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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen
Autoren: Vampira VA
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die Gestalt, um deren Kragen sich ihre Faust gekrampft hatte. Ihr Griff bewahrte Isaak Germain davor, sich der Schwerkraft zu ergeben und sofort wieder zu Boden zu sinken. Er ließ es sich gefallen, als wäre er ihr Spielzeug. Eine Marionette, deren Fäden jemand blutig durchtrennt hatte.
    Jemand .
    ETWAS!
    Lilith rief sich Germains Andeutungen in Erinnerungen. Die mysteriöse Gefahr, von der er gesprochen hatte. Eine Gefahr, die allen hier in dieser Stätte der Zusammenkunft drohte!
    Aber von wem?
    Lilith brauchte Germain nur anzuschauen, um ihm zuzugestehen, daß kein Bluff der Welt soweit gegangen wäre.
    Das Gewand, an dem sie ihn hielt, begann wie elektrisch aufgeladen zu knistern.
    Das war der Anfang. Dann verlor es seine Helligkeit, weil das Weiß von abgrundtiefem Schwarz verschlungen wurde, als saugte sich der Stoff mit Tinte voll. Oder als .
    Lilith blinzelte.
    Nur kurz hatte sie den Blick von den Geschehnissen im Gewölbe gelöst, um sich ein Bild von Germains Zustand zu machen. Nun erhielt sie den letzten Beweis, daß eine starke übernatürliche Kraft ins Geschehen eingegriffen hatte - eine Macht, die mit Isaak Germain nach Belieben verfuhr!
    Im selben Maße, wie sich seine Kleidung verdüsterte, hellte sich die Haut des Priesters auf!
    Bleichte! Und schälte sich von seinem faulenden Fleisch .!
    Germain riß den Mund auf, als stünde er auf einem Scheiterhaufen, der ihm - wie Aimee drüben auf dem Altarstein - jedes Härchen vom Körper sengte. Aber kein Laut drang über seine verdorrenden, Blasen werfenden Lippen. Er sah aus wie eine ins Riesenhafte mutierte Laborratte mit deutlichen albinoiden Merkmalen.
    Wer ihn in diesem Moment sah, kahl, pigmentlos und aus unzähligen kleinen Wunden blutend, hätte ihm die Fähigkeiten abgesprochen, die er noch Minuten zuvor eindrucksvoll bewiesen hatte: die Fähigkeit, Massen zu führen, sie mitzureißen .
    Ein anderer tat es nun für ihn. Jemand, der aussah wie zuvor er.
    Auch wenn es Lilith wie Minuten vorkam, so liefen die Dinge, auf die es wirklich ankam, doch binnen Sekunden aus dem Ruder.
    Plötzlich bäumte sich Germain auf - aber nur, um sich übergangslos wieder zu entspannen und vollkommene Ruhe zu verbreiten. Stoische Ruhe, wie sie nur Toten zueigen ist, die keine Ambitionen haben, aus dem Jenseits zurückzukehren.
    Und die Chancen, daß Isaak Germain zum Widergänger werden könnte, standen miserabel. Unter Liliths Fingern verwandelte er sich in dieselbe amorphe Substanz, zu der auch die Tierleichen auf den Fetischen zerfielen - als gäbe es zwischen ihnen und Germain mehr als nur eine flüchtige Verwandtschaft.
    In diesem Augenblick begriff Lilith, daß sie in ein Wespennest gestochen hatte. Auch wenn die Fährte, der sie gefolgt war, nicht im Unterschlupf von Vampiren geendet hatte - was sich hier manifestierte, war mindestens ebenso gefährlich! Weil es auf dieser Seite der Welt eigentlich nichts zu suchen hatte.
    Lilith erkannte es in dem Moment, als das Wesen mit dem Aussehen Isaak Germains ihr das Gesicht zudrehte, die Dolchklinge grimassenhaft lächelnd bis zum Schaft in Aimees Nabel trieb und gleichzeitig seine Maske fallen ließ. Sich zeigte, wie es darunter aussah.
    Und Lilith mit einem Blick zu sich befahl - wie sie es bei Isaak Germain getan hatte, der jetzt nur noch von winzigen schwarzen Blitzen umsponnene Asche war. Kalt verzehrt von dem, was nun nach Lilith griff ...
    *
    Die Wände des Gewölbe zerliefen wie Wachs in der Sonne. Und bei jedem Schritt, den Lilith auf den Altar zumachte, versank sie bis zu den Knöcheln in morastigem Stein .
    Es ist nicht wahr, dachte sie. Er betrügt mich! ES.
    Das Ding auf dem Podest! Das dämonische Gewächs, das mit nichts Ähnlichkeit hatte, was Lilith je gesehen hatte. Das schemenhaft blieb, weil ihre Sinne es nicht benennen konnten ...
    Unwillkürlich mußte sie an die Geschehnisse im Garten Eden denken, wo das erste von Gott erschaffene Menschenpaar bestimmt worden war, den Tieren und Pflanzen Namen zu geben - um ihnen auf diese Weise erst Wirklichkeit zu verleihen.
    In diesem einsamen Moment im Angesicht einer unbenamten Kreatur bildete sich Lilith ein, daß sie verstand, welcher immensen Gefahr Gott dadurch für spätere Generationen hatte vorbeugen wollen. Für dies hier gab es keine passenden Begriffe - und Lilith war nicht in der Lage, welche zu erfinden.
    ES blieb ES. Schattenhaft, gewaltig . und ganz nah!
    Nicht nur Lilith saß in der Falle. Nicht nur Aimee war sein Opfer.
    ES würde keinen
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