «Klaus? Ins Schwärmen?» Van Appeldorn zog ungläubig die Augenbrauen hoch.
    Bernie schmunzelte. «So würde ich es beschreiben, ja.»
    «Ach was? Und? Hat er vielleicht auch irgendwas Sachdienliches preisgegeben?»
    «Nur dass sich die Liegezeit bestätigt hat, ungefähr fünfundsechzig Jahre.»
    «Dann geht uns das ja tatsächlich etwas an.» Es war Peter Cox, ihr Aktenführer, der hereingekommen war und die letzten Sätze gehört hatte. «Ich hab’s gestern in der Zeitung gelesen: ‹Skelettfund am Opschlag›, und mich gefragt, ob wir da vielleicht tätig werden müssen.» Er hängte seine Jacke über seinen Schreibtischstuhl und setzte sich. «Dann erzählt mal.»
    Aber dazu kam es nicht, denn jetzt stand auch Penny in der Tür, die vierte in ihrem Team.
    Penny Small, die junge Engländerin, arbeitete seit fast drei Jahren beim KK11 und war seit dem vergangenen Sommer mit Peter Cox verheiratet.
    «Morgen.»
    Schnittges schaute sie besorgt an. Sie sah aus, als hätte sie stundenlang geweint, und auch Peter war ungewohnt blass. «Was ist denn mit euch?», fragte er und biss sich sofort auf die Lippen. Vielleicht hatten die beiden Krach miteinander, und das ging ihn nun wirklich nichts an.
    Aber Penny antwortete sofort: «Bei unserer Motorradtour ist jemand ums Leben gekommen.»
    «Das ist ja furchtbar.»
    «Jetzt setz dich mal hin, Mädchen», sagte van Appeldorn, «sonst kippst du uns noch um. Wie ist das denn passiert?»
    Sie schüttelte nur stumm den Kopf, sodass Cox schließlich einsprang. «Es war am Freitag, gleich zu Beginn unserer Tour, kurz hinter Moyland. Gereon ist in einer Kurve weggerutscht und unter seine Maschine geraten. Er war sofort tot.»
    Penny hatte sich inzwischen gesetzt und die Stirn in die Hände gestützt. «Ich begreife es einfach nicht. Er war direkt hinter mir, und es war eine völlig harmlose Kurve. Ich habe sie ganz locker genommen, und ich war sicher schneller als er.»
    «Gereon?», fragte van Appeldorn. Der Name war ungewöhnlich. «Gereon Vermeer, der Ökobauer aus Bedburg?»
    «Ja», bestätigte Cox. «Kanntest du ihn?»
    «Wir kaufen manchmal in seinem Hofladen ein. Ich wusste nicht, dass er zu eurer Motorradgruppe gehört.»
    «Doch, schon von Anfang an, seine Frau eigentlich auch.» Cox musste schlucken. «Aber Britta war diesmal nicht mit dabei, weil sie vor einer Woche
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